Neumühl. 400 neue Wohnungen sollen auf ehemaligem Krankenhausgelände entstehen. Dafür werden dichte Bebauung, Lärm und Hitzebildung in Kauf genommen.
Seit über 100 Jahren prägt das St.-Barbara-Hospital die Bebauung an der Gartenstraße. Zwar wird sein Hauptgebäude auch in Zukunft die Umgebung überragen. Aber aus dem Krankenhausgelände mit großer Grünanlage wird ein möglichst dicht bebaubares neues Wohngebiet aus Eigentumswohnungen, freien und sozial gebundenen Mietwohnungen. Dafür sind mit dem Bebauungsplan Nr. 1244 St. Barbara die Weichen gestellt. Der Rat der Stadt beschloss jetzt die öffentliche Auslegung.
Adolph-Kolping-Schule zu marode
Rund 400 neue Wohnungen könnten es einmal werden. Neumühl erhält ein neues Zuzugsgebiet. Die frühere Adolph-Kolping-Schule wird wohl abgerissen. Ihr Zustand ist marode. Das Altenheim an der Ecke Gartenstraße/Dörnbergstraße ist bereits zugunsten eines Neubaus an der Ecke Gartenstraße/Obermarxloher Straße leergezogen. Zwischen beiden Straßeneinmündungen ist künftig eine vier- bis fünfgeschossige Bebauung vorgesehen. Das dortige Hausarztzentrum wird weichen, sobald die Mietverträge mit den Ärzten abgelaufen sind. Die Bebauung entlang der Gartenstraße dient künftig zur Abschirmung der dahinter geplanten, etwas weniger hohen sogenannten Stadthäuser sowie des St.-Barbara-Altbaus. Letzterer soll umgebaut werden mit Platz für Gastronomie, Hausärzte, eine Tagespflege und eine Kita. Zur Basten- und zur Schroerstraße hin versucht eine zwei- bis dreigeschossige Bebauung Anschluss an die dortigen niedrigeren Altbauten zu finden.
Fünf Planstraßen in Nord-Süd- und zwei in Ost-West-Richtung binden das neue Viertel an. Der Bebauungsplan setzt damit einen planerischen Entwurf um, für den eine Empfehlungskommission unter mehreren Alternativen den Ausschlag gab. Denn dabei wurde nach Ansicht dieser Kommission der beste Kompromiss zwischen dem Bestreben gefunden, einerseits viel neuen Wohnraum zu schaffen und dabei doch den grünen Charakter zu bewahren.
Mit übergeordneten Vorgaben geht das Projekt ohnehin konform, weil damit eine in den letzten Jahren nicht mehr genutzte innerstädtische Fläche reaktiviert wird, statt sich mit neuer Bebauung am Stadtrand auszudehnen.
Allee-Charakter bleibt erhalten
Damit wird dann auch begründet, weshalb hier eine künftig größere Hitzebildung sowie mehr Lärm und Staub hingenommen werden können. Die meisten Grundstücke können nämlich auf bis zu 80 Prozent der Fläche bebaut werden. In den künftigen Neubauten an der Gartenstraße kann nach vorne hin nur bei geschlossenen Fenstern oder nach hinten raus ruhig geschlafen werden. Der St.-Barbara-Altbau als Urbanes Gebiet nimmt von der Lärmbelastung her nur dann nicht überhand, wenn dort nachts Ruhe herrscht.
Allerdings versucht die Planung auch, dem Eindruck der hohen Verdichtung entgegenzuwirken. So erhalten die Nord-Süd-Spielstraßen dort 18 Meter Breite. Auf vier neue Wohnungen kommt ein Besucherparkplatz. Innenhöfe sind vorgesehen. Mit Autos zugeparkt wird das Areal nicht. Dazu sind gleich mehrere Tiefgaragen möglich, nördlich des Altbaus auch ein eingeschossiges Parkhaus und nahe der Gartenstraße eine vierstöckige Quartiersgarage.
Bewohnte Lärmschutzwand wie an der Fiskusstraße
Damit Hitzebildung entgegengewirkt wird, müssen die Dächer der Tiefgaragen in der Regel ebenso begrünt werden wie die Flachdächer der Neubauten. Zwar müssen einige Bäume gefällt werden, aber der Allee-Charakter nördlich des Hospitals bleibt erhalten.
Der Verkehrslärm kommt nicht durch die Neubauten zustande, sondern durch bereits vorhandenen Verkehr. Das umgebende Straßennetz kann laut einem Gutachten den zusätzlichen Verkehr problemlos aufnehmen.
An Basten- und Barbarastraße erhöht sich der Lärm durch die neuen Nachbarn um etwa zwei Dezibel, also unterhalb der Wahrnehmungsschwelle von drei Dezibel (dB(A)). Aber auf der Südseite der neuen Häuser an der Gartenstraße wird es tagsüber wie nachts um elf bis 15 Dezibel(A) lauter sein als erlaubt. Zehn Dezibel werden als Verdoppelung wahrgenommen. Auf der Nordseite, der Rückseite, liegt der Lärmpegel künftig dagegen um den zulässigen Höchstwert wie in den sich anschließenden Innenhöfen. Nur an der nördlichen Barbarastraße gibt es auch Probleme damit, an Schroer- und Bastenstraße nicht. Die Planer empfehlen, den Betrieb im Altbau von 6 Uhr bis 22 Uhr zu beschränken.
„Durch die Umsetzung einer geschlossenen Bebauung entlang der Gartenstraße können in den Innenbereichen ruhige Freibereiche entstehen und die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewährleistet werden“, schreiben sie.
Diese Grenze liegt bei im Schnitt 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts. Um in den Wohnungen entlang der Gartenstraße den Lärm um 30 dB(A) zu senken, sind Mehrfachverglasung und Raumlüfter bei geschlossenen Fenstern nötig. Dadurch „ist davon auszugehen, dass in allen Wohnungen auf der schallabgewandten Seite die gesunden Wohnverhältnisse eingehalten werden“, heißt es weiter.
Linke/Grüne sorgen sich um Radfahrer
In der Bezirksvertretung Hamborn enthielt sich nur Andreas Ehmann (CDU) bei der Verabschiedung des Bebauungsplans. Ratsherr Karlheinz Hagenbuck (SGU) hielt die Bebauung gegenüber den Zechenhäusern an der Schroerstraße für zu hoch. Aber die Planer verwiesen darauf, dass es nach Norden hin schon eine Abstufung auf zwei bis drei Geschosse gebe. Außerdem sorgte er sich um das dortige Hausarztzentrum.
In der ehemaligen Schule könnten die Flächenbedürfnisse der Ärzte nicht befriedigt werden, hieß es. Sie sei zudem in sehr schlechtem Zustand.
Herbert Fürmann (Linke) wünschte sich dort genügend Abstellmöglichkeiten für Radfahrer. Die Planer erwiderten, spezielle Flächen für Abstellanlagen, etwa für größere Elektro-Lastenfahrräder, könnten im B-Plan aber nicht ausgewiesen werden. Weitere Einzelheiten der Planung kamen nicht zur Sprache. Im Rat der Stadt wurde der Verwaltung ein Prüfauftrag im Sinne Fürmanns erteilt.