Dortmund. Die HipHopper Fettes Brot sind auf Abschiedstour – und entfesseln beim Konzert in der Dortmunder Westfalenhalle eine riesige Party.

Kurz vor Schluss wird es noch einmal ohrenbetäubend laut. Technoide Bässe pumpen im Disco-Groove aus den Lautsprechern, Lichtblitze zucken durch die Halle. „Bettina, zieh dir bitte etwas an!“, schreit das Publikum ekstatisch im Einklang mit dem Song. Kaum jemanden hält es jetzt noch auf seinem Platz, die Westfalenhalle ist ein Springen, Tanzen, Schreien. Als die Nummer ausklingt, übertönt tosender Jubel kurz sogar die Soundanlage. Einen Song haben Fettes Brot noch übrig – aber bereits gewonnen.

Nach 30 Jahren beendet das HipHop-Trio im September seine Karriere mit zwei großen Open-Air-Shows im heimischen Hamburg, vorher geht es ein letztes Mal durch die großen Hallen. Schon mit ihrer frühen Hit-Single „Jein“ hatte die Band 1996 dogmatisches HipHop-Szenedenken hinter sich gelassen, war stattdessen in eine spaßbetonte Pop-Richtung abgebogen. Und auch jetzt lassen Doktor Renz, König Boris und Björn Beton keinen Zweifel daran, dass es mit ihnen ungezwungen zu Ende gehen soll: Der Titel ihrer Abschiedssingle lautet „Brot weint nicht“.

Lauter, ausgelassener Abschied in der Dortmunder Westfalenhalle

Im Gegenteil: Brot feiert den Abschied laut, groß, ausgelassen, tischt richtig auf. Im Bühnenhintergrund erblickt man die Kräne des Hamburger Hafens, oben segelt eine riesige aufblasbare Möwe, das Trio steht auf einem Fischkutter-Nachbau. So ausstaffiert wie die Bühne ist auch der Sound: Die Beats drücken überraschend feierwütig in die Halle, eine siebenköpfige Band mit Bläsern und DJ sorgt zusätzlich für Fülle und Farbe – die Endvierziger Fettes Brot wollen es ein letztes Mal wissen, und das mitgewachsene Publikum wirkt fest entschlossen, dieses finale Amüsier-Angebot anzunehmen.

Die Fans feiern begeistert mit Fettes Brot die Hits aus 30 Jahren.
Die Fans feiern begeistert mit Fettes Brot die Hits aus 30 Jahren. © Unbekannt | Rottmann Funke Foto Services

So spielen sich die HipHopper in zwei Stunden nicht nur durch zwei Dutzend Songs aus ihrer Bandgeschichte, sondern auch durch die Standards der Massenunterhaltung: Die The-Clash-Adaption „Hamburg Calling“ und „The Grosser“ – „The Joker“ der Steve Miller Band – sorgen für zusätzliche Partystimmung und Breitenwirkung, ebenso der in „Erdbeben“ eingewobene Blur-Klassiker „Song 2“ und ein „Emanuela“-Intro zur Melodie von „Guantanamera“. Zudem gibt es ein Geburtstagsständchen, eine La Ola, Mitklatsch-Animation, ein Zwischenspiel als Rockband-Trio, Liebeslieder wie „Denxu“, kurz ernste Töne mit „An Tagen wie diesen“ und New-Orleans- und Marching-Band-Flair zu „Spitzer Stein“. Nostalgische Anekdoten und Geblödel sind eh gesetzt, und natürlich Hits wie „Da Draußen“, die die Party so richtig überkochen lassen.

Fettes Brot lieben das Leben

Am Schluss stehen die Drei da, mit zur Siegerpose gereckten Armen, noch einmal verbeugen, dann ist es vorbei. Im Gehen hört man aus den Boxen Vicky Leandros: „Nein, sorg dich nicht um mich/ Du weißt, ich liebe das Leben.“