Duisburg.. NRW-Innenminister Ralf Jäger will mehr Polizisten mit Zuwanderungshintergrund. Die Deutsch-Türkin Aylin Sözen ist bei der Duisburger Einsatzhundertschaft. Sie verrät, warum Migranten die Polizeiarbeit an vielen Stellen erleichtern.

Er dachte wohl, die Polizisten würden ihn nicht verstehen. Auf Türkisch gab er seinem Freund den Tipp: „Gib andere Personalien an.“ Ein Fehler, denn Aylin Sözen verstand jedes Wort. Dank der türkischen Polizeikommissarin wurde der illegal in Deutschland lebende Mann überführt.

Dass Beamte mit Migrationshintergrund die Polizeiarbeit an vielen Stellen erleichtern, hat auch die Politik erkannt. Für 2012 sucht das Land NRW 1400 junge Menschen, die Polizist werden wollen. Beim Start der landesweiten Werbekampagne für den Polizeinachwuchs erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), dass die Polizei gezielt um „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte werbe“. Ihre Sprachkenntnisse und kulturellen Hintergründe würden im Polizeidienst immer wichtiger.

Das kann Aylin Sözen nur bestätigen. 2002 entschied sich die inzwischen 27-jährige Deutsch-Türkin Polizistin zu werden. 2009 beendete sie ihre Ausbildung. Sie blieb bei der Duisburger Einsatzhundertschaft und sorgt nun bei Fußballspielen, Demonstrationen und anderen Großveranstaltungen für Ruhe und Ordnung.

Türkische Herkunft hilft bei der Arbeit

Die Duisburger Hundertschaft wird im ganzen Bundesgebiet eingesetzt, oft ist Aylin Sözen auch über Nacht von zu Hause weg. Ihr türkischer Ehemann habe damit kein Problem, erklärt die junge Frau selbstbewusst. Auf Anhieb fallen ihr viele Situationen ein, in denen ihr ihre türkische Herkunft bei der Arbeit geholfen hat. Etwa, als sie zu einem Verkehrsunfall gerufen wurde, bei dem keiner der Beteiligten Deutsch sprach. Oder als bei einem türkischen Familienstreit, die Frau, die von ihrem Mann geschlagen worden war, sich lieber einer türkischen Polizistin anvertraute.

Was ihr aber auch wichtig ist: „Man geht nicht mit so vielen Vorurteilen an bestimmte Situationen heran.“ Viele Deutsche würden sich darüber ärgern, dass Ausländer häufig auf der Straße herumlungerten. Sie hingegen wisse, dass das kein Herumgelungere sei, sondern einfach die Mentalität dieser Menschen. „Das ist deren Kultur, das machen die auch in ihren eigenen Ländern.“ Das Ziel des Innenministers, die Zahl der Polizisten mit Migrationshintergrund zu erhöhen, findet Aylin Sözen deshalb „gut“. Allerdings nicht um jeden Preis. „Die Qualität sollte nicht darunter leiden“, meint die Krefelderin. Sprich, Bewerber sollten wegen ihrer Leistungen und nicht wegen ihrer Herkunft eingestellt werden.

Außerdem findet sie, dass die Auswahl an ausländischen Polizisten „bunt gemischt“ sein sollte. Die Politik dürfe sich nicht auf Bewerber aus einem bestimmten Land, etwa aus der Türkei, konzentrieren.

Alles eine Frage des Auftretens

Danach gefragt, ob es als Türkin bei der Polizei auch manchmal Probleme gebe, fällt der Kommissarin nur ein Beispiel ein: Wenn Landsleute meinen, „dass ich zu ihnen halten müsste.“ Bei Verkehrskontrollen bekomme sie häufig den Spruch zu hören: „Wir sind doch aus einem Land.“

Angst davor, dass sie als türkische Frau nicht ernst genommen wird, hat sie nicht. Es sei alles eine Frage des Auftretens. Und in der dunkelgrünen Hundertschaftenuniform mit Schlagstock am Gürtel und überdimensionalen Schulterpolstern dürfte das tatsächlich kein Problem sein. Doch es ist nicht nur diese Uniform, die große, dunkelhaarige Frau wirkt auch ohne ihren Sicherheitspanzer stark und selbstsicher. Sie fühlt sich sichtlich wohl in ihrem Beruf. Deshalb kann Aylin Sözen jungen Türkinnen auch nur dazu raten, sich bei der Polizei zu bewerben. So könnten sie zeigen, dass „türkische Frauen auch in typischen Männerberufen arbeiten können.“ Außerdem könne man Kollegen und Bürgern so beweisen, dass es viele Migranten gebe, die sich gut in Deutschland integriert haben. Bisher würden Polizistinnen wie sie meist „als Ausnahme“ gesehen.