Dortmund. Ein Großteil der Fans reist mit dem Auto zum BVB, zum Leidwesen der Anwohner. Wären mehr Sonderzüge eine Lösung? Der Trend geht in die andere Richtung.
Samstagabend, Topspiel, Dortmund gegen Bayern: Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind in Quartieren rund um das Westfalenstadion unterwegs. Sie verhängen 354 Bußgelder, lassen 52 Fahrzeuge abschleppen, zwölf davon in einer einzigen Straße. Trotzdem kommt die Stadt gegen die Massen an Falschparkern nicht an. Würden Fußball-Sonderzüge mehr Fans vom Auto auf die Bahn umsteigen lassen? Das Angebot ist in den vergangenen Jahren jedenfalls kleiner geworden.
Wer an Spieltagen im regulären Nahverkehr aus der Umgebung anreist, muss froh sein, überhaupt noch in die vollen Bahnen zu passen. Sonderzüge werden aktuell nur zwischen Dortmund und Lünen sowie auf der Strecke Dortmund – Unna – Hamm regelmäßig eingesetzt. Bei späten Anstoßzeiten unter der Woche gibt es teilweise noch Sonderzüge in Richtung Lüdenscheid und Sauerland. Und der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) bestellt für einzelne Linien zusätzliche Waggons.
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BVB-Sonderzüge: Es mangelt an Personal und Fahrzeugen
Ein Angebot an Fußballfans nördlich, östlich und südlich von Dortmund ist also durchaus vorhanden, auch wenn es die früher eingesetzten Sonderzüge von Schwerte über Hagen sowie eine weitere Verbindung aus Hamm zum Stadion nicht mehr gibt. Aus den westlich von Dortmund gelegenen Ruhrgebiets-Großstädten müssen Fans jedoch mit dem Regelverkehr anreisen – oder eben mit dem Auto, und dann oft zum Leidwesen der Anwohner.
Das war mal anders: Jahrelang fuhren im Auftrag des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) Sonderzüge von Duisburg über Essen und Bochum nach Dortmund. So wurden insbesondere die Regionalexpress-Linien RE1 und RE6 entlastet, Fans konnten sich zudem über die besondere Atmosphäre freuen, wenn sie bereits bei der Anreise unter sich blieben. Doch nach der Corona-Pandemie war mit der Strecke Schluss.
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Sowohl der NWL als auch der VRR betonen auf Nachfrage, dass derartige Sonderleistungen natürlich Züge und Personal erfordern. Den Verbänden kommt dabei die Rolle des Auftraggebers zu, die Kapazitäten müssen allerdings die Verkehrsunternehmen als Dienstleister bereitstellen. Und daran scheitert es offenbar oft.
Abellio-Insolvenz: Keine Sonderzüge von Duisburg nach Dortmund mehr
„Wir wissen, dass die Personalsituation bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen sehr angespannt ist“, sagt VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik. Im schlimmsten Fall kommen wirtschaftliche Probleme dazu: Die Sonderzüge von Duisburg nach Dortmund seien in Verträgen mit Abellio festgeschrieben gewesen. Mit der Insolvenz des Verkehrsunternehmens im Jahr 2021 seien sie dann weggefallen. Seitdem sehe sich kein anderes Eisenbahnunternehmen in der Lage, die Leistung zu übernehmen. „Wir bedauern diese Entwicklung, können aber auch keine verlässliche Prognose abgeben, ab wann wieder mehr Sonderleistungen erbracht werden könnten.“
Auch für den NWL wären mehr Kapazitäten auf der Schiene „angebracht und wünschenswert“, teilt dessen Sprecher Knut Germann mit. Aber auch von dieser Seite heißt es, fast wortgleich: „Eine Prognose, ab wann wieder planbar mehr Sonderleistungen erbracht werden können, können wir aktuell nicht treffen.“
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So wird zumindest mittelfristig ein großer Teil des Anreiseverkehrs weiter mit dem Auto erfolgen, Staus und zugeparkte Viertel inklusive. Die Stadt will die Kapazitäten beim Ordnungsamt zwar erhöhen, um in noch mehr Straßen kontrollieren zu können. Doch erst im November betonte auch Stadtrat Arnulf Ribicky mit Blick auf fast 100.000 Menschen, die jedes Mal mitten in Dortmund zusammenkommen: „Es gibt Probleme, die man nicht lösen kann.“