Dortmund. Das Frauen-Nacht-Taxi soll für Dortmunderinnen künftig den Heimweg sicherer machen. Andere Städte haben das schon. Wie läuft‘s? Eine junge Frau berichtet.

Einige Städte haben es bereits, nun zieht Dortmund nach: durch ein vergünstigtes Taxi-Angebot sollen sich Frauen künftig auf dem nächtlichen Heimweg sicherer fühlen. Wie funktioniert das? Wie viele Frauen machen von dieser Möglichkeit Gebrauch? Wir haben in Heidelberg und München nachgefragt.

In Heidelberg nutzt Beatrix Bingmann das Frauen-Nacht-Taxi regelmäßig – „meistens nach dem Feiern“, so die Studentin. Unter der Woche führen in der Stadt am Neckar nach 1 Uhr nicht mal mehr Busse. Wer dann nach Hause will, muss fahrradfahren oder laufen, oft alleine. Am Wochenende seien die Busse zwar länger unterwegs, aber nur einmal stündlich: „Das Frauen-Nacht-Taxi gibt mir Sicherheit und auch mehr Flexibilität“, erklärt Beatrix Bingmann. Sie habe deshalb immer einen Gutschein im Portemonnaie – auch für den Fall, dass eine Freundin mal einen braucht.

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Frauen-Nacht-Taxi: Dortmunderin nutzt das Angebot in Heidelberg

Die Gutscheine können Frauen für je sechs Euro in Heidelbergs Bürgerämtern kaufen. Für einen Coupon gibt es eine komplette Fahrt innerhalb der Stadtgrenzen, egal wie lang die Strecke ist. Das Angebot kann zwischen 22 Uhr und 6 Uhr genutzt werden, für über 60-Jährige ab 20 Uhr.

Je später der Abend oder die Nacht, desto unwohler fühlen sich viele Frauen in der Öffentlichkeit. „Ein, zwei Mal“ habe sie selbst Übergriffigkeiten erlebt, berichtet Beatrix Bingmann, die in Dortmund aufgewachsen ist. Das sei zwar die Ausnahme. „Trotzdem ist es oft unangenehm, von Betrunkenen umringt zu sein.“ In einer Stadt wie Dortmund kämen solche Situationen sicher noch häufiger vor als in Heidelberg – die junge Frau denkt etwa an das Umfeld der Reinoldikirche, wo viele Nachtbusse starten.

Gerade in der dunklen Jahreszeit fühlen sich viele Frauen und Mädchen auf ihrem Heimweg nicht mehr sicher. (Symbolbild)
Gerade in der dunklen Jahreszeit fühlen sich viele Frauen und Mädchen auf ihrem Heimweg nicht mehr sicher. (Symbolbild) © picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Dennoch sei sie eine der wenigen im Bekanntenkreis, die das Angebot regelmäßig nutzt. Viele Heidelbergerinnen würden davon gar nichts wissen, vermutet Beatrix Bingmann: „Ich habe selber erst spät davon erfahren.“ Werbung für das Frauen-Nacht-Taxi habe sie bewusst noch nicht gesehen, auch nicht an der Uni.

In München bleiben viele Taxi-Gutscheine ungenutzt

Die Stadt Heidelberg, die das Angebot bereits seit 1992 macht, ist mit der Nutzung allerdings zufrieden. Im Jahr 2023 habe man 11.232 Fahrten registriert, teilt die Pressestelle auf Nachfrage mit. Die Anzahl der verkauften Gutscheine habe noch etwas höher gelegen. Heidelberg hat rund 160.000 Einwohner, etwas mehr als die Hälfte davon sind Frauen.

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Das Angebot werde „durchgehend sehr gut angenommen“ und stelle einen wichtigen Baustein des städtischen Gewaltschutzsystems dar, heißt es weiter. Während der Pandemie seien die Zahlen zwar etwas zurückgegangen, lägen aber inzwischen wieder auf Vor-Pandemie-Niveau.

In München ist die Resonanz ähnlich. Die Stadt hat rund zehn Mal so viele Einwohner wie Heidelberg und wird im Jahr 2024 voraussichtlich rund zehn Mal so viele Gutscheine ausgeben – 86.000 seien es bis Anfang November gewesen, lautet die Auskunft der Stadt. Anders als in Heidelberg wird allerdings nur ein geringer Teil der Gutscheine tatsächlich genutzt, nämlich 15.584 in den ersten gut zehn Monaten des Jahres.

Dortmunder Frauen-Nacht-Taxi ist Angebot für die letzten Meter

Und zwischen München und Heidelberg gibt es einen weiteren Unterschied. Während Heidelbergerinnen mit dem Sechs-Euro-Gutschein die ganze Fahrt bezahlen können, wird Münchenerinnen der Wert des Gutscheins – dort sind es zehn Euro – auf den Endpreis der Fahrt angerechnet. So soll es künftig auch in Dortmund laufen.

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Das Frauen-Nacht-Taxi knüpfe „an die sehr gute Erschließung durch Bus und Bahn in Dortmund an“, teilte die Stadt Dortmund am Freitag mit. 95 Prozent der Einwohner stehe im Umkreis von 500 bis 750 Meter eine ÖPNV-Haltestelle zur Verfügung, inklusive Nachtbusse. Viele Frauen würden vor allem den Weg von der Haltestelle bis zur Haustür als nicht sicher genug bewerten – „hier soll das Frauen-Nacht-Taxi Abhilfe schaffen“, ein Angebot für die letzten Meter sozusagen.

Das Budget für das Projekt bewegt sich in Dortmund ungefähr auf dem Niveau der beiden anderen Städte. 200.000 Euro soll der Rat im Dezember dafür freigeben. In München sind in diesem Jahr 230.000 Euro eingeplant. In Heidelberg fallen für das Frauen-Nacht-Taxi Ausgaben von rund 247.000 Euro an, bei einer Beteiligung der Taxizentrale mit einem Euro pro Fahrt. Dem gegenüber stehen dort Einnahmen aus dem Gutscheinverkauf in Höhe von rund 92.000 Euro.