Duisburg. Wir starten eine Serie zur Geschichte der Duisburger Stadtteile. Den Beginn macht die Altstadt. Wir zeigen viele Fotos und Vorher-Nachher-Bilder.

Die genauen Ursprünge Duisburgs liegen bis heute im Dunkeln. Fest steht nur, dass die Altstadt, das Gebiet rund um Rathaus und Salvatorkirche, schon zu römischer Zeit besiedelt war. Zum Auftakt dieser Serie über die Duisburger Stadtteile wollen wir zunächst ihre Geschichte erzählen. Die Altstadt ist die Keimzelle der heutigen Großstadt.

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Gute Gründe, sich hier auf hochwasserfreiem Terrain niederzulassen, gab es schon vor über 1500 Jahren: Nur an dieser Stelle war der Rhein bloß etwa 500 Meter breit, ließ sich also mit Fähren überqueren, gab es nicht die sonst üblichen kilometerbreiten sumpfigen Auen. Hier mündete die Ruhr in den Rhein, nahm der Hellweg, die wichtige Handelsstraße nach Ostdeutschland, ihren Anfang.

16 Königsaufenthalte im heutigen Duisburg von 922 bis 1016

Für das Reich der Franken, das sich von nördlich Hamburg bis nach Rom und von Österreich bis zur spanischen Grenze erstreckte, war der Ort offenbar so wichtig, dass sie hier um 750 einen Königshof errichteten, eine von rund 40 Burgen, eine Pfalz.

Duisburg im Hochmittelalter
Duisburg im Hochmittelalter © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Zwischen 922 und 1016 sind 16 Königsaufenthalte überliefert. War der König abwesend, regierte sein Statthalter, der Vogt. Die Stadt hatte etwa 1000 Einwohner. Zwischen Dickelsbach und Ruhr erstreckte sie sich damals. Sie hatte eine 700 Meter lange Rheinfront. Ihr wirtschaftlicher Mittelpunkt war der Altmarkt hinter dem heutigen Rathaus. Vorläufer der Salvatorkirche war übrigens eine Kapelle der Pfalz.

Dass der Rhein um das Jahr 1000 bei Essenberg nach Norden durchbrach, schadete Duisburg zunächst nicht. Der verbliebene Altarm eignete sich sogar besser als Hafen. So nahm die Stadt seit dem 12. Jahrhundert einen rasanten Aufschwung.

3000 Einwohner und gute Handelsbeziehungen um 1170

Kaufleute lenkten ihre Geschicke. Um 1170 hatte Kaiserswerth Duisburg zwar den Rang als Kaiserpfalz abgelaufen, aber mit ihren Handelsbeziehungen bis nach Brügge und ins Baltikum war die Stadt mit inzwischen rund 3000 Einwohnern weiterhin führend. Von ihrem Wohlstand zeugten die Stadtmauer und die neue Salvatorkirche. Mit der Verpfändung an den Grafen von Kleve ging der Status als Reichsstadt 1270 für Duisburg dann aber endgültig verloren.

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Erst als der Rheinarm um 1430 verlandete, konnten nur noch Waren für den Eigenbedarf herangeführt werden. Duisburg stieg zu einem Landstädtchen ab. Ruhrort wurde zum bedeutenden Nachbarn. In der Stadt selbst bekamen Handwerker die Oberhand.

Zwischen 1348 und 1548 forderte die Pest fünf Mal hohe Opfer. Mit der ersten evangelischen Abendmahlsfeier in der Marienkirche 1554 war der Übergang zur Reformation besiegelt. Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden und aus England fanden Zuflucht. Unter ihnen Gerhard Mercator, Lehrer am Vorläufer des Landfermann-Gymnasiums. 1595 wurde seine Kartensammlung des gesamten Erdkreises veröffentlicht.

Boom nach Wiener Kongress und durch Rheinschifffahrt

Mehrere Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs zerstörten die Altstadt ab 1942.
Mehrere Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs zerstörten die Altstadt ab 1942. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

1614 kam Duisburg mit Kleve zum Kurfürstentum Brandenburg-Preußen. 1654 richtete der Kurfürst hier eine Universität ein. 1818 wurde sie zugunsten von Bonn wieder aufgegeben. Mit der Tuchmanufaktur von Heinrich Wintgens hielt 1693 die kapitalistische Produktion Einzug. Dank steuerlicher Begünstigung entwickelte sich die Stadt zum bedeutenden Ort der Textilherstellung.

