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Mehrere Fachärzte und medizinnahe Dienste unter ei­nem Dach, kurze Wege bei nötigen Mehrfach-Untersuchungen und Kostenvorteile für die behandelnden Ärzte, das war die Idee beim Gesundheitszentrum am Sittardsberg (GZS), das vor einem Jahr eröffnet hat. Für das Ärzte-Netz Duisburg-Süd aber, einen Zusammenschluss von 50 Haus- und Fachärzten südlich der Ruhr, droht damit das gesamte System der medizinischen Versorgung im Süden auf dem Spiel zu stehen. Es geht um die klassische Arbeitsteilung zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken.

Für ihre Sprecher, den Hüttenheimer Allgemeinmediziner Hans Kokorsch und den Großenbaumer Orthopäden Dr. Albrecht Müller, geht es um die Zukunft der Freiberuflichkeit und damit der freien Arztwahl. „Wir beobachten das Vordringen der Medizin-Konzerne in den niedergelassenen Bereich“, sagen sie. Das geschehe beim GZS gleich zweifach.

Zum einen sei die dortige Onkologie (Krebsdiagnose und -therapie) an den Medizin-Konzern Sana, Mitbetreiber des Klinikums Duisburg, übergegangen. Zum anderen sei mit der Patiomed AG ein anderer Medizin-Konzern Betreiber des GZS geworden.

Das habe, so die Sprecher des Ärzte-Netzes, folgende Auswirkungen: Seit Anfang Oktober praktiziert erstmals auch eine Allgemeinmedizinerin im GZS. Nach der ursprünglichen Konzeption des Hauses sollten dort jedoch Fachärzte unter einem Dach praktizieren, aber ohne Hausärzte. Sie sollten weiter wohnortnah erreichbar bleiben.

Hintergrund sei, informieren Kokorsch und Dr. Müller, dass es im GZS erstmals ein so genanntes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) gebe, in dem Ärzte Angestellte sind. MVZs, so die beiden Sprecher, seien eigentlich Kooperationen von mindestens zwei verschiedenen medizinischen Fachrichtungen zur Kostenoptimierung. „Mit Sana ist aber nun ein Medizin-Konzern Träger dieses MVZ geworden“, so Kokorsch. Dessen Angestellte seien der Onkologe und eine Hausärztin.

Da das GZS noch nicht voll belegt ist und sogar erweitert werden kann, hält das Ärzte-Netz eine Vergrößerung dieses MVZ für wahrscheinlich. Damit aber könnten die niedergelassenen Ärzte mehr und mehr in die Abhängigkeit von Sana geraten. Ab 2012 habe der Gesetzgeber übrigens solch nicht-ärztlich geführten MVZ einen Riegel vorgeschoben, müssten Ärzte die Eigentümer sein.

„Wir Niedergelassenen“, sagt Kokorsch, „legen Wert darauf, nicht als Angestellte ei­nes Medizin-Konzerns angesehen zu werden.“ Nach außen aber sei der Unterschied ja nur schwer zu erkennen. Wenn jedoch weitere Sitze von Kassenärzten, wie im Fall des Onkologen, aufgekauft und dem Medizin-Konzern einverleibt würden, gerate die freie Arztwahl unter Druck. „Die Angestellten ei­nes Medizin-Konzerns“, so Dr. Müller, „würden andere Konzernärzte bei Über­weisungen bevorzugen.“ Wer nicht zum Konzern gehöre, dem werde auf Dauer das Wasser abgegraben. Denn Patienten würden häufig dem Überweisungs-Vorschlag ihres Arztes folgen.