Dortmund. Mit 51 jugendlichen Prostituierten hatte es die Jugendhilfe im Jahr 2011 zu tun. Die Mädchen werden von brutalen Zuhältern gezwungen auf den Strich zu gehen – nach der Schule oder am Wochenende. Andere sind Opfer von Menschenhändlern.

Ein Mädchen, das zur Schule geht und in den Pausen von seinem Zuhälter abgeholt wird. Ein anderes Mädchen, das beim Trampen gefragt wurde, ob es mit seinem Körper ein bisschen Geld verdienen will. Und ein Mädchen, das sich in den Falschen verliebt hat. Alles Minderjährige, die als Prostituierte arbeiten und von der Mitternachtsmission betreut werden. Allein in diesem Jahr haben die Mitarbeiterinnen Kontakt zu 51 Kindern und Jugendlichen gehabt. Im vergangenen Jahr waren es 58.

14 Mädchen waren Opfer von Menschenhandel, ihnen halfen die Mitarbeiterinnen auszusteigen. 15 weitere Mädchen gehen nun wieder zur Schule, machen eine Ausbildung oder ein Praktikum.

Natürlich arbeiten die jungen Mädchen im Verborgenen. Die Streetworkerinnen müssen die Szene durchforsten, in Discos oder Kneipen nach ihnen suchen. „Wir bekommen auch Kontakt über Angehörige oder Lehrer, die sich Sorgen machen“, erklärt Andrea Hitzke, stellvertretende Leiterin der Mitternachtsmission. Oftmals begleiteten die Mitarbeiterinnen die Mädchen jahrelang. „Wir müssen erstmal Vertrauen aufbauen, und das dauert“, sagt Hitzke. Schließlich hätten die Jugendlichen oft schlechte Erfahrungen mit Vertrauenspersonen gemacht. „Viele haben Misshandlungen und Gewalt erlebt“, sagt Silvia Vorhauer, die ebenso wie Antje Stöhr seit knapp einen Jahr für die Mitternachtsmission im Bereich Kinder und Jugendliche arbeitet.

Aus allen Gesellschaftsschichten

„Die Mädchen kommen aus allen Gesellschaftsschichten“ , hat Vorhauer festgestellt. Einen klaren Weg in die Prostitution gebe es nicht. „An einem bestimmten Zeitpunkt lernen sie die entsprechenden Menschen kennen“, sagt Vorhauer. Mädchen würden ins Milieu gelockt, weil ihnen etwas fehle. „Sie haben niemanden mit dem sie sprechen können, auf den sie sich verlassen können.“

Wenn sie in der Prostitution landen, warten dort meist Gewalt, Demütigung, Krankheiten wie Hepatitis oder HIV. Und immer häufiger auch psychische Krankheiten. Trotzdem sei es ein langer Weg, bis die Jugendlichen wieder Vertrauen fänden und bereit sind auszusteigen.

Das jüngste Mädchen, das Silvia Vorhauer betreut hat, war gerade mal zwölf Jahre alt.