Duisburg-Altstadt. Als Daniel Staak 2013 in die Duisburger Altstadt zog, erlitt er einen Kulturschock. Nun setzt der Hausverwalter auf das Potenzial des Quartiers.
Daniel Staak ist überzeugt: „Die Altstadt ist ein Quartier mit Zukunft.“ Der 40-Jährige stammt aus dem Spreewald, hat in Dresden Philosophie und Geschichte studiert, wohnte einige Jahre in der spanischen Metropole Madrid und ist dann nach Duisburg gezogen. Der Start war anfangs, nun ja, schwierig – zu unterschiedlich ist die Atmosphäre zwischen Plaza Mayor und Münzstraße.
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Staak arbeitet für „Renania Immobilien“. Die Firma wurde 2013 gegründet, weil spanische Geldgeber in Duisburger Häuser investierten. Um einen Mitarbeiter vor Ort zu haben, wurde Staak nach Deutschland geschickt. Er bezog eine Wohnung in der Münzstraße. Von anderen, die ebenfalls in der Immobilienbranche arbeiten, wurde er indes belächelt, dass er sich nicht eine schickere Gegend aussuchte.
Zunehmend interessieren sich Studenten für die Duisburger Altstadt als Wohnstandort
Immerhin: Der Grundriss seiner Bleibe ist modernisiert, abends kann er den beleuchteten Stadtwerketurm sehen und im Sommer machen die Studenten in der Nachbarschaft ihr Yoga-Workout auf einem der Flachdächer. „Ich finde, dass ist hier ein guter Standort“, sagt er und führt die Nähe zum Innenhafen und zur Innenstadt an. Die Mieten seien akzeptabel. „Mittlerweile interessieren sich zunehmend Studenten für die Altstadt und seitdem John Reed eröffnet hat, ist hier auch wieder ein bisschen mehr Bewegung. Früher war für viele Besucher beim Knüllermarkt Schluss.“
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Und mindestens genauso wichtig für seinen Job: Daniel Staak bekommt ein Gefühl dafür, wie die Region tickt und sich Projekte entwickeln könnten. Die Renania verwaltet Wohnhäuser, in deren Erdgeschossen sich Ladenlokale befinden. In den vergangen Monaten hat er auf Nachfrage des Quartiersmanagement die Leerstände immer wieder für Kunstaktionen zur Verfügung gestellt. Der Projektraum 47 befand sich einige Zeit in einem der Geschäft. Die Künstlerin Gabi Schwarz nahm zunächst an einer Schaufensterausstellung teil und verlegte anschließend ihr Atelier „Schwarzmalerei“ komplett in die Münzstraße. Nach einer Renovierung wird sie dort bald auch wiedereröffnen.
Altstadt-Quartiersmanager haben ein Netzwerk aufgebaut
Nicht alle Hausverwalter oder Eigentümer sind so präsent und kümmern sich um die Immobilien. In den vergangenen sechs Jahren hatten die Quartiersmanager Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino alle Mühe, Kontakte zu knüpfen, Mietinteressenten und Hausbesitzer zusammenzubringen. Zudem starteten sie Aktionen, um ein nachbarschaftliches Netzwerk in der Altstadt zu etablieren oder die Münzstraße zu beleben. Stummfilme wurden an Häuserwänden gezeigt, ein veganer Wintermarkt veranstaltet.
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„In Madrid geht man aus dem Haus und kommt direkt an verschiedenen Bars und Cafés vorbei. So etwas fehlt hier“, sagt Staak. Er würde sich wünschen, dass in den nächsten Jahren in die Gegend investiert wird, damit sich etwas tut. Positiv bewertet er, dass es überhaupt Ansprechpartner für die Altstadt gab, an die man sich wenden konnte. „Das hilft vielleicht, dass der eine oder andere, der sich hier etwas vorstellen könnte, auch am Ball bleibt.“
Dass rund um die Münzstraße mal eine Altstadt existierte, lässt sich heute nur noch an der Stadtmauer ablesen. Viele der Häuser stammen aus den 1950er Jahren – entsprechend ist der Zustand der Gebäude. „Eine Hausverwaltung darf sich nicht nur darauf beschränken, den Mieteingang zu überwachen. Ich habe meine Investoren überzeugen können, dass man auch in den Werterhalt der Häuser investieren muss, man kann nicht ewig auf Verschleiß fahren.“ Es gebe nur wenig Leerstand in den Wohnungen. „Einige vermieten wir geplant nicht, damit wir renovieren können.“
Aktuell läuft eine Debatte darüber, in welche Richtung sich die Altstadt entwickeln soll. Zwei Planungsbüros haben Vorschläge erarbeitet, darunter ist einer, der vorsieht, dass sich das Quartier wieder auf seinen historischen Kern besinnt. In einem anderen Fall könnten Start-ups die Leerstände beleben oder gar ein neuer „Central-Park“ entstehen. Sicher ist, dass bald mit dem Umbau des Calais-Platzes begonnen wird, der die Altstadt besser mit dem Innenhafen verzahnen soll.
Daniel Staak ist noch regelmäßig in Madrid. Doch wenn er anschließend ins Ruhrgebiet zurückkehrt, bleibt der anfängliche „Kulturschock“ mittlerweile aus.
>> Debatte über Duisburger Altstadt läuft
- Wie soll die Zukunft der Duisburger Altstadt aussehen? Diese Frage beschäftigt Politik, Stadtplaner und Duisburger seit vielen Jahren. Die beiden Büros „Pesch Partner Architekten “ und „Junker + Kruse Stadtforschung“ aus Dortmund haben nun drei Szenarien entworfen, was in dem Gebiet zwischen Innenhafen und Innenstadt aus ihrer Sicht denkbar wäre.
- Die Ideen sollen in einen neuen Rahmenplan einfließen, auf dessen Grundlage die Stadt Duisburg neue Fördergelder für die Altstadt beantragen möchte.