Duisburg-Rheinhausen. Seit 2018 gibt es Probleme mit Feiernden in der Rheinaue Ehingen. Der Lärm ist bis Rheinhausen zu hören. Was die Stadt Duisburg nun erreicht hat.

Lärmende Partymusik in Duisburg hat Mitte Mai für wilde Spekulationen in Sozialen Netzwerken gesorgt. An einem Wochenende war die wummernde Musik die ganze Nacht in weiten Teilen von Rheinhausen zu hören. In stadtteilspezifischen Facebook-Gruppen im Duisburger Westen haben Nutzer wild diskutiert: „Ich habe keine Ahnung, woher es kommt“ und „Ich bin heute Nacht davon wach geworden und höre es immer noch“, ist unter anderem in zahlreichen Kommentarspalten zu lesen. Manche freut’s, andere sind genervt. Nur: Woher kommt denn nun die Musik?

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Stefan Weinem kennt die Antwort. Er steht auf dem Damm nahe der Dorfkirche Friemersheim, dreht seinen Kopf Richtung HKM auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Regelmäßig, so berichtet er, traf sich dort in der Rheinaue in den Jahren 2018 und 2019 junges Partyvolk. Ausgestattet mit Mischpulten, Zelten und Verstärkern feierten sie dort im Naturschutzgebiet in den Sommermonaten fast jedes Wochenende durch, erklärt der Duisburger. Dann kam die Pandemie – und die Feierwütigen stellten ihre „Partys“ augenscheinlich ein. Wer die Feiern organisierte, weiß Weinem nicht. Nur: „Damals standen da viele Autos mit Kennzeichen außerhalb Duisburgs, viele davon aus Bochum.“

Party-Musik in Duisburg war über den Rhein bis nach Asterlagen zu hören

„Vor zwei Wochen ging es dann wieder los“, schildert Weinem die aktuelle Situation. Er habe nichts gegen gelegentliche Musik, auch nicht, wenn sie ab und zu zu laut ist, betont er mehrfach. Was er in den zwei Jahren jedoch an fast jedem Wochenende im Sommer erlebt hat, beschäftigt in bis heute. Damals wohnte er noch in Friemersheim, direkt gegenüber dem Partytreffpunkt. Mittlerweile lebt er in Asterlagen nahe der A 40 – „unglaublich, dass der Lärm so weit zieht. Viele wissen ja gar nicht, woher das kommt“, sagt er. Die Sorge sei groß, dass die Partys nun wieder regelmäßig an den Start gehen. Bereits vor vier Jahren hatte Weinem den Kontakt zur Polizei und zur Stadt Duisburg gesucht, war laut eigener Aussage mit Beamten des Ordnungsamtes 2019 vor Ort, um die Situation zu schildern. „Es tut sich einfach nichts“, klagt er.

Das Rheinvorland in Duisburg-Friemersheim, im Hintergrund sind die Öfen von HKM auf der rechten Rheinseite zu erkennen. Dort feierten rund 40 Menschen Mitte Mai eine Party, der Lärm dröhnte bis nach Rheinhausen.
Das Rheinvorland in Duisburg-Friemersheim, im Hintergrund sind die Öfen von HKM auf der rechten Rheinseite zu erkennen. Dort feierten rund 40 Menschen Mitte Mai eine Party, der Lärm dröhnte bis nach Rheinhausen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Am Sonntag gegen halb zwei Uhr morgens rief Weinem die Polizei. Und zwar nicht als Einziger, wie ihm ein Polizeibeamter nach eigenen Angaben verriet. „Die haben in dieser Nacht zahlreiche Anrufe aus Rheinhausen bekommen“, sagt er. Das bestätigt Polizeisprecher Jonas Tepe auf Anfrage der Redaktion. „In der Nacht im Mai haben wir Anrufe aus der Nähe der beiden Rheinauen erhalten.“ Am Sonntagmorgen konnten die Beamten vor Ort ein Mischpult sowie eine Endstufe, eine Art Verstärker, sicherstellen, außerdem eine Anzeige wegen Ruhestörung gegen einen 50-Jährigen schreiben. „Etwa 40 Feiernde haben die Kollegen dort angetroffen, der 50-Jährige hat sich vor Ort als Verantwortlicher zu erkennen gegeben“, sagt Tepe.

Polizei Duisburg möchte Bereich verstärkt im Auge behalten

Bei der Polizei sei die Situation schon vorher bekannt gewesen, der zuständige Bezirkspolizist rechtsrheinisch habe die Vorfälle in mehreren Berichten dokumentiert. „Er ist im Austausch mit dem Ortsvorsteher des Bürgervereins Ehingen, den Anwohnern und HKM“, sagt Tepe. „Wir werden in den nächsten Wochenenden den Bereich verstärkt im Auge behalten. Feiern ist ja in Ordnung, es darf halt nicht zu laut sein. Und an dieser Stelle war es wesentlich zu laut.“ Seither liege die Anzeige bei der Stadt Duisburg, die für Ruhestörungen federführend zuständig sei.

Auch dort sei die Problematik seit 2018 durch Anwohnerbeschwerden und Polizeiberichte bekannt, erklärt ein Sprecher der Stadtverwaltung. Damals sei der Städtische Außendienst des Bürger- und Ordnungsamtes sowie das Umweltamt informiert worden. „Im Jahr 2020 wurden fünf Bußgeldverfahren aufgrund von Kontaktverstößen gegen die Corona-Schutzverordnung eingeleitet. Weiterhin wurden durch die Polizei in diesem Jahr Bußgeldverfahren eingeleitet“, so der Sprecher. Das heißt: Auch in der augenscheinlich partyfreien Pandemiezeit kam es zu Zusammenkünften.

Stadt Duisburg erlässt Ordnungsverfügung gegen Veranstalter

Zum Vorfall Mitte Mai vermeldet die Stadt: „Das Bürger- und Ordnungsamt hat gegen den Veranstalter eine Ordnungsverfügung erlassen, die dem Verantwortlichen eine weitere Durchführung von Veranstaltungen auf dem Gelände untersagt und zusätzlich ein Zwangsgeld angedroht, falls eine weitere Veranstaltung stattfindet.“ Verstöße können laut Stadt mit einem Bußgeld bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

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  • Wer von Ruhestörung betroffen ist, kann sich bei der Führungs- und Koordinierungsstelle des Städtischen Außendienstes melden. „Die Kolleginnen und Kollegen sind montags bis freitags von 8 bis 23 Uhr sowie samstags von 10 Uhr bis 24 Uhr telefonisch unter 0203/283-3900 erreichbar“, so der Stadtsprecher.
  • Außerhalb der Dienstzeiten verweist die Stadt bei Lärmbelästigung aus der Rheinaue Ehingen auf die Polizeiwache in Buchholz: 0203/2802422.