Duisburg. Leichtbauhallen werden die Zelte am Kerskenweg ersetzen. Das erklärte Regierungspräsidentin Lütkes. So haben mehr Flüchtlinge eine winterfeste Bleibe.

Die Zelte am Kerskensweg werden durch Leichbauhallen (wie Festhallen bei großen Veranstaltungen) ersetzt. Bis zu 1000 Menschen sollen darin unterkommen. Die Hallen seien winterfest und schon geordert. Das verkündete Regierungspräsidentin Anne Lütkes am Mittwochabend bei einer Bürgerinformation in Walsum.

In die Frankenschule ziehen Freitag die ersten 25 Flüchtlinge

Etwa 200 Besucher informierten sich bei der Sitzung in der Walsumer Stadthalle.
Etwa 200 Besucher informierten sich bei der Sitzung in der Walsumer Stadthalle. © Michael Dahlke | Unbekannt

In die Turnhalle der Walsumer Frankenschule ziehen am Freitag die ersten 25 Flüchtlinge ein. Spätestens Anfang nächster Woche wird sie voll belegt sein – 70 Personen kommen dort maximal unter. Die Frankenschule soll im Dezember bezogen werden (maximal 270 Personen).

Täglich kommen rund 30 Menschen in Duisburg an. Die Stadt ist ratlos, wie und wo sie alle unterbringen soll. Derzeit befänden sich 4000 Flüchtlinge in der Stadt. Die eine Hälfte lebt in Wohnungen, die andere in Sammelunterkünften.

Überwiegend verlief der Abend ruhig. Als eine Frau lauthals über die Flüchtlingspolitik schimpfte, platzte Oberbürgermeister Link der Kragen: „Wir haben Meinungsfreiheit, aber Schwachsinn kommentieren wir nicht.“ Dafür handelte sich der OB selbst einen Rüffel ein. Helmut Feldhaus, Mitglied der Flüchtlingsinitiative: Man dürfe Kritiker und ängstliche Menschen nicht abkanzeln. Dadurch bringe man sie gegen sich und die Flüchtlinge auf. Man müsse alle Stimmen ernst nehmen.

Regierungspräsidentin lobt Willkommenskultur in Duisburg

Flüchtlinge, die nach Walsum kommen, dürfen sich glücklich schätzen. Dort herrscht eine Willkommenskultur, die nicht alltäglich ist: Ehrenamtliche Helfer kümmern sich um Kleidung, bieten Kinderbetreuung und Sprachunterricht an, wollen Behördengänge begleiten und immer dort helfen, wo sie gebraucht werden. Diese Erkenntnis nahm Regierungspräsidentin Anne Lütkes am Mittwochabend mit nach Düsseldorf.

Rund 200 Menschen, darunter Politiker (auch aus anderen Stadtbezirken) und Mitglieder der Flüchtlingsinitiative Walsum, hatten sich in der Stadthalle Walsum eingefunden. Sie wollten sich über die Flüchtlingssituation im Ortsteil informieren lassen. Eingeladen hatten Lütkes und Oberbürgermeister Sören Link. Der Anlass: In Walsum gehen neben den beiden bekannten Unterkünften (Königstraße und Kerskensweg) zwei weitere in Betrieb: Die Sporthalle der Frankenschule wird ab heute genutzt, das Schulgebäude selbst voraussichtlich ab Dezember.

Oberbürgermeister Sören Link: Zeltlager ist nur eine Notlösung

Lütkes lobte das Engagement der Bürger und der Stadt: Man kümmere sich vorbildlich darum, die Menschen gut unterzubringen und zu betreuen. Trotzdem räumten sie und Link ein, dass es gelegentlich Probleme bei der Unterkunft gebe. Das Zeltlager sei eine Notlösung, mit der niemand glücklich sei. Aber: „Es geht darum, Obdachlosigkeit zu vermeiden.“

Link wies darauf hin, dass die Flüchtlinge „in allen Stadtbezirken untergebracht werden“. Damit ging er auf das immer wieder aufkommende Gerücht an, der Süden werde ausgespart. „Alle sollen gleich belastet werden.“

Franz Tews, Politiker und Mitglied der Flüchtlingshilfe, forderte, die Brandschutzbestimmungen beim Umbau von Gebäuden zu senken, um schneller feste Unterkünfte schaffen zu können. Lütkes: Das sei mit ihr nicht zu machen. Sicherheit gehe vor.

Kleiderkammer erhält weitere Lagerräume

Auch die Frage, warum leer stehende Privatwohnungen nicht genutzt werden, wurde beantwortet: Die Betreuung der Flüchtlinge sei dann zu zeitraubend. Man brauche größere Wohneinheiten, wo man viele Menschen erreiche.

Erfreut waren die Betreiber der Kleiderkammer, dass ihnen weitere Lagerräume zugesagt wurden. Denn: Dank der Spendenbereitschaft quellen die bisherigen Räume über.

Besucher wird vom Sicherheitsdienstt aus dem Saal gebracht

Überwiegend verlief der Abend ruhig. Es gab allerdings auch einzelne kritische Stimmen. Da war von Überfremdung die Rede. Und davon, dass man keine Rücksicht auf die Befindlichkeit der alteingesessenen Bürger nehme. Buhrufe waren die Antwort. Daraufhin verließen drei Personen den Saal. Eine weitere wurde mit dem Sicherheitsdienst aus dem Saal geleitet, weil sie die Versammlung wiederholt mit Zwischenrufen störte.