Erst die lange anhaltende Befriedung Europas durch den Wiener Kongress 1815 mobilisierte auch hier ungeahnte wirtschaftliche Kräfte. Jetzt erst dehnte sich die Stadt über ihre Stadtmauer aus. Ab 1828 profitierte sie auch wieder von der Rheinschifffahrt, als der Innenhafen als Kanal angelegt wurde. Während der Ruhrorter Hafen den Massenumschlag übernahm, war Duisburg Stückguthafen.

Die Altstadt entwickelte sich in der rasant wachsenden Umgebung zum Verwaltungs- und Einkaufszentrum. Das neue Rathaus verdeutlichte 1902 den Rang der reichen Stadt. Mehrere Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs zerstörten die Altstadt ab 1942. Die Liebfrauenkirche ging verloren. Die Turmspitze der Salvatorkirche wurde nicht wieder aufgebaut. Die vielen alten Gassen lassen sich nur noch erahnen.

Duisburg früher und heute – multimediale Vorher-Nachher-Bilder

Mit unseren multimedialen Vorher-Nachher-Bilder können Sie sehen, wie sich Duisburg im Laufe der Zeit verändert hat. Wir stellen ein historisches Foto und eine aktuelle Aufnahme gegenüber, Sie können mit der Maus beziehunsgsweise mit dem Finger den Regler in der Bildmitte nach links oder nach rechts schieben und die Bilder vergleichen.

Blick auf den Innenhafen aus Richtung Schwanentorbrücke vor 1935. Rechts oben der Turm der Liebfrauenkirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Aus dem Innenhafen mit seinen Getreidespeichern ist heute, 85 Jahre später, ein Büro- und Dienstleistungspark geworden. Im Hintergrund die Marina. Ufer und Kräne erinnern noch an den Güterumschlag.
Blick auf den Innenhafen aus Richtung Schwanentorbrücke vor 1935. Rechts oben der Turm der Liebfrauenkirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. © FUNKE Foto Services - STEFAN AREND

Linkes Bild: Der Blick auf den Innenhafen aus Richtung Schwanentorbrücke vor 1935. Rechts oben der Turm der Liebfrauenkirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde (Foto: Stadtarchiv, Repro: Stefan Arend). Rechtes Bild: Aus dem Innenhafen mit seinen Getreidespeichern ist heute, 85 Jahre später, ein Büro- und Dienstleistungspark geworden. Im Hintergrund die Marina. Ufer und Kräne erinnern noch an den Güterumschlag (Foto: Stefan Arend).

Autoverkehr auf der Kuhstraße im Jahr 1965.
Die Kuhstraße als Fußgängerzone heute.
Autoverkehr auf der Kuhstraße im Jahr 1965. © FUNKE Foto Services - Foto: Stadtarchiv / Repro: STEFAN AREND

Bild links: Autoverkehr auf der Kuhstraße im Jahr 1965 (Foto: Stadtarchiv, Repro: Stefan Arend). Auf der rechten Seite: Die Kuhstraße als Fußgängerzone heute (Foto: Stefan Arend).

Ein Blick in die Kasinostraße vor 1942.
Die Kasinostraße heute: alles Neubauten nach 1945.
Ein Blick in die Kasinostraße vor 1942. © FUNKE Foto Services - Stadtarchiv / Repro: STEFAN AREND

Auf der linken Seite: Ein Blick in die Kasinostraße vor 1942 (Foto: Stadtarchiv/Repro: Stefan Arend). Rechts: Die Kasinostraße heute: alles Neubauten nach 1945 (Foto: Stefan Arend).

>> WEITERE WICHTIGE DATEN DER DUISBURGER STADTGESCHICHTE

883 Duisburg taucht in einer Chronik des Klosters Prüm auf.

1111 entsteht die Stadtmauer.

1153 Die Marienkirche wird erstmals erwähnt.

1189 Die Salvatorkirche wird erstmals genannt.

1280 gibt’s einen Schulmeister.

1361 Rathaus wird erwähnt.

1557 gibt es in der Stadt einen Buchdrucker.

1559 wird ein akademisches Gymnasium gegründet.

1727 erscheint eine erste Wochenzeitung.

1820 entsteht das erste Haus vor der Stadtmauer.

1844: Ein 600 Meter langes Hafenbecken an der Nordseite der Stadt ist fertiggestellt.