Dortmund. Eine Zunahme der Gewalt veranlasst das Klinikum Dortmund zu einem drastischen Schritt: Mitarbeiter sollen zum eigenen Schutz Bodycams tragen.

Das Klinikum Dortmund hat ein Sicherheitsproblem – zu dem Schluss kam Arbeitsdirektor Michael Kötzing im Herbst und brachte den Einsatz von Bodycams ins Spiel. Inzwischen hat man sich in dem städtischen Krankenhaus für diesen Schritt entschieden, um das Personal besser vor Angriffen zu schützen. Denn die haben in den vergangenen Monaten und Jahren zugenommen.

Klinik-Mitarbeiter sehen sich immer wieder Beleidigungen und Pöbeleien bis hin zu tätlichen Angriffen ausgesetzt. Das betrifft besonders die Notaufnahmen, wenn in der Nacht Patienten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss dort eintreffen. Auch von Diebstählen und Trickbetrügereien berichtete Kötzing in einem Video-Beitrag auf Instagram.

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Klinikum Dortmund: Bodycams werden in drei Notaufnahmen getestet

Das Klinikum lässt sich daher schon länger von der Polizei beraten. Dabei geht es etwa um mögliche bauliche Veränderungen, um die Sicherheit an den Standorten zu verbessern, aber eben auch um den Einsatz der Bodycams. Wie Klinik-Sprecherin Susanne Riese auf Nachfrage der Redaktion bestätigt, sollen die kleinen Ansteck-Kameras im Laufe dieses Jahres testweise eingeführt werden. Zuerst vermeldeten dies die Nordstadtblogger.

„Die Webcams sollen vor allem im Empfangsbereich zum Einsatz kommen“, erklärt Riese. Man erhoffe sich davon „eine präventive Wirkung“, die Aufnahmen könnten außerdem zur Beweissicherung beitragen. Die Klinik-Sprecherin betont, dass die Geräte „ausschließlich in eskalierenden und nicht in vertraulichen Situationen oder während einer medizinischen Behandlung“ eingeschaltet werden.

Noch hat das Klinikum Dortmund keine Bodycams angeschafft, will das aber im Laufe des Jahres tun. (Symbolbild)
Noch hat das Klinikum Dortmund keine Bodycams angeschafft, will das aber im Laufe des Jahres tun. (Symbolbild) © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Ein genauer Zeitpunkt, ab dem das Personal in den drei Notaufnahmen Nord, Mitte und Kinderklinik mit den Bodycams ausgestattet wird, stehe noch nicht fest, berichtet Susanne Riese weiter: „Wir sind zurzeit in der Vorbereitungsphase. Dazu gehört vor allem die Klärung rechtlicher Fragen.“ Neben dem eigenen Justitiariat sei eine externe Rechtsanwaltskanzlei mit der Prüfung beauftragt. Das Ergebnis liege noch nicht vor – auch Geräte habe man bislang nicht angeschafft.

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Es ist aus Deutschland bislang kein weiteres Krankenhaus bekannt, das auf den Einsatz von Bodycams zurückgreift. Diskutiert wird darüber jedoch auch an anderen Orten: Im Sommer 2024 forderte der Betriebsrat eines Klinikverbunds in Baden-Württemberg diese Maßnahme, in Niedersachen ist sie für Rettungskräfte im Gespräch. Susanne Riese berichtet zudem von den österreichischen Tirol-Kliniken, die bereits 2018 Bodycams eingeführt haben: „Ob sie heute noch genutzt werden, ist uns nicht bekannt.“

Am Klinikum Dortmund hat Arbeitsdirektor Michael Kötzing zudem angekündigt, die Hausordnung zu verschärfen. So sollen Hausverbote leichter möglich sein, wenn Personen negativ aufgefallen sind.