Duisburg/Ruhrgebiet. Sie engagieren sich gegen Pegida im Ruhrgebiet und fürchten um ihre Sicherheit. „Pott gegen Pegida“ ruft zu Gegendemo in Duisburg auf.
Sie wollen nicht erkannt werden, ihre Namen nicht in der Zeitung oder im Internet lesen. Die Initiatoren der größten Anti-Pegida-Facebookseite im Ruhrgebiet fürchten sich, zum Ziel gewaltbereiter Rechter zu werden. „Wir wurden von anderen Anti-Pegida-Facebook-Organisatoren gewarnt. Es gibt Namenslisten auf Naziseiten im Internet. Verbunden mit Gewaltaufrufen“, berichtet Jana Feldkamp*. „Wir nehmen diese Warnungen sehr ernst.“ Feldkamp ist eine der acht Köpfe, die hinter „Pott gegen Pegida“ stecken. Acht Menschen zwischen 31 und 55 Jahren, die „es keinesfalls hinnehmen wollen, dass Rassismus im Ruhrgebiet unbeantwortet bleibt.“
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„Pott gegen Pegida“ wurde erst vergangenen Dienstag ins Leben gerufen. Als Reaktion auf die Ankündigung der Pegida-NRW, heute in Duisburg erstmals in einer Stadt im Ruhrgebiet zu demonstrieren. Auf der Seite wird dazu aufgerufen sich an den Gegendemonstrationen in Duisburg zu beteiligen. Binnen weniger Tage klickten mehr als 7000 Menschen den „Gefällt-mir-Button“. Der Erfolg überrascht die Initiatoren nicht. „Seit Jahrzehnten leben im Ruhrgebiet Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen friedlich und freundschaftlich zusammen.“ Wenn das Ruhrgebiet gefordert ist, dann stehe es zusammen.
"Ostdeutsches Nazi-Phänomen"
„Wir haben Pegida lange Zeit für ein ostdeutsches Nazi-Phänomen gehalten“, erklärt Feldkamp. Das sei ihrer Ansicht nach auch die Erklärung dafür, warum es im Ruhrgebiet nicht bereits vor der heutigen Anti-Islam-Kundgebung, Demonstrationen gegen Pegida gegeben hat. „Wir konnten uns das hier einfach nicht vorstellen." Jetzt aber ist eingetroffen, was die Macher von „Pott gegen Pegida“ für unvorstellbar hielten. Umso engagierter gehen sie nun zu werke. In Schichten organisiert kümmern sie sich abwechselnd um die Facebookseite, streben den Dialog an. Auch mit Kritikern, wollen mit Argumenten überzeugen.
Sie alle gemeinsam haben ein Ziel: „Im Pott brauchen wir keine Pegida!“
Welche Demo wann und wo in Duisburg stattfindet
Vier Demonstrationen werden am Montagabend das Geschehen in der Duisburger Innenstadt bestimmen.
Pegida will um 18 Uhr mit einer Kundgebung am Duisburger Fernbusbahnhof an der Mercatorstraße beginnen. Anschließend wollen die Teilnehmer über die Mercator-, Wittekind-, Fürsten-, Günther-, Hohe Straße und zurück über die Friedrich-Wilhelm-Straße zum Bahnhofsvorplatz ziehen. Laut Polizei rechnet Anmelder Sebastian Nobile mit etwa 500 Teilnehmern.
1300 Gegendemonstranten erwartet
Auf der Seite der Gegendemonstranten werden nach ersten Schätzungen insgesamt 1300 Teilnehmer erwartet. Wieviele Demonstranten aber wirklich in der Duisburger Innenstadt unterwegs sein werden, kann von den Anmeldezahlen der Organisatoren noch abweichen.
Die Eckdaten der drei Anti-Pegida-Demonstrationen:
- Der DGB demonstriert zwischen 18 und 20 Uhr im Bereich Landfermannstraße/Theatervorplatz. Die Veranstalter erwarten um die 1000 Teilnehmer. Dieser Protestveranstaltung haben sich die Parteien, Kirchen und weitere Duisburger Institutionen angeschlossen.
- Die "Initiative gegen Duisburger Zustände" hat ihre Kundgebung von 17.30 bis 21.30 Uhr vor dem Kaufhof im Bereich Düsseldorfer Straße/Friedrich-Wilhelm-Straße und erwartet 200 Teilnehmer. Urspünglich war diese Gegendemo am Lifesaver geplant, doch da protestiert bereits der Verein Erwerbslose helfen Erwerbslosen mit seiner regulären "Montagsdemo".
- Das "Duisburger Netzwerk gegen Rechts" plant eine Kundgebung ab 17.30 Uhr auf dem Hauptbahnhof auf dem Portsmouthplatz (Bahnhofsplatte) und erwartet um die 100 Teilnehmer.
Die Polizei will mit einem Großaufgebot dafür sorgen, dass bei den vier Protestaktionen alles friedlich bleibt. Bereits ab 16 Uhr wird sie Teile der Innenstadt sperren. Ab dann kann es zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen kommen.