Duisburg. Noch immer hängen selbst an scheinbar sicheren Wegen viele hundert Kilo schwere Äste lose in den Baumkronen. Förster können kaum mehr tun, als Spaziergänger darauf hinzuweisen. Doch die schleppen sogar kleine Kinder in den Forst und beschimpfen Waldarbeiter, die gegen die Holzberge ankämpfen.

Der Spazierweg am Parallelkanal im Sportpark Wedau scheint sicher. Doch wer genau hinsieht, entdeckt auch hier noch lose Äste in den Baumkronen, abgerissen von Sturm Ela am Pfingstmontag: Wo Bäume stehen, herrscht auch zehn Tage nach dem wütenden Wind Lebensgefahr. Die Stadtförster Axel Freude und Stefan Jeschke können kaum mehr tun, als Waldwanderer und Jogger zu warnen. Nur: Unfassbar viele Menschen ignorieren das vorerst bis 7. Juli gültige Verbot, Wälder zu betreten.

Horst und Naree Becker haben sich den Sportpark bewusst für ihren Spaziergang ausgesucht. Sie sind einigermaßen erschrocken, als sie auch hier die dicken Zweige mit langsam welkendem Laub über ihren Köpfen entdecken. „Hier muss man ja alles im Blick haben“, sagt Horst Becker.

„Ich hoffe, dass niemandem etwas passiert“, sagt Förster Freude. „Die Gefahr lauert überall und ist nicht abschätzbar.“ Sie könnte noch größer werden. Wenn das Laub an abgerissenen Ästen welkt, werden sie zwar in den Kronen besser sichtbar – sie rutschen aber auch leichter. So ein Trumm kann eine halbe, bei alten Buchen auch mehrere Tonnen wiegen. Und gelockerte Bäume können noch immer ohne Vorwarnung umfallen.

Dass es derzeit aus gutem Grund verboten ist, Wälder zu betreten, werde „quasi ignoriert“, berichtet Stefan Jeschke. „Es sind kaum weniger Leute im Wald als vor dem Sturm.“ Der Waldhüter hat die Verbote zwar an den Hauptzugängen in den Forst ausgehängt. Aber das liest kaum jemand. Oder nimmt es so wenig ernst, wie direkte Ansprache durch den Förster. „Da ernten wir nur Kopfschütteln“, sagt Jeschke. „Der Hund muss ‘raus, heißt es.“ Fassungslos macht ihn, dass Eltern auch kleine Kinder mit in den Wald nehmen.

Waldarbeiter werden angeschnauzt

Manche Spaziergänger werden grantig, schnauzen sogar Waldarbeiter an, die gegen die Holzberge ankämpfen, um zumindest die Hauptwege sicher zu machen. „Die sind selbst am Sonntag noch unterwegs“, sagt Axel Freude.

Wer jetzt den Wald betritt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Die Konsequenzen reichen von der mündlichen Verwarnung über 5 bis 35 Euro Verwarngeld bis zum Bußgeld (500 bis 5000 Euro). Das droht beispielsweise, wer organisierte Veranstaltungen in Wälder führt „und bewusst andere Menschen in Gefahr bringt“, so Freude.

Der für Samstag geplante Waldspaziergang der katholischen Familienbildung für Familien zum Beispiel fällt darum aus

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