Duisburg. Das Land will dem Afas in Duisburg die Gelder streichen. Nun solidarisieren sich Archivare in einem offenem Brief – die Fraktionen beraten neu.
Ein Aufschrei ging durch die Archiv-Landschaft als bekannt wurde, dass das Land NRW dem Duisburger Archiv für alternatives Schrifttum (Afas) im kommenden Jahr die Fördergelder in Höhe von 220.000 Euro streichen will. Dies sieht ein Änderungsantrag von CDU und FDP vom 22. November vor, der von allen Fraktionen einstimmig beschlossen wurde. Nun soll der Beschluss noch einmal neu diskutiert werden.
Offene Briefe und Protestschreiben
Der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare hatte sich in einem offenen Brief an die NRW-Landesregierung gewandt. In diesem heißt es: „Archive wie das Afas sind unverzichtbare Orte des kulturellen Erbes. Als solche sind sie Teil des Gedächtnisses der Gesellschaft.“ In Wissenschaft und Forschung sei zudem „völlig unumstritten“, dass die Materialien des Afas „eine wesentliche Ergänzung“ der in Kommunal- und Landesarchiven gesicherten Unterlagen darstellten.
In 20 Jahren habe das Land NRW das Archiv bereits mit insgesamt rund 1,3 Millionen Euro systematisch gefördert. „Dies scheint den Verantwortlichen nicht bewusst zu sein“, steht weiter in dem Brief. Unterstützt wird dieser etwa von der Vorsitzenden des Verbands der Historiker und Historikerinnen Eva Schlotheuber, vom Präsidenten des Bundesarchivs Michael Hollmann sowie vom Leiter des Stadtarchivs Duisburg Andreas Pilger.
„Wir versuchen damit, Druck aufzubauen“
„Wir versuchen damit, Druck aufzubauen und zu zeigen, dass wir eben keine kleine Klitsche sind, sondern eine respektierte, gut vernetzte und professionell arbeitende Einrichtung“, sagt Anne Niezgodka, Archivarin im Afas. Auch die Gewerkschaft Verdi in Duisburg hat inzwischen einen offenen Brief an Abgeordnete der Landesregierung übermittelt. Daneben habe es auch Protestschreiben von Privatpersonen gegeben.
Die CDU-Fraktion erklärte indes auf Nachfrage der Redaktion, es solle am heutigen Dienstagvormittag fraktionsintern noch einmal über den Änderungsantrag beraten werden. Zu 90 Prozent könne davon ausgegangen werden, dass der Antrag zurückgenommen werde. Demnach besteht Hoffnung für das Afas. In der dritten und letzten Lesung am Mittwoch, 12. Dezember, werde der Landeshaushalt für 2019 dann endgültig in Düsseldorf beschlossen.
Größere, zentralere und damit teurere Räumlichkeiten
Anne Niezgodka vom Afas kann sich nicht erklären, warum es zu dem Änderungsantrag kam. Erst in diesem Jahr war das Archiv in Absprache mit dem Land NRW und der Stadt Duisburg von seinem alten Standort in Rheinhausen in größere, zentralere und somit teurere Räumlichkeiten an der Münzstraße 37-43, direkt in der Duisburger Innenstadt, umgezogen. „Die Miete kostet hier nun so viel im Monat wie vorher im ganzen Jahr“, sagt sie. Denn in Rheinhausen lief die Vermietung über einen gemeinnützigen Trägerverein.
Eine Sprecherin der FDP-Fraktion formulierte die Begründung für die Streichung der Gelder wie folgt: „Aus einem wirtschaftlichen Umgang heraus wollen wir die archivierungswürdigen Inhalte des Afas ins Landesarchiv umsiedeln.“
Der Präsident des Landesarchivs NRW Frank Bischoff hatte am Montagabend von diesem Ansatz allerdings noch nichts gehört. Auch er spricht sich dafür aus, dass das alternative Archiv seine Arbeit weiter fortsetzt: „Das Afas ist eine echte Bereicherung der Archiv-Landschaft. Das kann man nicht einfach einem anderen Archiv unterstellen. Es leistet im besten Sinne Arbeit für das demokratische Verständnis.“
>>>> Die Arbeit des Archivs für alternatives Schrifttum
Das Afas ist deutschlandweit das größte Archiv, das sich um alternative Bewegungen und Privatinitiativen bemüht. Es dokumentiert Unterlagen aus dem Bereich Soziale Bewegungen mit Schwerpunkt auf NRW.
Es arbeite in einem Bereich, in den staatliche Archive nicht oder kaum vordringen können, so Frank Bischoff.