Duisburg. Der Lizenz-Entzug für den Profifußball-Betrieb des MSV Duisburg wirft den Blick auf die Arena. Steigt der MSV zwangsweise in die vierte oder fünfte Liga ab, wird die Stadt die Kosten für das Stadion tragen müssen. Es geht um Millionen-Kosten.
Am Dienstag kommender Woche sollte beim MSV eigentlich der Trikotverkauf für die neue Saison anlaufen. „111 Jahre MSV Duisburg“ wurde zum Schnapszahl-Jubiläum auf die weiß-blau gestreiften Sportleibchen gedruckt. Jedwede hochprozentige Feierlaune ist angesichts der Folgen der nach dem Lizenzentzug drohenden Insolvenz verflogen. Wenn auch viele Fans die Zebras nicht abschreiben, die Stadt, ihre städtische Töchter und das Land werden Millionen Euro abschreiben und zahlen müssen.
Mit dem Absturz stehen die MSV-GmbH und die Stadiongesellschaft vor der Pleite. Denn wie sollen in der 4. oder 5. Liga über fünf Millionen Euro Stadionmiete eingespielt werden? Mit der Pleite wird das Stadion an die Stadt zurückfallen, auf deren Grund und Boden das Sport-Geviert steht. Unterhalt, Sicherung: Das hat die Stadt dann am Hals. Kosten: wohl eine Million Euro jährlich. Zur Ruine wird man die Arena nicht verkommen lassen wollen. Doch sie „kann“ eigentlich nur Fußball.
Stadion fällt an die Stadt zurück
Weitere Millionen schlagen für die Stadt und ihre Töchter zu Buche: 7,5 Mio Euro hatte die Stadt 2002 als Bauzuschuss beigesteuert, weitere 2 Mio € später als zinslosen Kredit. 2 Mio € Darlehen gewährten auch die Stadtwerke, 1,5 Mio € die Wirtschaftsbetriebe, von denen mehr als die Hälfte noch nicht getilgt sind. Vergeblich waren die jüngsten Stundungen von Wirtschaftsbetrieben und Stadtwerken von 1,4 Mio € für Reinigung, Strom, Darlehenstilgung etc., mit denen der MSV kurzfristig über Wasser gehalten werden sollte.
In weitere Not kann die städtische Baugesellschaft DBV als Schwesterunternehmen der Gebag geraten. Sie ist mit 2,5 Mio € zu einem Drittel an der Stadiongesellschaft beteiligt. Die Einlage ist futsch, wenn der Pleitegeier über der Arena kreist. Wegen fälliger Steuernachzahlungen und dem erfolglosen Verkauf des Theaters am Marientor hängt die DBV selbst am Fliegenfänger.
Richtig in die Tasche greifen wird das Land müssen. Es ging einst eine Landesbürgerschaft von 80 % für den über 40 Millionen Euro teuren Stadionbau ein. Bei einer noch offenen Kreditlast von 19 Mio € an die HSH-Bank steht es mit rund 15 Mio € im Wort. Deshalb hatte sich das Land NRW nach WAZ-Informationen auch intensiv um eine Lösung gekümmert, mit der die Stadionmiete auf 1,7 Mio hätte reduziert werden können. Bei einem Kapitalschnitt von 60 Prozent hätte es gut 10 Mio € der Bürgerschaft übernommen, auch die Anteilseigener der Stadiongesellschaft hatten den Schnitt mittragen sollen. Die Lizenz wäre gesichert gewesen. Der Plan soll an Walter Hellmich gescheitert sein, hieß es mit unverhohlenem Zorn.