Duisburg. Altenheime freuen sich über gute Bewertungen im „Pflege-TÜV“. Doch die Noten werden dabei häufig großzügig verteilt. 18 von 66 Häusern bekamen bei der letzten Kontrolle die Bestnote 1,0 („sehr gut“). Krankenkassen raten den Interessenten: Häuser selbst besichtigen.
Hans-Bernd Wiemann, Leiter der beiden Helios-Seniorenheime in Duisburg, ist hoch zufrieden: Der „Pflege-TÜV“ hat das Seniorenstift an der St. Vinzenz-Klinik gerade mit 1,0 (Schulnote Sehr gut) bewertet, den Standort St. Barbara mit 1,2. Ähnlich gute Noten erhalten aber fast alle Anlagen in Duisburg.
Wer sich in den Portalen der Kranken- und Pflegekassen die Bewertungen der Duisburger Heime ansieht, staunt über so viele Einserschüler. Bei der BKK etwa sind 66 Heime gelistet, 18 davon kommen auf eine glatte 1,0, die meisten übrigen auf Bewertungen bis 1,5. Nur ein Heim überhaupt hat eine zwei vorm Komma.
Bewertungsverfahren und Ergebnisse sind umstritten
Seit 2008 überprüft der Medizinische Dienst der Krankenkassen (für Duisburg zuständig ist der MDK Nordrhein in Düsseldorf) die Qualität von Seniorenheimen. Das Ergebnis wird seit 2009 veröffentlicht, heute als so genannter „Transparenzbericht“. Die Prüfer kommen unangemeldet und bewerten 82 Einzelkriterien, sortiert in fünf Kategorien: 1. Pflege und medizinische Versorgung, 2. Umgang mit Demenzkranken, 3. Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung, 4. Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene, 5. Befragung der Bewohner (letzteres fließt nicht in die Gesamtnote ein).
Heimbetreiber wollen gute Noten
„Es sollte zuerst um die pflegerischen Leistungen gehen“, sagt ein Sprecher der AOK Rheinland. Die Kasse rät daher vor der Wahl eines Heims, das Haus zu besichtigen, mit anderen Angehörigen zu sprechen. Wer zudem auf die Noten schaut, sollte die Bewertung von Pflege und medizinischer Versorgung am stärksten beachten.
Gleichwohl sind Heimbetreiber auf gute Noten erpicht. Peter Leuker, Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe Duisburg: „Über sehr gute Ergebnisse freuen wir uns natürlich. Mit den Bewertungen des MDK setzen wir uns intensiv auseinander. Sie geben uns wichtige Hinweise für unser Qualitätsmanagement und zeigen uns auch, wie wir im Vergleich zu Mitbewerbern abschneiden. Für die Angehörigen scheinen die MDK-Noten nach unserer Erfahrung aber eher weniger wichtig zu sein.“