Duisburg. Irena Paskali ist viel unterwegs in der Welt. Ergebnisse ihrer Video- und Fotoprojekte sind nun im Kunstraum SG1 in der Altstadt zu sehen.
Die in Mazedonien geborene Künstlerin Irena Paskali, die seit 2004 in Köln lebt, kommt viel rum in der Welt. 2017 Marokko, 2018 Karelien, 2019 Kleinschönach – um nur die letzten drei Jahre zu nennen. Und die Liste ihrer Ausstellungen ist ellenlang. Zum ersten Mal in Duisburg sind ihre Arbeiten jetzt im Kunstraum SG1 an der Schmalen Gasse in der Altstadt zu sehen.
Luise Hoyer und Stacey Blatt haben Irena Paskali beim Kurzfilm-Kurzfestival Lisaluna im Keller unter St. Joseph am Dellplatz entdeckt und sie in ihren Kunstraum eingeladen, wo jetzt unter dem Titel „Open Dialog“ die gleichnamige Arbeit und das Projekt „Die Ruine“ zu sehen sind. Irena Paskali arbeitet hauptsächlich mit Video, Fotografie und Zeichnungen.
Kontakte schnell knüpfen – und wieder auseinander reißen
Oft hält sie sich nur kurz an den Orten auf, zu denen sie etwa als Residenzkünstlerin oder für einzelne Projekte eingeladen wird. Da sie stets ortsbezogen arbeitet, muss sie schnell Kontakte finden zu Menschen, die bereit sind, sich auf ihre Ideen einzulassen. In der russischen Republik Karelien fand sie junge Leute, mit denen sie ein Projekt im „offenen Dialog“ entwickelt hat.
Ein zweiteiliges Video bringt diese schnell geknüpften Verbindungen und die schmerzhaft schnelle Trennung auf den Punkt: Irena Paskali und eine junge Frau verbinden ihre Haare zu einem gemeinsamen Zopf, dann reißen sie ihn auseinander – autsch. Dieses ruhige Video bildet einen starken Kontrast zum bewegten „Tanz“ von Paskali und ihrer Partnerin, die, aneinander „gefesselt“ durch einen Hula-Hoop-Ring, versuchen, sich daraus zu befreien. Eine Fotoserie begleitet dieses Projekt.
Menschliche Skulpturen in einem schweigenden Tanz
Ein anderes Video, das an einer Seepromenade in der Stadt Petrozavodsk entstanden ist, zeigt zwei verhüllte Menschen, die in ihrem schweigenden Tanz wie bewegte Skulpturen wirken: sich wiegend, zusammen und auseinander strebend, auf und nieder wogend, eine Folge sich stets wandelnder Bilder. Um Flüchtigkeit und Dynamik, um die Zerrissenheit von Kulturen und Religionen geht es Irena Paskali.
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In Marokko stieß sie dabei an Grenzen. In der alten Stadt Sefrou, nur etwa 30 Kilometer entfernt von der touristisch attraktiven Königsstadt Fes, fühlte sie sich weit in die Vergangenheit versetzt. In der Altstadt von Sefrou, in der bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine große jüdische Minderheit lebte, und die jetzt dem Verfall preisgegeben ist, tanzte Irena Paskali für eine Fotoserie in einem sehr luftigen Kleid auf den Ruinen. So „unverhüllt“, dass sie dort, wo Frauen sonst stets verschleiert sind, mit Steinen beworfen worden sei.
Die Ausstellung bleibt bis 2. November, www.sg1-kunstraum.de.