Duisburg-Walsum/Orsoy. In den Anfangstagen zogen Männer die Fähre am Seil über den Rhein. Später folgten Segler. Anfang des 20. Jahrhundert sauste ein Auto ins Wasser.
Seit 360 Jahren gibt es die Fährverbindung über den Rhein im Bereich Walsum. Das geht aus einer Unterlage des Heimatvereins hervor. Der damalige Pächter ärgerte sich, dass 1657 auf dem Fluss „wild gefahren wurde“, wodurch es ihm nicht möglich war, den Strom problemlos zu überqueren – sprich: Er hatte Einnahmeverluste.
70 Jahre später, 1727, taucht ein weiterer Hinweis auf die Fähre im „1. Duisburger Adress- und Intelligentz-Zettel“ auf, berichtet Helmut Schorsch, Vorsitzender des Heimatvereins Walsum. Damals wurde der „Fehrmann aufm Rhein zu Orsoy, Albert Reinders“ vermisst, und die Familie wollte wissen, was ihm passiert war. Ob die Sache geklärt wurde, ist unbekannt.
Seit 1831 gibt es einen schnellen Pendelverkehr
Mitte der 1700er-Jahre sollte die Schiffsverbindung zwischen Walsum und Orsoy als „Schnellstrecke“ umgebaut werden, doch daraus wurde vorerst nichts. Erst 1831 passierte das. Sprich: Man schuf eine Verbindung, die halbwegs regelmäßig und flott hin- und herpendelte.
Als im Jahr 1891 der Rhein zugefroren war und die Fähre folglich im Eis festsaß, hatte der damalige „Fährinhaber Windschuh einen Weg über den Rhein durch Reisigsträucher gekennzeichnet.“ Allein „am ersten Tag überquerten zwischen 14 und 18 Uhr 400 Personen den Rhein“, heißt es in einer historischen Aufzeichnung.
Menschen, Pferdekarren und Vieh befördert
Anfangs wurde das Schiff von einem Pferd und „bis zu sechs Fährknechten gegen den Strom über den Fluß“ gezogen. Die Überfahrt dauerte zwischen einer halben und einer ganzen Stunde. „Rechtsrheinisch war eine Glocke angebracht, mit der man den Fährmann rief“, hat ein Chronist festgehalten.
Anfangs unterstand die Verbindung der „Rentei Dinslaken (bis 1767), ab dann lange der Stadt Orsoy. Statt sie von Pferden oder Menschenhand ziehen zu lassen, entschied man sich in den 1800er Jahren, die Fähre zum Segler umzubauen. Damals gab es vier solcher Schiffe, die verschieden groß waren und folglich unterschiedlich viel Last tragen konnten.
Erinnerungen an den Beginn des 20. Jahrhunderts
Um 1917 herum, schrieb ein Walsumer, habe er als Junge die Fähre oft genutzt, weil er zur Verwandtschaft in Budberg musste. Häufig musste er lange auf die Fähre warten, weil Schleppkähne die Überfahrt verhinderten.
Transportiert wurden Anfang des 20. Jahrhunderts überwiegend Personen, Pferdekarren und Vieh. Autos gab es ja nur wenige. Eines besaß laut einer alten Aufzeichnung ein Arzt. Der verwechselte wohl den Gang und schoss mit dem Wagen über Bord ins Wasser.
Dirk Nowakowski ist der heutige Walsumer Fährmann
1958 ging das erste Motorschiff (die „Glückauf“) in Betrieb – sie sollte vor allem die Arbeiter schnell zum Walsumer Pütt und wieder nach Hause bringen. 1968 wurde Heinz Zimmer Geschäftsführer der Fähre, er war bis zu seinem Tode (2013) d e r Walsumer Fährmann. Jetzt ist sein Sohn Dirk Nowakowski Chef der Fähre, die den klangvollen Namen trägt: Rheinfels.