Dortmund. Kommunalpolitiker der Grünen sind im Dortmunder Hotel spätabends beschimpft und bedroht worden. Wie eine Arnsbergerin den Angriff in der Lobby erlebte.
Kommunalpolitiker von Bündnis 90/Die Grünen sollen in einem Dortmunder Hotel massiv bepöbelt und bedroht worden sein. Was sie als besondere Grenzüberschreitung empfinden: Zum Zeitpunkt der Übergriffs saß die Gruppe privat in der Hotellobby, eine Veranstaltung der Partei war längst zu Ende. Die Arnsberger Grüne Martina Müller war dabei. Sie ist Fraktionsvorsitzende in der Landschaftsverbandsversammlung Westfalen-Lippe.
Von Freitag bis Sonntag fand im Hotel Esplanade am Wallring die Fraktionsklausur der Grünen in der Landschaftsverbandsversammlung Westfalen-Lippe statt. Der Fraktion gehören über 20 Mitglieder aus der gesamten Region an – einige von ihnen wurden am späten Samstagabend offenbar von einem anderen Hotelgast angegangen.
Politiker in Dortmund beschimpft: „Für euch Penner müssen wir bezahlen“
Sieben Mitglieder hätten sich in der Lobby befunden, ein Teil habe Karten gespielt, berichtet die Fraktionssprecherin Martina Müller aus Arnsberg. Der Mann im BVB-Trikot – am Nachmittag hatte das Abschiedsspiel für Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek stattgefunden – habe sie sofort als Grüne identifiziert.
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„Reichsbürger sind Deutsche, ihr seid Ausländer“, „für euch Penner müssen wir bezahlen“ – solche Parolen habe der Mann gerufen und sei dabei immer weiter auf die Gruppe zugelaufen. Insbesondere dem Fraktionsmitglied Peter Liedtke aus Herne soll er sich bedrohlich genähert haben.
Dass die Situation recht schnell entschärft war, ist wohl den Begleitern des Mannes zu verdanken – sie waren ebenfalls als BVB-Fans erkennbar und versuchten ihn zunächst verbal zum Aufhören zu bewegen. Als dies nicht gelang, packten sie ihren Kumpel und zogen ihn in den Hotelgarten. Martina Müller glaubt: „Ohne ihr Eingreifen wäre er noch weiter gegangen.“
Übergriff in Dortmunder Hotel sorgt für Entsetzen
Die Politiker hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die Polizei alarmiert. Als die Streifenbeamten eintrafen, gab der Mann an, zuerst provoziert und unter anderem als AfD-Wähler bezeichnet worden zu sein.
Die Fraktionssprecherin streitet entschieden ab, die Auseinandersetzung begonnen zu haben. „Dass im weiteren Verlauf jemand zu ihm so etwas wie AfD-Wähler gesagt hat, habe ich nicht gehört, kann ich aber natürlich nicht ausschließen.“
Drei Tage später ist Martina Müller immer noch entsetzt: „Wir sind es leider gewohnt, auf Veranstaltungen beleidigt zu werden. Wenn so etwas aber im Privatleben passiert, ist eine Grenze überschritten.“
Polizei Dortmund bestätigt Einsatz und Ermittlungsverfahren
Denn sie und ihre Begleiter seien längst nicht mehr als Grüne erkennbar gewesen, „unsere Namensschilder hatten wir abgelegt“. Der Mann müsse wohl bereits früher am Tag entsprechende Aufsteller vor den Räumen gesehen haben, in denen die Tagung stattfand, und sie und ihre Begleiter dann später wiedererkannt haben.
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Das gesellschaftliche Klima (Müller: „Grüne sind an allem Schuld“) lasse es immer mehr Menschen legitim erscheinen, Politiker verbal oder sogar körperlich zu attackieren. Die Folge, so die Fraktionssprecherin: „Kaum jemand traut sich noch, kommunalpolitisch in Erscheinung zu treten.“
Der Vorfall habe jedenfalls Spuren hinterlassen und bei manchen auch Angst erzeugt. Peter Liedtke sei „sehr angefasst“ gewesen. Eine weitere Parteifreundin habe sich an dem Wochenende nicht mehr getraut den Aufzug zu benutzen, aus Angst, dem Mann wieder zu begegnen. „Und auch am Sonntagmorgen hat es lange gedauert, bis wir das aufgearbeitet hatten“, so Müller.
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Es wurde Anzeige erstattet, teilte die Grünen-Fraktion am Dienstag mit. Von der Situation gebe es Videoaufnahmen, die zur Aufklärung beitragen sollen. Die Polizei Dortmund bestätigt sowohl den Einsatz als auch das Ermittlungsverfahren.
Dieser Artikel erschien erstmals am 11.9.2024