Naturkundliche Wanderung rund um den Lohheidesee erlaubte Einblick in die Fauna und Flora.
Das Wetter ist ein unsicherer Kantonist. Von Natur aus. Wie ein Damoklesschwert hängen dunkle Regenwolken über dem Lohheidesee. Doch sie halten dicht. Die ganze Zeit. Fast zwei Stunden. Jürgen Hinke atmet auf, mit ihm fast fünfzig Bürger. Denn sie haben heute etwas vor. Hinke wird die Bürger, die sich hier und heute, an der Ecke Schulstraße/Schlotstraße versammelt haben, um den ehemaligen Baggersee im Norden Baerls führen, ihnen fachkundig Fauna und Flora des Freizeitsees erklären. Eine naturkundliche Wanderung – umsonst und draußen.
Hinke stellt sich kurz vor: Der 54-Jährige kommt aus Großenbaum und ist Sachbearbeiter bei der Deutschen Rentenversicherung. Aber seit Kindesbeinen interessiert er sich für Natur und Biologie. Seit mehr als zehn Jahren führt das Vorstandsmitglied im Naturschutzbund Duisburg (NABU) Besuchergruppen durch die Biotope und Naturlandschaften Duisburgs, für ein kleines Honorar im Auftrag der Volkshochschule Duisburg, meistens aber ehrenamtlich.
Dicht bewachsene Ufer
Über Bahngleise, durch einen Ausläufer des Baerler Busches geht es zum Südufer des Sees. Hier macht Hinke Halt und doziert: „Der Lohheidesee ist nicht natürlich entstanden, sondern durch Kiesabgrabung, wie alle Seen in Duisburg. Dieser See ist für Wasservögel aller Art fast ideal, weil es nicht so viele Stellen gibt, an denen man direkt ans Ufer kann.“ In der Tat: Die Ufer des Lohheidesees sind rundum dicht bewachsen, mit Weiden, Ahörnern, Eichen, Pappeln, heimischen Sträucher wie Eberesche, Weißdorn, Heckenkirsche.
Für die Wasservögel ist dieser Umstand ein großer Vorteil: „Wenn die Vögel brüten, werden sie hier kaum gestört.“ Für neugierige Naturfreunde ist der dichte Wuchs eher ein Nachteil: „Um Wasservögel zu beobachten, ist der See nicht optimal“, räumt Hinke offen ein. „Wenn man ganz viele Vögel sehen will, muss man schon im Winter hierhin gehen. Denn der Lohheidesee ist ein Überwinterungsgewässer für viele, auch relativ seltene Vogelarten wie den Gänsesäger.“
Bevor sich Enttäuschung in der Gruppe breit machen kann, fliegt ein Fasan in einem nahen Feld auf. Für die Gruppe ein erstes Aha-Erlebnis. Und außerdem kann Hinke seine Zuhörer beruhigen: „Am Lohheidesee siedeln jetzt im Frühjahr und Sommer Blesshühner, Kormorane, Haubentaucher, Schwäne, Stockenten und verschiedene Gänsearten.“ Wieder atmet die Gruppe auf: Es gibt doch etwas zu sehen, der Weg war nicht umsonst…
Und wirklich, jetzt geht es Schlag auf Schlag: Die ersten Blesshühner kommen in Sicht. Neugierig treten die Besucher ans Ufer. „Die Blesshühner heißen so, weil sie am Schnabelansatz eine leichte Blässe haben“ erfahren sie von Hinke. Die Blesshühner tauchen bis zum Grund des Sees, holen sich dort Schnecken, kleine Muscheln und Wasserpflanzen. Sie sind nicht mit Enten verwandt, auch wenn sie so ähnlich aussehen. “
Ein paar hundert weiter entlang am Ufer paddelt eine Haubentaucher-Familie über das Gewässer. „Die Haubentaucher heißen so, weil die erwachsenen Tiere eine bräunliche Federhaube auf ihrem Kopf haben“, erklärt Hinke. „Diese Vögel tauchen bis zu 25 Meter tief nach Nahrung, ernähren sich von kleinen, bis zu 15 Zentimeter langen Fischen.“ Im Lohheidesee schwimmen vor allem Karpfen, Barsche und Hechte, von Anglervereinen ausgesetzt.
Plötzlich fliegt ein seltener Eisvogel aus dem Gebüsch, fliegt über den See. „Auch die Eisvögel fangen kleine Fische“ weiß Rinke. „Sie sitzen aber auf einem Ast am Ufer, stürzen sich dann kopfüber ins Wasser, fangen dann einen Fisch.“ Übrigens: Den Namen hat der Eisvogel von seinem bläulich-glänzenden Gefieder.“
Dann kommt eine Gruppe Nilgänse in Sichtweite. Die meisten Gänsearten sind zugewandert beziehungsweise aus Zoos in die Freiheit gelangt, wie die Nilgänse oder die kanadischen Gänse. „Ihre Population hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Daher nehmen die Revierförster in Duisburg an vielen Stellen Gänseeier aus den Nestern, damit es weniger Gänse gibt.“
Viele Eulenarten
Auf dem Rückweg ist es noch immer heiter bis wolkig. Und Hinke hat für seine Zuhörer dann doch noch eine Überraschung parat: „Am Lohheidesee und im Baerler Busch gibt es ganz viele verschiedene Eulenarten wie den Steinkauz oder die Schleiereule.“ Auf seinem Rundgang am Ufer hat der Fachmann unter einem Baum ein Beweisstück gefunden, ein so genanntes Gewölle einer Waldohreule.