Duisburg. Die Studentin Katharina Girnuweit will den Duisburger Stadtwerketurm vor dem Abriss bewahren. Daher hat sie als Bachelor-Projekt eine komplette Rettungsaktion entworfen. Um die Kampagne zu einem Erfolgsprojekt zu machen, sind die Bürger der Stadt aufgefordert, sich zu beteiligen.
Die Kampagne ist von vorne bis hinten durchgeplant: Es gibt ein Logo, einen Slogan, Poster, Flyer, Buttons, T-Shirts, Taschen, Bierdeckel, Aufkleber, es gibt Ideen für Aktionen vom Flashmob bis zur Demo - aber noch gibt es keine Bürger, die mitmachen: Katharina Girnuweit rettet den Stadtwerke-Turm bislang sehr kreativ, aber fiktiv. Gewürdigt haben es bislang nur ihre Professoren, die die ganze Arbeit für ihren Bachelor in Kommunikationsdesign an der Hochschule in Krefeld mit „Sehr gut“ benoteten.
„Herz der Stadt“ hat die 29-jährige Neudorferin ihre Kampagne genannt, die noch „nur“ eine Bachelor-Arbeit ist. Girnuweit ist aber auch eine Überzeugungstäterin, deshalb geht sie jetzt den nächsten Schritt: Kampagne sucht Bürgerinitiative. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, den Turm zu erhalten.“ Schon als Kind sei er ihr Wahrzeichen und Orientierungshilfe gewesen, Autobahnschilder konnte sie nicht lesen, aber wenn der Turm auftauchte, wusste sie, dass sie bald zu Hause ist.
Als Reverse-Graffiti im Stadtbild
Ausgerichtet hat sie ihre Kampagne zunächst auf die Jüngeren, die sich das neonfarbene grüne Herz mit den Zacken des Turms aufs Auto oder Fahrrad kleben. Das Herz ist eckig, weil es aus der sechseckigen Plattform des Turms heraus entwickelt wurde. Das Logo könnte als Reverse-Graffiti im Stadtbild auftauchen, erste Versuche sind im Tunnel an der Mülheimer Straße zu sehen: Hier hat Girnuweit mit einer Zahnbürste die Logos in den Dreck der Großstadt geschrubbt.
Ideen hat sie reichlich, um die Heimatromantik zu befeuern. So könnte sie sich „Turmführungen“ vorstellen, die nicht hoch nach oben führen, sondern außen rum zu Plätzen, die eine besonders schöne Sicht auf den Turm gewähren.
Abriss ist für 2015 geplant
„Es steht alles – was fehlt, sind helfende Hände“, sagt Girnuweit. Die will sie im April bei einer ersten öffentlichen Versammlung zusammentrommeln. Geld für Flyer etc hofft sie über den Verkauf der Merchandise-Artikel einzuspielen. „Ein Sponsor wär natürlich auch super.“ Und dann bliebe ein Jahr für den Kampf – denn der Abriss ist für 2015 geplant.
Und die Stadtwerke bleiben auch bei ihren Abrissplänen, auch wenn derzeit das Denkmalschutzverfahren läuft. Das Schornstein-Trio ist bisher nur vorläufig in die Denkmalliste eingetragen. Jetzt ist es an den kommunalen Versorgungsunternehmen, zur Unterschutzstellung eine Stellungnahme einzureichen. Die sei zur Zeit in Arbeit, hieß es in der Stadtwerke-Zentrale an der Bungertstraße. Bis es tatsächlich zum Abriss des Turmes kommt, dürfte also noch einige Zeit ins Land gehen.
Werden die Duisburger bei diesem Projekt mitmachen?
Selbst die eigenen Eltern halten es für zu teuer, den Stadtwerketurm zu erhalten, auch wenn sie ihn mögen, erzählt Girnuweit. Aber die Frage der Finanzen steht für sie an zweiter Stelle.
Zunächst geht es darum, zu klären, wie wichtig sein Erhalt für die Duisburger und ihr Heimatgefühl wäre. Dann könnte man in einem zweiten Schritt nach neuen Ideen für die Nutzung suchen, die Geld einspielen. Am Ende geht es für die einen um drei grün beleuchtete Rauchrohre und einen Aufzugschacht, insgesamt 200 Meter hoch -- oder um liebgewonnene Großstadtromantik. „Duisburg muss begreifen, dass wir ihn als identitätsstiftend brauchend“, gibt sich die Master-Studentin kämpferisch. Jetzt wo ihre Theorie auf die Praxis trifft, wird es richtig spannend für sie: „Ob wirklich Leute mitmachen?“