Thyssen-Krupp Steel will 2000 Stellen abbauen in den nächsten Jahren, davon rund 1000 in Duisburg, gleichwohl bezeichnete Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der in Düsseldorf ansässigen Wirtschaftsvereinigung Stahl, die Lage der deutschen Stahlbranche gestern als „noch relativ gut“.
Die Auslastung der Stahlwerke in der EU wie auch weltweit sei deutlich schlechter als an den deutschen Standorten. Auch gebe es „eine Reihe von hoffnungsvollen Anzeichen“, dass sich die Lage der Branche auf Sicht wieder stabilisiert. So habe die Rohstahlproduktion im Januar um fünf Prozent zugelegt, der stärkste Zuwachs seit September 2011.
Verbessert habe sich „auf breiter Front“ auch das Geschäftsklima in Bauindustrie, Maschinenbau, Metallwaren- und Autoindustrie, an die 80 Prozent der deutschen Stahlproduktion gehe.
Unterm Strich, so die Erwartung Kerkhoffs, gehe es im laufenden Jahr weder hoch noch runter mit dem Stahlgeschäft. Zu erwarten sei vielmehr eine „Seitwärtsbewegung“ von 42,7 auf 43 Mio Tonnen Jahresproduktion: „Die Kapazitätsauslastung bleibt damit unterdurchschnittlich. Eine durchgreifende Erholung erwarten wir für dieses Jahr noch nicht.“
Noch deutlich schlechter sieht es allerdings auf den Stahlmärkten rundum aus, wo sich öffentliche Sparprogramme, steigende Arbeitslosigkeit und schwaches Investitionsklima auswirkten. Der deutsche Markt werde zunehmend zum „alleinigen Stabilitätsanker“ in Europa, mit der Folge, dass der Wettbewerb hierzulande härter werde.
Auf dem europäischen Stahlmarkt insgesamt gebe es inzwischen eine „Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage“, wobei Kerkhoff Angaben über die Größenordnung ungenutzter Produktionskapazitäten vermied. Mit Blick auf „Meldungen der letzten Tage“, also vor allem zu Thyssen-Krupp, sagte er: „Auch die Stahlindustrie in Deutschland kann sich nicht den Anpassungszwängen entziehen, die mit einem schwierigen Marktumfeld und den Rahmenbedingungen in Europa verbunden sind.“ Einen weitere Stellenabbau erwarte er aber nicht. In diesem Zusammenhang warnte Kerkhoff aber eindringlich vor „künstlichen Marktaustrittsbarrieren“ durch Regierungen: „Unrentable Standorte dürfen nicht mit staatlichen Mitteln künstlich am Leben gehalten, temporäre Kapazitätsüberhänge nicht zu dauerhaften Überkapazitäten werden.“ Dass der Standort Duisburg unrentabel wäre, war bisher noch nie zu hören.