Duisburg. Die Stadt Duisburg rechnet noch mit weiteren 3000 Asylbewerbern bis Ende 2015. Damit wächst der Druck, neue Asyl-Standorte zu finden.

Die Zahl der Flüchtlinge, die die Stadt Duisburg versorgen muss, wird weiter steigen. Sozialamtsleiterin Andrea Bestgen-Schneebeck geht von rund 3000 Asylbewerbern aus, die noch bis Ende des Jahres nach Duisburg kommen. Aktuell leben 2500 Flüchtlinge in Duisburg, etwa die Hälfte ist in Wohnungen untergebracht.

Zwar wird die Stadt weitere Wohnungen beschlagnahmen, aber damit sich die Neuankömmlinge eingewöhnen können und Ansprechpartner haben, sieht Bestgen-Schneebeck eine Notwendigkeit, weitere Sammelunterkünfte zu eröffnen. Dies können zusätzliche leerstehende Turnhallen sein, aber auch eine Unterbringung in Zelten wird als „Ultima Ratio“ nicht ausgeschlossen. Öffentliche Debatten über die Standorte soll es nicht geben. „Das bringt uns nicht voran, wir gehen erst an die Öffentlichkeit, wenn wir wissen, dass sich ein Gebäude eignet“, sagt Andrea Bestgen-Schneebeck.

Sicherheitsdienst übernimmt die Nachtschichten

75 Flüchtlinge sind derzeit in der Turnhalle an der Werthauser Straße untergebracht. Es war die erste Notunterkunft, die im vergangenen Herbst eröffnete, als die Zelte im Norden der Stadt abgebaut wurden. In der Halle reiht sich Etagenbett an Etagenbett. Die Bewohner, die manchmal fünf Monate hier leben, haben zwischen die Betten Tücher und Decken gespannt. Sie bieten ein bisschen Privatsphäre auf engem Raum.

Die meisten kommen aus Serbien, Mazedonien oder Albanien – ihre Chance zu bleiben, sind gering. Rund fünf Monate dauert es, bis das Bundesministerium über einen Asylantrag entscheidet. Etwa die Hälfte der Flüchtlinge an der Werthauser Straße sind Kinder und Jugendliche. „Wenn ich könnte, würde ich die Notunterkünfte auflösen, aber ich sehe keine Möglichkeit“, betont die Sozialamtsleiterin.

115 Menschen sind in der benachbarten Grundschule untergebracht

Weitere 115 Personen wohnen in der benachbarten Grundschule. Wer es in einen der Klassenräume geschafft hat, kann sich glücklich schätzen. Dort teilen sich nur sieben oder acht Personen einen Raum. „Die Bewohner passen selbst sehr genau auf, wer an der Reihe ist. Das wird fair verteilt“, erklärt Andrea Ortmann.

Die Heimleiterin arbeitet bereits in den 1990er Jahren in Asyl-Unterkünften der Stadt.„Dafür, dass hier 190 Personen auf engem Raum leben, ist es relativ friedlich.“ Von acht Uhr bis 16 Uhr sind die Ansprechpartner der Stadt vor Ort, danach übernehmen zwei Sicherheitsleute der Firma „Octeo“ den Dienst. Sie achten darauf, dass es abends ruhig bleibt und es keinen Ärger mit den Nachbarn gibt.

Die Nachtruhe beginnt um 22 Uhr. Dann wird das Licht in der Turnhalle gelöscht. Es gibt nur einen Schalter für alle.

Stadt Duisburg betroffen über Vorwürfe

Betroffen zeigen sich die Verantwortlichen der Stadt von den Vorwürfen, dass es in der Einrichtung nicht für jeden Bewohner ein Bett geben soll. In der vergangenen Woche gab es Gerüchte, dass zwei Flüchtlinge, die in der Werthauser Straße untergebracht sind, versucht haben, sich umzubringen. Bestätigt wurde ein Suizidversuch von einem Mann aus Pakistan, dem die Abschiebung drohte. Es sei für alle eine schwierige Situation, auch für die Mitarbeiter, die aber einen „tollen Job“ machen, so Andrea Bestgen-Schneebeck.

Wenn die Flüchtlinge aus einer Erstaufnahme-Stelle des Landes nach Duisburg geschickt werden, kommen sie zunächst beim Sozialamt an. Dort werden sie mit Schecks, Krankenscheinen und der Adresse ihrer Unterkunft ausgestattet. Viele eröffnen auch ein Konto bei einer deutschen Bank, um die Unterstützungsleistungen zu erhalten.

Hausverwalter empfangen Asylbewerber

Kommen sie in eine Gemeinschaftsunterkunft, werden sie von den Hausverwaltern in Empfang genommen. In den Wohnungen müssen die Asylbewerber hingegen alleine zurecht kommen: „Die Betreuung in den Wohnungen ist schwierig. Es ist einfacher, wenn sie erst einmal in einer Gemeinschaftsunterkunft waren und sich dann schon orientiert haben.“

In einigen Häusern mit beschlagnahmten Wohnungen werden zusätzliche Bleiben angemietet, um beispielsweise Räume für Sprachkurse zur Verfügung zu haben.