Auf dem Monitor in seinem Büro zeichnen sich die Vitalzeichen eines Menschen ohne Herz ab. Gleichmäßig pulsieren die Zacken über den Bildschirm. Mit seiner Hand schneidet Prof. Dr. Gero Tenderich das Herzmodell anschaulich „entzwei“: Beide Herzkammern entfernt der Arzt des Evangelischen Klinikums Niederrhein, um Platz zu schaffen für das Kunstherz. Die beiden mandarinengroßen Kunststoffkammern werden bei betroffenen Patienten an die Vorhöfe angenäht, die Kompressionsschläuche ragen dann aus dem Bauch heraus.
Weltweit leben knapp über 1000 Menschen mit einem kompletten Kunstherzen. Zusammen mit Prof. Dr. Reiner Körfer hat Tenderich allein im vergangenen Jahr 14 eingesetzt, damit bilden sie das größte Implantationszentrum Europas. Die Ärzte haben bei ihrem Wechsel aus Bad Oeynhausen vor drei Jahren das halbe Team mitgebracht, mit dem sie erfolgreich auch Spenderorgane transplantierten. Die Kompetenz nützt in Duisburg leider nichts, weil landesweit nur in fünf Zentren operiert werden darf. Ein Umstand, der die Mediziner auf die Palme und auf Ideen bringt. Im Aachener Zentrum unterstützen sie jetzt regelmäßig die Transplantationsteams. Und hoffen ansonsten, dass ihre Expertise irgendwann auch Duisburg zu einem Zentrum macht. Solange konzentriert sich das Team auf die Forschung – und operiert rund 500 Bypässe jährlich.
Tenderich selbst stammt vom Niederrhein und vermisst an Bad Oeynhausen allenfalls die Schlagzahl, „wir haben da einen heißen Reifen gefahren, bis zu 18 Patienten am Tag operiert. Hier ist der Schwerpunkt ein anderer“, erklärt der Chirurg. Denn angesichts sinkender Organspenden seien Kunstherzen eine echte Option.