Duisburg-Serm. Der Karnevalszug in Duisburg-Serm ist wetterbedingt ausgefallen. Die Sermer feierten drinnen Karneval – doch der Prinz war untröstlich.

Zu Gast im Tal der Tränen: Nicht nur der Himmel weint am Sonntag in Duisburgs Dörfchen Serm, auch Prinz Micha I. weint ein paar Krokodilstränen. Der traditionelle Karnevalszug in Serm ist in diesem Jahr abgesagt worden, zu stark tobten Wind und Wetter. Für die Sicherheit der Zugbesucher ohne Frage die richtige Entscheidung, doch die Enttäuschung rund um die Sermer Dorfstraße ist trotzdem groß. Doch während die auswärtigen Gäste in völlig durchnässten Kostümen den Heimweg antreten, machen die Sermer Karnevalisten das Beste aus der Situation.

Duisburger feiern einfach drinnen weiter Karneval


Um die Mittagszeit gleicht die Sermer Dorfstraße einem Krisengebiet, Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr des Ordnungsamts und der Rettungsdienste bestimmen das Straßenbild, nur ab und zu huscht jemand in Zivil durch den prasselnden Regen – wobei „Zivil“ am Sermer Karnevalssonntag natürlich „verkleidet“ bedeutet.

Eigentlich wollten sie in ihren Hundekostümen ausgelassen feiern, jetzt sehen Max und Tom aus Düsseldorf aber eher wie begossene Pudel aus. „Wir kommen jedes Jahr, das ist hier viel geiler als in Düsseldorf“, jubelt Max, ein wenig gedämpft natürlich, „dass der Zug jetzt ausfällt, ist scheiße.“ Viele Sermer lassen sich aber nicht so einfach unterkriegen, aus vielen Wohnungen entlang der Dorfstraße tönen laute Karnevalsschlager und Saufparolen. Auch der Sermer Prinz Micha I. feiert in seinem „Prinzenpalais“ – doch in seinen Augen glitzern ein paar Tränen.

Sermer Prinz: So eine Möglichkeit hat man nur einmal im Leben

„Et is wie et is“, erklärt der Prinz ganz pragmatisch, gibt aber auch zu: „Heute Morgen hab ich schon ein bisschen geheult.“ Die Chance, als Prinz den Sermer Karnevalszug zu erleben, bekomme man eben nur einmal im Leben. Und ja, Rosenmontag ist der Prinz immerhin beim Stadtzug dabei, „aber der Sermer Karneval ist etwas ganz besonderes, das kann man nicht vergleichen.“

Sie lassen sich die Stimmung nicht verderben. Die närrischen Damen feierten nach der Absage des Zugs im Sermer Festzelt.
Sie lassen sich die Stimmung nicht verderben. Die närrischen Damen feierten nach der Absage des Zugs im Sermer Festzelt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel


Im Prinzenpalais werde improvisiert, erklärt Micha I.. „Das sollte hier eigentlich ganz anders aussehen“, sagt der Prinz und zeigt auf das flatternde Vorzelt in seiner Einfahrt, „aber der Wind setzt uns hier schon ganz schön zu.“ Die Stimmung im Zelt im Prinzengarten ist trotz Zugabsage ausgelassen, auch bei schlechten Neuigkeiten hilft der Alkohol – zumindest ein wenig.

„Lecker Mädschen“ nehmen kein Blatt vor den Mund – und feiern mit der Feuerwehr


Die Sermer Tanzgarde „Lecker Mädschen“ schützt sich derweil in einem Hauseingang auf der Dorfstraße vor dem unerbittlichen Regen und den Windböen, die durch das Dorf fegen. „Scheiße“, fasst Tamara die Situation kurz und bündig zusammen, „auf den Zug freut man sich halt das ganze Jahr, und dann sowas“, seufzt Kollegin Anika. Besonder leid tue ihnen ihr Prinz, der „ja quasi um seinen Zug betrogen wurde“.

Aber wie die anderen Sermer versuchen auch die „Mädschen“ das Beste aus der Situation zu machen. Jeder Passant und jedes Auto wird mit einem vielstimmigen „Helau“ bedacht, die Feuerwehr lässt sich nicht lumpen und zündet als Antwort kurz Sirene und Blaulicht. Wer sich fragt, was denn nun mit der ganzen Kamelle passiert, der sei unbesorgt. Rosenmontag schmeißt die KG Südstern von ihrem Wagen doppelt so viel Süßkram.