Mit Verlaub: Die Hütte sieht aus wie ein Saustall. Aber das ist die Behausung ja auch. Förster Stefan Jeschke hat seinen tierischen Nachbarn ein Zuhause gebaut. Inzwischen zählt die Rotte im Neudorfer Stadtwald acht erwachsene Wildschweine. Zwei Bachen haben zudem vor einer Woche Nachwuchs bekommen. Blümchen, Schnitzel, Miss Piggy und ihre namenlosen Artgenossen fühlen sich sauwohl.
Seit Anfang 2014 wohnen die Schweine in direkter Nachbarschaft zu Förster Jeschke. Spaziergänger hatten sie zuvor entdeckt und gefüttert. So hatten sich die Schwarzkittel an Menschen gewöhnt und sind ihnen teilweise bis nach Neudorf gefolgt. Um Unfälle zu verhindern, wurde für sie das Gehege gebaut. Demnächst soll es erweitert werden – ungefähr doppelt so groß wird es. Dann haben die Tiere noch mehr Platz. „Wir haben schon die Steine verlegt, der Zaun wird bald installiert“, sagt Jeschke. Im Mai soll’s mit den Arbeiten weitergehen.
Die Schweine kommen angetrabt, als sie den Förster sehen. „Schweine sind schlau, sie wissen, dass es Futter gibt, wenn sie mich sehen“, erklärt der Fachmann. Neben Mais und Eicheln stehen übrigens auch Eier auf dem Speiseplan. Roh oder gekocht, dass ist egal. „Wildschweine mögen tierisches Eiweiß“, weiß Stefan Jeschke. Er hält den Einjährigen ein Ei hin. Die schnuppern erst vorsichtig, stupsen ihm die Delikatesse aus der Hand und knacken die Schale. Dann lecken sie das Flüssige vom matschigen Waldboden.
Regelmäßige Besuche
Edith Klaus und Gabriele Schiebener schauen sich das Schauspiel an. „Die haben wir mit fett gefüttert“, sagen die beiden Damen – und zeigen eine Tüte Nudeln. Fusilli, 100 Prozent Hartweizengrieß, reichen sie durch die Holzstreben. Die Schweine ahnen, dass die beiden etwas zu fressen dabei haben, und kommen neugierig näher. „Die sind ganz zahm, lassen sich auch mal streicheln“, sagt Gabriele Schiebener. Sie ist regelmäßig zu Besuch. Seitdem die Schweine hier wohnen, ist es noch ein bisschen interessanter, in den Wald zu gehen. Zahlreiche Spaziergänger verweilen. Kinder lernen, dass auch Wildschweine im Wald zu Hause sind.
Aktuell sind natürlich die Frischlinge die Attraktion im Gehege. Noch liegen die Kleinen in den Hütten, streng bewacht von den Müttern. Es wird noch ein paar Tage dauern, bis sie sich zeigen. Viel größer soll die Großfamilie aber nicht werden, sagt Stefan Jeschke. Er steht in Kontakt mit einem Wildgehege in Düsseldorf. „Vielleicht tauschen wir mal ein Tier aus, damit frisches Blut hineinkommt.“ Aber Jeschke will auch nichts beschönigen. Es könne sein, dass aus „Schnitzel“ mal eines werde. Aber daran will jetzt natürlich noch niemand denken. Stattdessen beobachten die Spaziergänger lieber, wie sich die Schweine genüsslich suhlen.