Duisburg. Hundeverhaltenstrainerin Anja Keitel lehrt den richtigen Umgang mit dem Tier.
Vom Hund angekläfft, angesprungen oder sogar angegriffen und gebissen – in den letzten Wochen meldeten sich vermehrt Leser in der Redaktion, denen genau das im Duisburger Süden passiert sein soll. Schuld daran ist meistens gar nicht der Hund, sondern Herrchen oder Frauchen, erklärt Hundeverhaltenstrainerin Anja Keitel aus Wanheim. In ihrer mobilen Hundeschule leitet die 40-Jährige Hundehalter im richtigen Umgang mit ihren Vierbeinern an. Wir haben ihren „Hundeunterricht“ für einen Nachmittag besucht.
Kommunikationsproblem
„Der Grund für aggressives uns ungehorsamen Verhalten ist häufig eine schlechte Kommunikation zwischen Mensch und Tier“, erklärt die Wanheimerin. Oft würden Hunde als gefährlich eingestuft, die in Wirklichkeit nur in Verbindung mit ihrem Halter eine Gefahr darstellten. Viele Hundebesitzer deuteten die Signale, die ihnen ihr Hund gibt schlichtweg falsch. „Mit Sitz und Platz ist es nicht getan“, sagt Anja Keitel. „Wichtig ist, dass der Hund weiß, wie er sich in Alltagssituationen, auf der Straße und zuhause zu verhalten hat.“ Dem Tier das zu zeigen, dafür sei der Halter verantwortlich.
Einmal in der Woche trifft sich Anja Keitel mit ihren Kunden und deren Tieren. Heute ist Kerstin Albrecht mit ihrem Border Collie Spike zum Unterricht auf eine große Wiese in den Biegerpark gekommen. Verhaltenstrainerin Keitel geht auf die beiden zu. Hier beginnt bereits das Training: Kerstin Albrecht hält Spike an ihrer Seite und begrüßt Anja Keitel. „Der Hund weiß jetzt, dass alles in Ordnung ist, dass die Halterin erkannt hat, dass sich jemand nähert“, erklärt die Trainerin. „Unsicherheit kann so beim Hund gar nicht aufkommen.“
Belohnung folgt
Weiter geht es mit Konzentrationsübungen, bei denen Spike lernt, genau den Anweisungen seiner Besitzerin zu folgen. Als „Bestätigung“ für ein richtig befolgtes Kommando gibt es einen Keks. Heute macht Spike fast alles richtig. „Du darfst dich ruhig auch mal freuen“, ruft Anja Keitel ihrer Schülerin zu. „Emotionen zeigen – das motiviert den Hund“, erklärt sie weiter. Das Verhalten des Hundes sei stark abhängig von dem des Hundehalters. „Wer emotionslos oder aggressiv mit seinem Hund umgeht, muss sich nicht wundern, wenn dieser nicht hört oder selbst aggressiv wird“, sagt sie. „Zeigt man jedoch Freude und Begeisterung, merkt man, dass sich ein Hund völlig verändern kann.“
Hunde brauchen Beschäftigung
Bei der nächsten Übung legt Kerstin Albrecht ein rotes Säckchen auf die Wiese, Hund Spike muss so lange ruhig sitzen bleiben. Dann schickt ihn sein Frauchen los zum Apportieren. Das schult nicht nur den Gehorsam sondern beschäftigt den Hund auch. Hier sieht Anja Keitel das Hauptproblem: „Hunde müssen beschäftigt werden“ lautet ihr Credo. Schließlich würden die Vierbeiner seit Jahrhunderten für bestimmte Aufgaben gezüchtet. „Jagd-, Hüte- und Treibhunde haben alle ihre Jobs“, erklärt Keitel. „Sie müssen gefordert und beschäftigt werden, sonst sind sie unausgeglichen.“ Genau dann komme es nämlich zu unkontrollierbarem Fehlverhalten. „Hunde, die nicht ausgelastet sind, suchen sich etwas, verbellen Autos oder greifen Menschen an, die in ihre Nähe kommen“, warnt Keitel.
Mit Maulkorbzwang und Ordnungsgeld sei das Problem selten gelöst, bemängelt die Hundetrainerin. Ändern müssten sich die Hundehalter. Für die Zukunft würde sie sich eine Kooperation mit den Ordnungsbehörden wünschen, schließlich ist sich Anja Keitel ganz sicher: „Meine Arbeit macht Sinn.“