Duisburg.. An diesem Wochenende hätte das Traumzeit-Festival stattgefunden. Stattdessen zogen über 150 Kulturinteressierte durch die Duisburger Innenstadt und forderten: „Wir müssen reden - Weniger Kultur können wir uns nicht leisten.“
Alle waren da. Selbstverständlich nicht alle Duisburger. Auch nicht alle Freunde der Kultur. Nicht alle Künstler. Aber von allen war jemand da. Die „Demonstration für den Erhalt der Kultur in Duisburg“, wie die Organisatoren den Protestzug am Samstag durch die Innenstadt angemeldet hatten, beeindruckte nicht durch ihre Besucherzahl. Sie beeindruckte durch die Vielfalt im Publikum wie auch auf den Bühnen. Mit einigen deutlichen Stellungnahmen wurde bewiesen, dass das Motto der Demo, „Wir müssen reden“, keine Bitte in Richtung Verwaltung war, sondern ein kaum aufzuschiebender Imperativ.
Doch von diesen Plätzen am geplanten Runden Tisch waren leider nicht alle da. Kaum einer. Wohl noch weniger als das. Deshalb kamen am Samstag andere zu Wort. Thomas Amshove zum Beispiel, Mitbetreiber der Kneipe „Goldengrün“ im Dellviertel, der aber als Bürger und Kulturliebhaber zum Mikrofon griff. „Ein Matjesbrötchen kann ganz schön lecker sein. Und ein Matjesfest kann eine ganz entspannte und nette Angelegenheit sein“, sagte er. „Aber es bietet wenig Raum, um neue Erfahrungen zu machen und kaum Diskussionsstoff.“
Für den wird in der Stadt zum Beispiel durch die – inzwischen gelockerte – Sperrzeitverlängerung des „Djäzz“ an der Börsenstraße gesorgt. Und durch die Absage des „Traumzeit“-Festivals, das ursprünglich am vergangenen Wochenende hätte stattfinden sollen. So überraschte der Termin für die Demonstration kaum. Umso mehr aber die Deutlichkeit in den Bewertungen der Absage, die am Samstag zu hören waren. RWE, ehemaliger Hauptsponsor des Festivals, erlaubte den Veranstaltern der Demonstration, den Standpunkt des Energieversorgers auf der Bühne deutlich zu machen. „Wir hatten bereits sehr frühzeitig unseren Partnern signalisiert, dass die Finanzierung des Events nicht ausschließlich auf einen zentralen Hauptsponsor ausgerichtet werden sollte“, lautete die zentrale Aussage. Bekanntlich hatten nicht alle Verantwortlichen diese Signale erkannt oder ernst genommen, was zur Absage führte. Und diese Absage wird noch immer scharf kritisiert. WDR3-Musikchef Werner Wittersheim ging die Verantwortlichen in der Stadt in einem Beitrag zur Demonstration am Vortag hart an. In erster Linie habe zwar das Geld zur Durchführung gefehlt. „Das andere ist aber, dass dieses Festival meiner Wahrnehmung nach die ganze Zeit darunter gelitten hat, dass die Duisburger Stadtspitze nicht dazu gestanden hat.“
Wie sehr die Duisburger Kulturszene zu diesem ramponierten Aushängeschild der Stadt steht, zeigte sich während der Demonstration zum Beispiel vor der Zentralbibliothek. Pianist Kai Schumacher und Prof. Till Engel von der Folkwang-Universität setzten sich hier an den Flügel. Auf dem Averdunkplatz hatten zuvor Jupp Götz und Flamenco-Musiker David Alcantara zur Gitarre gegriffen. Jazz, Pop, dazu viele DJs aus den Clubs der Stadt - „Es ist der Wahnsinn, was Duisburg für ein Potenzial hat“, rief Tim Isfort, ehemaliger künstlerischer Leiter des „Traumzeit“-Festivals ins Mikrofon. Er hatte geholfen, das Musikprogramm für die Demonstration zusammenzustellen. Und er fühle sich „auch weiterhin ein bisschen verantwortlich für die ,Traumzeit’“, sagte Isfort. Damit ist er, wie am Samstag deutlich wurde, nicht allein.