Dortmund. Ein Kreisverkehr in Dortmunds City ist als Crack-Hotspot berüchtigt. Nun wurde ein Bereich komplett umgestaltet – für ein neues Angebot an die Süchtigen.

Die Martinstraße gilt vielen Dortmundern als Angstraum. Am berüchtigten Kreisverkehr halten sich Drogenabhängige auf und Menschen, die das Rauschgift verkaufen. Deals auf offener Straße lassen sich dort beobachten. Ein neues Angebot der Stadt, in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Drogenkonsumraum Café Kick, soll jetzt den Abhängigen helfen und zugleich Anwohnern und Passanten ein besseres Gefühl geben: Die bislang ungenutzte Brachfläche direkt am Kreisel wurde zum Aufenthaltsort umgestaltet.

„Die Fläche war uns schon lange ein Dorn im Auge“, sagt Holger Keßling, Leiter des Gesundheitsamts. Das völlig zugewucherte Gelände war vor allem nachts ein Aufenthaltsort der Drogensüchtigen – eine echte Belastung für das Umfeld: „Wenn die Leute am frühen Morgen zur Arbeit gingen, kamen plötzlich Menschen aus dem Gebüsch gesprungen“, so Keßling.

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Neuer Außenbereich am Café Kick: Drogenkonsum ist nicht erlaubt

Die Aufbereitung der Fläche für einen geregelten Außenbetrieb am Café Kick soll aber nicht nur Anwohner und Besucher der Innenstadt entlasten. Auch die Abhängigen haben nun einen neuen Rückzugsort: „Denen geht es auch nicht gut, wenn sie in den Hauseingängen sitzen und dann vertrieben werden.“ Die meisten Betroffenen konsumieren Crack.

Die Fläche umfasst rund 350 Quadratmeter, ist ausgestattet mit Sitzgelegenheiten, Mülleimern, Dixi-Toiletten und einem mobilen Pissoir. Der Zaun zur Straße ist nur teilweise blickgeschützt – den Nutzern soll das ein Stück Privatsphäre bieten, gleichzeitig müsse der Bereich aber bei Bedarf für Polizei und Ordnungsamt einsehbar sein, erklärt Keßling.

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Auf der neuen Fläche am Drogenkonsumraum wurden Sitzgelegenheiten geschaffen, Dixi-Klos stehen bereit. © Funke Medien NRW | Christian Schmitt

„Straftaten werden hier nicht geduldet“, betont der Leiter des Gesundheitsamts. Das gelte für Handgreiflichkeiten und Drogenhandel; und anders als im Café Kick selbst ist auch der Konsum von Rauschgift dort nicht gestattet. Die Einhaltung der Regeln und auch eine gemäßigte Lautstärke sollen ein Sicherheitsdienst und Sozialarbeiter kontrollieren.

Café Kick: Künftiger Standort des Drogenkonsumraums weiter ungewiss

Streetworker, Ordnungsamt und Polizei wollen Drogenabhängige im Umfeld aktiv ansprechen und dazu anhalten, den neuen Treffpunkt zu nutzen – etwa in Wartezeiten, wenn der Drogenkonsumraum ausgelastet ist. „Menschenansammlungen vor Wohn- und Gewerbeimmobilien, insbesondere am Grafenhof, an der Martinstraße und auf Teilen des Westenhellwegs sollen so deutlich verringert werden“, schreibt die Stadt Dortmund in einer Mitteilung.

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Wie lange es dieses Angebot geben wird, ist noch unklar. Die Stadt Dortmund hat die Fläche zunächst für zwei Jahre angemietet. Das Projekt ist als Test ausgelegt. In regelmäßigen Treffen sollen Mitarbeiter des Café Kick, der Stadt und der Polizei die Situation erörtern. Stellt sich Erfolg ein, kann das Projekt mindestens für die Dauer des Mietvertrags fortgeführt werden. Werden negative Entwicklungen beobachtet, kann es auch abgebrochen werden. Mittelfristig will der Eigentümer des Grundstücks dort nach aktuellem Stand ein Wohnhaus bauen.

Drogen in Dortmund.
Das neue Angebot soll auch Polizei und Ordnungsamt helfen, die Situation an der Martinstraße unter Kontrolle zu bringen. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Doch nicht nur deshalb ist die fernere Zukunft unklar. Nachdem eigentlich eine Verlegung des Café Kick schon lange beschlossen war, ist nun wieder ein Verbleib im Gespräch. Denn die Suche nach einem neuen Standort stockt bisher, auch weil der zwischenzeitlich von der Stadt bevorzugte Standort an der Küpferstraße für Protest sorgte. Ein Antrag von SPD und Grünen, der am 13. Februar im Rat zur Abstimmung steht, sieht nun zwei innenstadtnahe Drogenkonsumräume vor. Bei der Standortsuche soll das Café Kick demnach prioritär betrachtet werden.

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Der neue Treffpunkt für Drogenabhängige an der Martinstraße soll ab dem 10. Februar montags bis sonntags jeweils eine Stunde früher bis eine halbe Stunde später als das Café Kick geöffnet sein. Außerhalb dieser Zeiten wird das Tor abgeschlossen.