Duisburg.. Das neue Buch der Zeitzeugenbörse gilt „Duisburg-Ruhrort in alten Fotografien“. Es ist ein Schatz mit vielen Bildern, Informationen und einer Chronik auf 120 Seiten.

Das Foto aus dem Jahr 1921, das den regen Schiffsverkehr im Ruhrorter Hafen zeigt, hat eine weite Reise hinter sich. Die Postkarte wurde auf einem Trödelmarkt im Stadtviertel Hell’s Kitchen in Manhattan entdeckt. Sie fand ihren Weg zurück nach Duisburg – und ins jüngste Buch, das der Sutton-Verlag mit der Zeitzeugenbörse Duisburg realisiert hat: „Duisburg-Ruhrort in alten Fotografien“ gibt im Jahr des 300. Hafenjubiläums einen Einblick in die Geschichte der ehemaligen Kreisstadt und des heute weithin einzigartigen Stadtteils, mit dem die Zeitzeugenbörse „Erinnerungen an vergangene Zeiten wecken und diese für die Zukunft bewahren“ will. Was seit der Postkarte von 1910, mit der sich das Buch sozusagen verabschiedet, aktuell geblieben ist, ist der Wahlspruch „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser“, denn immer noch arbeiten tausende Menschen im Hafen.

Fotografien aus den zahlreichen Hafenkneipen

Rund 150 bislang zumeist unveröffentlichte Postkarten und Fotografien aus Duisburger Sammlungen zeigen den Ruhrorter Alltag zwischen Arbeit und Freizeit. Der Spaziergang beginnt mit einem Kapitel alter Ansichten und dem Gasthof „Im weissen Ross“ am Neumarkt, den der Wirt 1907 fotografieren ließ. Mit im Bild einige Kinder: „de Ruhrschen Jonges und Mädkes“. Die alte, repräsentative Schifferbörse mit Fachwerk zeigt ein Foto aus dem Jahr 1915, die Postkarte mit dem „Hotel de Ville“, dem alten Ruhrorter Rathaus, schickten belgische und französische Besatzungstruppen 1925 in ihre Heimat.

König-Pilsener wurde in der Restauration Josef Tasch an der Dammstraße ausgeschenkt, eine von vielen Gaststätten, in denen die Ruhrorter, Schiffer und Besucher ihre Tage ausklingen ließen. Wie in der Schenkwirtschaft „Alt-Ruhrort“ von Ernst Küpper, die bis heute als „Zum Itze“ überlebt hat. Oder in der „Postkutsche“ am Carlsplatz, die auch höchst gemütlich ausgestattet war mit Wagenrädern als Lampen und Bildern vom Postillion zu Pferd.

Das Kapitel „Hafen, Rhein und Ruhr“ beginnt mit einer romantischen Aufnahme des Hafenmunds von 1940 mit schönen, kleinen, alten Schiffen, obwohl im Mai schon Bomben auf Ruhrort fielen. An harte Arbeit erinnert eine Aufnahme von der Kiesverladung an der Einfahrt zum Eisenbahnbassin mit Dampfdrehkran.

Dampfhammer und Badeanstalt

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Von Britta Prasse, Marc Wolko, Annette Kalscheur

Die Industrie in Ruhrort ist mit beeindruckenden Bildern von Hochöfen und der Hütte Phönix vertreten; ein Foto, versehen mit dem Schriftzug „Glück auf“, zeigt den mächtigen Dampfhammer des Werkes. Im Kapitel „Einrichtungen und Institutionen“ werden Bahnhof, Schifferheim, Haniel-Stift und Badeanstalt vorgestellt, letztere gebaut für die hygienischen Grundbedürfnisse der Ruhrorter. Das Leben in Vereinen und Ereignisse wie die Enthüllung des Kaiserdenkmals 1896, für die sich ganz Ruhrort herausgeputzt hatte, oder die ersten vom Rundfunk übertragenen Hafenkonzerte runden das Bild ab.

Dazu wird stets nicht nur erläutert, was das Foto zeigt, sondern sorgfältig und liebevoll auch der Hintergrund der Aufnahme. Wie das Zitat eines Chronisten beim Besuch von Kaiserin und Prinz, der den Kaiser vertrat: „Der Jubel kannte keine Grenzen und alle ,Band frommer Scheu’ lösten sich, als die hohen Gäste erschienen.“ Eine Chronik, die die Entwicklung seit 1371 zusammenfasst, ergänzt das Buch.

Wieder hat das Autorenteam der Zeitzeugenbörse mit Harald Molder und Reinhold Stausberg ein ebenso unterhaltsames wie lehrreiches Buch erarbeitet, das erstaunliche Schätze enthält und in dem man gern lange blättert und sich überraschen lässt.

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