Ab dem 1. August können Mütter und Väter aufatmen – soweit jedenfalls der Plan der Bundesregierung, der ab August Kindern unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gewährt. „U3“-Betreuung nennt sich das Konzept, das bei der AWo-Familienbildungsstätte in Wanheimerort für ausgebuchte Kurse sorgt.
Karin Holzhauer ist Dozentin und Koordinatorin für die Ausbildung zur Kindertagespflegeperson. „Die ersten drei Jahre sind die entwicklungsintensivsten. Je jünger die Kinder sind, desto gebundener sind sie“, sagt die dreifache Mutter und sechsfache Großmutter. „Kinder können sich nur entfalten, wenn eine schützende Bezugsperson im Hintergrund steht“, sagt sie und fügt hinzu: „Erzieher und Erzieherinnen sind für die Betreuung von unter Dreijährigen nicht ausgebildet.“
Keine Altersbegrenzung nach oben
In der AWo-Familienbildungsstätte finden sowohl U3-Qualifizierungskurse für Erzieher statt als auch vollständige Ausbildungen zur Kindertagespflegeperson.
Für die Ausbildung zur Tagesmutter oder zum Tagesvater gibt es keine Altersbegrenzung nach oben. Der Hauptschulabschluss wird vorausgesetzt und ein polizeiliches Führungszeugnis muss vorgelegt werden.
Das Jugendamt führt dann noch ein Eignungsgespräch. Entscheidet man sich für eine Finanzierung der 180 Stunden Schulung über das Jugendamt, verpflichtet man sich automatisch dazu, drei Jahre lang als Tagespflegeperson tätig zu sein und mindestens zwei Kinder aufzunehmen. Alternativ kann man die Ausbildungsgebühr von knapp 800 Euro selbst zahlen und fortan völlig selbstständig arbeiten.
Selbstständig arbeiten
„Als selbstständige Kindertagespflegeperson kann man zu Firmen gehen und eine Kooperation anbieten“, sagt Karin Holzhauer. Die Teilnehmer der Schulung erstellen im Laufe ihrer Ausbildung ein eigenes Konzept, lernen sich zu präsentieren und müssen am Ende einen eigenen Flyer vorweisen. In den einzelnen Unterrichtseinheiten geht es unter anderem um die Beziehung zum Tageskind, um den Umgang mit Medien und um die Förderung von Kindern.
„Die Tagespflege hat sich etabliert, das ist eine anspruchsvolle Tätigkeit“, sagt Karin Holzhauer. Vom „Rumdoktern“ der Bildungspolitik hält die Pädagogin nicht viel. „Wir brauchen gute Lösungen, vor allem für unsere Kinder“, sagt die 62-Jährige.