Duisburg. Im Zusammenhang mit den Brandschutzmängeln an der Duisburger Mercatorhalle hat sich jetzt herausgestellt, dass die Bauleitung unter extremem Zeitdruck stand. In nur neun Monaten sollte die Halle damals fertiggestellt sein und selbst bei der Eröffnung war sie noch nicht ganz fertig.
Kommt bei der Mercatorhalle zum Pfusch am Bau und zu betrügerischen Machenschaften schlicht noch Zeitdruck hinzu, der vor fünf Jahren alle Kontrollen und Qualitätsvorgaben über Bord werfen ließ?
Selbst auf der Internetseite der damals beauftragten Projektsteuerer WSP ist auf dessen Referenzangabe zur Mercatorhalle ausdrücklich vermerkt, dass das Projekt auch gekennzeichnet war „durch den extremen Termindruck für den Ausbau, welcher in neun Monaten durchzuführen war“. Den bestätigt auch Alfred Brohl aus dem Architektenbüro Busmann & Haberer. Die Architekten also, die die Stadt federführend mit der Ausbau der Mercatorhalle beauftragt hatte.
Firmen werben mit der Halle
Viele der ausführenden Baufirmen werben auf ihren Internetseiten mit der Referenz Mercatorhalle. Etwa die Firma Lindner, ein führender Spezialist in den Bereichen Innenausbau, Fassadenbau und Isoliertechnik. Oder die Kölner Faxel & Partner, die laut eigener Referenzseite für neun Millionen Euro verantwortlich zeichneten für die Arbeiten an Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro, Förder-Technik und zentrale Leittechnik in der Halle.
Auch die gesamtverantwortlichen Kölner Architekten führen als Vorzeige-Auftrag unter ihrer Rubrik Konzertsäle die Mercatorhalle auf. Diplom-Ingenieur Alfred Bohl ist einer der Gesellschafter des Architekturbüros. Auch er spricht von einem enormen Zeitdruck. Die Halle musste zum Eröffnungstermin 21. April fertig sein. Und durch Mängel am Rohbau, so Bohl, waren es nur acht statt der neun Monate Bauzeit. Doch auch die hätten nicht gereicht. Warum der Zeitdruck? Das kann bei der Stadt keiner so recht beantworten.
Bohl bestätigt, dass sein Büro für die Planung und oberste Bauleitung verantwortlich war. Für die einzelnen Gewerke, Elektrotechnik etwa, hatten die Fachfirmen eigene Planer. Und für die Abnahme der Arbeiten gab es beauftragte Sachverständige. Bohl spricht offen, weil er sich nicht in der Schusslinie für die Skandalmängel sieht. Weitere Protokolle und Akten hat er der Stadt jetzt zur Verfügung gestellt.
Wie konnte es zur Freigabe kommen?
Bohl widerspricht auch dem Eindruck, dass die Gutachter alle „blind“ oder schlimmeres gewesen seien: In seinen Akten gibt es nämlich von ihnen zahlreiche Beanstandungen bei Zwischenberichten zu Mängeln, die dann behoben wurden. Wie es dann abschließend zur Freigabe kommen konnte? Das kann sich Bohl auch nicht erklären und auch nicht nachvollziehen. Zu den „Ungereimtheiten“, die er ausmacht, gehört auch, dass sein Büro nach seiner Darstellung nicht wie üblich die bauaufsichtliche Schlussabnahme erhalten hat.
Fakt ist wohl: „Allen Beteiligten war klar“, so Bohl, dass die Halle zur Eröffnungsfeier nicht wirklich fertig gewesen sei, dass danach noch lange nachgearbeitet worden sei. Sind dabei die Schlampereien passiert, die keiner mehr kontrollierte? Dem widerspricht, dass jetzt an allen Ecken und Enden Mängel entdeckt wurden und der Chef des städtischen Immobilien-Dienst von „systematischen“ Pfuscharbeiten gesprochen hatte.