Duisburg-Mündelheim. Bei der Kirchenführung durch die katholische Kirche St. Dionysius in Mündelheim war auch der Coronavirus Thema.
Die Kultur-Initiative „Mundio“, die die spätromanische Basilika im Süden Duisburgs in Intervallen auch für kulturelle Zwecke nutzt, hat am Sonntag zu einer Kirchenführung eingeladen. Dabei wird die Figur des Heiligen Sebastian aus aktuellem Anlass von den Besuchern in der Mündelheimer St. Dionysius-Kirche ganz besonders in Augenschein genommen.
Kompetente Erklärerin ist die Kunstpädagogin Regina Köllner-Kolb, die Auskunft über die historische und baugeschichtliche Bedeutung der Landkirche gibt, die im Jahr 1221 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Die Holzfigur des Sebastian, der in der Katholischen Kirche zum erweiterten Kreis der Nothelfer zählt, ist in der Mündelheimer Kirche nicht zu übersehen und zeigt den römischen Märtyrer an einem Baum angebunden und von Pfeilen durchbohrt.
Die Dienste vom Heiligen Sebastian werden aktuell gebraucht
Regina Köllner-Kolb erklärt den Teilnehmern der Führung, warum die Dienste des Heiligen Sebastian gerade jetzt dringend benötigt würden: „Dem Heiligen schreibt man zu, eine Pestepidemie in Padua zum Erlöschen gebracht zu haben. Das wäre in Zeiten des Coronavirus durchaus ein nützlicher Effekt.“
Die Kunstpädagogin macht deutlich, dass der Bau der Kirche durchaus mit der frühen Besiedlung des Gebiets in Zusammenhang steht, bereits 947 fand der Ortsname „Villa Mundulingheim“ in einer Urkunde Erwähnung. Otto I. schenkte die damaligen Besitzungen dem Stift der Roswitha von Gandersheim.
Der Legende nach ließen drei „Juffern“ (Jungfern) des Stifts gleichartig aussehende Kirchen in Mündelheim, Wittlaer und Kalkum bauen. Die damals erbaute „Vorgängerkirche“ bestand nur aus dem Mittelschiff, der Kirchturm war ursprünglich vorgebaut und diente offensichtlich auch als Wehrturm. Die Kunstexpertin weist die Besuchergruppe auf architektonische Feinheiten hin, die man bei flüchtigem Betrachten leicht übersieht. Das sind unter anderem die Kapitelle am Kopf der zahlreichen Rundsäulen, die künstlerisch anspruchsvoll mit Laubwerk, Vögeln und Knospen versehen sind. Zu sehen ist auch der Rest eines Freskenzyklus mit der Darstellung der Heiligen Katharina an der Nordwand des Mittelschiffes.
Beeindruckendes Kreuzgratgewölbe
Beeindruckend sind auch die mit Kreuzgratgewölben versehenen Joche, die im Mittelschiff und Chor mit Wulstrippen ausgestattet sind. Besonders zu erwähnen sind zwei Würfelkapitelle aus der Zeit um 1150, die sich am westlichen Ende der Seitenschiffe befinden und aus der vermuteten Vorgängerkirche stammen. Die Kunstpädagogin vermutet, dass es wohl geplant war, über den Seitenschiffen Emporen zu bauen. Darauf deutet die relativ hohe Anordnung der Fenster an den Seitenwänden hin, die sichtlich Platz für die bauliche Erweiterung gelassen hatte. „Da ist wohl damals das Geld ausgegangen“, sagt Gemeindemitglied Köllner-Kolb.
Im Chorraum findet man die Figur des Heiligen Dionysius, dem Namensgeber der Mündelheimer Basilika. Dargestellt ist der damalige Bischof von Paris, der seinen Kopf im Arm hält. Damit wird auf die Enthauptung des Missionars (drittes Jahrhundert) auf dem Pariser Montmartre hingewiesen, der der Sage nach ohne Kopf noch sechs Kilometer weit bis zu der Stelle, wo er begraben werden wollte, gelaufen sein soll. Das erklärt auch die Existenz der kleinen Dionysius-Kapelle am Ortseingang von Serm. „Zu jeder Kirche, die nach St. Dionysius benannt ist, gehört der Tradition nach auch eine 1000 Schritt weit entfernte Kapelle, um an die damaligen Geschehnisse zu erinnern“, sagt Köllner-Kolb.
Am Schluss wird es nochmal spannend, als die Besucher die Möglichkeit erhalten, in die Krypta, die Begräbnisstätte ehemaliger Geistlicher, hinabzusteigen. Christina Bolte lässt sich das kleine Abenteuer auch nicht entgehen und freut sich, die St. Dionysius-Kirche einmal genauer kennenzulernen: „Ich bin zwar aus Mündelheim, aber als Evangelische kannte ich die Kirche bisher nur von außen. Das war alles sehr informativ und interessant.“