Duisburg-Rheinhausen.. Seit 1999 zeigt das Kom’ma Theater im Dezember die etwas andere Weihnachtsgeschichte von „Ox und Esel“. Blick hinter die Kulissen.


Eine kreative Pause nennt man das wohl: die Schauspieler Helmut (Helle) Hensen und Uwe Frisch-Niewöhner vom Rheinhauser Kom’ma Theater liegen auf den Matten am Bühnenrand und plaudern. In nicht einmal einer Stunde stehen sie als „Ox und Esel“ in dem gleichnamigen Stück von Norbert Ebel vor kleinen, größeren und großen Zuschauern.

Doch die Bühne ist noch völlig leer, die beiden Darsteller sind weder kostümiert, noch proben sie. Und selbst ein Blick hinter die nicht vorhandene Kulisse vor einer Trennwand aus Stoff, lässt höchstens ein Trauerspiel, statt einer etwas anderen Weihnachtsgeschichte vermuten, die hier gleich aufgeführt werden soll:

Jede Menge Requisiten

Ein alter, großer Koffer, ein Strohballen, ein Eimer, Geschirrtuch, Jutesack, zwei Hocker, eine Trommel mit Schlägel, ein paar alte, schwarze Herrenschuhe, eine Hose mit Hosenträgern, ein rotes Gästehandtuch, Blechdosen, eine Babyflasche mit Milch, Obstkisten mit Heu und ein hautfarbenes Kopfkissen, das an einer Seite geknotet ist liegen hinter der Bühne.

„Wir fangen aus dem Nichts an und bauen, während wir das Stück spielen, alles auf“, erklärt Uwe Frisch-Niewöhner und öffnet den alten Koffer. Ein Haarreifen mit Eselohren und ein Helm mit Hörnern kommen zum Vorschein, eine Mütze, eine kleine Holzkrippe und ein alter Mantel, aus dessen Taschen der 68-Jährige die Figuren von Maria und Josef und einem kleinen Mini-Jesusbaby hervor zaubert. „Das ist unser Ersatz-Jesuskind“ sagt der Schauspieler und lacht. Dann nimmt er das fleischfarbene Kopfkissen mit dem Knoten in die Hand und sagt: „Das hier ist unser eigentliches Baby in der Krippe.“

Das Bühnenbild entsteht im Stück

An Kreativität mangelt es dem Ensemble bekanntlich nicht. „Wir hatten ganz am Anfang aber auch einen richtigen Stall für die Bühne gezimmert“, erinnert sich Helmut Hensen. „Aber dann kam ein uns bekannter Regisseur aus Bonn, um das Stück zu sehen. In der Pause sprach ich ihn auch auf unseren Stall an. Er meinte nur: ‘Jaja, hab ich gesehen...’ Und da wussten wir, dass die Kulisse nix taugt. Der Stall und das Bühnenbild kamen sofort weg.“

Das war 1999, bei einer der ersten Aufführungen des mittlerweile traditionellen, jährlichen Weihnachts-Schauspiels, das immer im Dezember in Rheinhausen und auch im Stadttheater vom Kom’ma Theater gezeigt wird – bis zu 25 Mal pro Vorweihnachtszeit. „Am Anfang waren es bis zu 50 Vorstellungen, die wir damals noch bundesweit gegeben haben“, sagt der 62-jährige Ox-Darsteller. „Aber heute gibt es in jeder größeren Stadt eine eigene ‘Ox und Esel’-Produktion. Das Stück ist so bekannt, dass es in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und mittlerweile weltweit gezeigt wird.“

Stück wurde 1998 entwickelt

Entwickelt wurde das Theaterstück für Kinder ab fünf Jahre 1998 vom Düsseldorfer Norbert Ebel. In der komischen, aber auch einfühlsam ernsten und etwas anderen Weihnachtsgeschichte geht es um einen Ochsen und einen Esel, die in ihrer Futterkrippe im Stall ein schreiendes Baby, vielleicht sogar das Jesuskind, finden und sich nach und nach zu einem fürsorglichen Adoptivgespann entwickeln – immer schwankend zwischen Verantwortungsbewusstsein und Eigensinn.

„Norbert Ebel reichte das Stück 1999 zum ‘Kaas & Kappes Festival’ bei uns ein und erhielt dafür den deutsch-niederländischen Autorenpreis“, sagt Schauspieler Helmut Hensen. Seither wird „Ox und Esel“ vom Kom’ma Theater gespielt. Das Duo Hensen und Frisch-Niewöhner, als älteste „Ox und Esel“-Besetzung des Theaters, führte das Weihnachtsstück alleine rund 500 Mal auf, schätzen die beiden.

Größere Änderungen an Text und Bühnenbild gab es seither nur in den ersten ein bis zwei Jahren. „Heute werden nur noch dann Stück oder Requisiten verändert, wenn wir etwas vergessen“, meint Uwe Frisch-Niewöhner scherzhaft. Langweilig wird den beiden passionierten Schauspielern dabei aber nicht. „Es liegen ja elf Monate Pause zwischen den Vorstellungen.“ Eine richtige Wideraufnahmeprobe gibt es deshalb für „Ox und Esel“ nicht.

Ein einfühlsamer Klassiker

„Die größte Vorbereitung besteht für uns darin, den anderen auf der Bühne zu überraschen“, sagt Uwe Frisch-Niewöhner. „Wir kneifen uns zum Beispiel spontan oder streiten lustvoll. Denn das Stück ist nur gut, wenn es morgen anders ist als heute“, meint Esel-Darsteller Uwe Frisch-Niewöhner. Entspannte Spontaneität statt starr einstudierten Szenen also, aber immer sich nach und nach entwickelnd, „ganz so, wie Kinder auch eine Geschichte entwickeln“. Und so, dass die Kom’ma-Produktion jedes Mal wieder ein einfühlsamer, mitreißend gespielter und liebevoll rührender Klassiker der Vorweihnachtszeit bleibt – auch ganz ohne Stall.

Auftritte am Freitag und Samstag

Am Freitag und Samstag, 23. und 24. Dezember, zeigt das Rheinhauser Kom’ma Theater (Schwarzenberger Straße 174) noch einmal das Stück „Ox und Esel“ von Norbert Ebel für Kinder ab fünf Jahren. Die Aufführung am morgigen Freitag, 23. Dezember, um 20 Uhr ist traditionell eine Benefizveranstaltung zu Gunsten der Kindernothilfe.

Alle Gelder für Eintritt und Getränke des Abends fließen zu 100 Prozent in ein Projekt, das die Lebenssituation von Kindern in einem Flüchtlingslager in Libyen verbessern hilft. Für diese Veranstaltung sind alle Karten bereits vergriffen – das Stück wird allerdings auch live auf eine Großleinwand im Foyer übertragen – Besucher sind willkommen.

Für die Vorstellung an Heiligabend, Samstag, 24. Dezember, um 11 Uhr gibt es noch wenige Restplätze. Der Eintritt kostet für pro Kind vier Euro, Erwachsene zahlen acht Euro pro Person

Interessierte reservieren Karten unter  0203/283 84 86 (am Donnerstag und Freitag jeweils in der Zeit von 10 bis 13.30 Uhr).