Duisburg.. Um einen 9-Millionen-Auftrag für die Unabhängige Patientenberatung konkurrieren der VdK und die Duisburger Sanvartis GmbH. Dessen Unabhängigkeit bezweifelt der Sozialverband.

Gemeinsam mit der Verbraucherberatung organisierte der Sozialverband VDK in den vergangenen fünf Jahren die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD). Vor der Neuvergabe des Auftrags schlagen nun der Sozialverband, Bundesärztekammer und Gesundheitspolitiker Alarm. Sie fürchten, dass der Auftrag mit einem Umfang von neun Millionen Euro für sieben Jahre, finanziert von den Gesetzlichen Krankenkassen, an die Sanvartis GmbH vergeben wird. Der Duisburger Gesundheitsdienstleister betreibt im Gewerbepark Asterlagen (Rheinhausen) ein Callcenter für Gesundheitsdienstleistungen.

„Sanvartis ist nicht unabhängig, weil das Unternehmen auch Auftragnehmer von Krankenkassen ist“, sagt Horst Vöge, VDK-Vorsitzender des Kreisverbandes Niederrhein (Duisburg, Kreise Wesel und Kleve). Für den Fall, dass er den Zuschlag bekomme, wolle der Sozialverband neben den bereits bestehenden Beratungen in Köln, Düsseldorf und Bochum eine vierte Anlaufstelle in Duisburg einrichten. Vöge: „Wir fürchten aber, dass die Entscheidung schon gefallen ist.“

Widerspruch der GVK

Dem widerspricht Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbandes der Krankenkassen (GKV): „In der vergangenen Woche hat der wissenschaftliche Beitrat der UPD getagt, über die EU-weite Ausschreibung entscheidet die GKV mit Franz-Josef Laumann, dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung, bis Ende dieser Woche.“

Dass Wettbewerbsrecht schreibt vor, dass dann zunächst die unterlegenen Bewerber informiert werden. Ihnen bleibt dann eine Zehn-Tages-Frist für einen Einspruch, der dann von der Vergabekammer geprüft wird. Bemerkenswert dabei: Ein Bewerber, der nicht zum Zuge kommt, kann nicht gegen den Gewinner der Ausschreibung zu Felde ziehen – der Zuschlag darf erst nach Ende der Einspruchsfrist erteilt werden.

Vendus-Gruppe

Die Sanvartis GmbH gehört zur Düsseldorfer Vendus-Gruppe, die sich als „Plattform für alle Anbieter im Gesundheitswesen“ versteht. Mit über 220 Mitarbeitern am Standort Duisburg sei das Asterlager Callcenter laut Sanvartis-Eigenwerbung „eines der führenden Medical-Service-Center im deutschen Gesundheitswesen.“ Es bietet Beratung, Verkauf und Service zu Themen, Produkten und Dienstleistungen rund um die Gesundheit an. Auf WAZ-Anfrage mag sich das Unternehmen nicht äußern. „Zu laufenden Ausschreibungsverfahren sagen wir nichts“, heißt es nur.

Weil sich unter den Referenzen von Sanvartis auch die AOK findet, vermutet nicht nur Ärztekammer-Präsident Ulrich Montgomery, die Krankenkassen wollten sich die Patientenberatung „unter den Nagel reißen“. Das Verfahren biete allen die Chance, ihre Konzepte und Lösungen vorzustellen, hält dem der GKV entgegen. Es könne keine „Ewigkeitsgarantie“ für die Patientenberatung geben. Allerdings, so betont GKV-Vorstand Gernot Kiefer, werde es „sicherlich keinen Abbau regionaler Beratung geben“.