Dortmund. Die in den vergangenen Monaten intensivierte Anti-Rassismus-Arbeit von Borussia Dortmund wird von offizieller Seite gewürdigt: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeichnet den BVB mit dem zweiten Platz beim Julius-Hirsch-Preis aus. Den ersten Platz belegen Fans eines Dortmunder Dauerrivalen.
Borussia Dortmund wird für seine Arbeit gegen Rassismus ausgezeichnet. Der BVB belegt den zweiten Platz beim vom Deutschen Fußball-Bund ausgelobten Julius-Hirsch-Preis. Die Auszeichnung erhält die Borussia für ein gemeinsames Projekt des BVB, der Fanabteilung, des Fan-Projekts und der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.
Im Juni 2014 hatten 32 BVB-Fans die Möglichkeit, sich auf Spurensuche zu begeben und sich mit den Schicksalen aus Dortmund deportierter Juden zu befassen. Dazu reisten die Dortmunder nach Polen und besuchten die Gedenkstätten der Vernichtungslager Bełżec, Majdanek und Sobibór.
Mitinitiator der Gedenkstättenfahrten ist der BVB-Fanbeauftragte Daniel Lörcher: "Wir alle freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Es motiviert uns zusätzlich für die kommenden Projekte. Wir sehen den Preis als Anerkennung für unser fortwährendes Engagement gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung", zitiert der BVB Lörcher in einer Pressemitteilung.
Engagement gegen Rechtsradikale verstärkt
Neben der nun mit dem zweiten Platz beim Julius-Hirsch-Preis ausgezeichneten Aktion hat der BVB sein Engagement gegen Rechtsextremismus in den vergangenen Monaten deutlich verstärkt. Im Juli fuhr eine Gruppe BVB-Fans, ebenfalls auf Initiative Lörchers, nach Auschwitz. Die Fanbeauftragten versprechen sich von den Gedenkstättenfahrten eine langfristige Wirkung. Die mitreisenden Fans sollen als Multiplikatoren wirken und ihre Eindrücke weitergeben.
Anfang 2014 leitete der Verein ein Ausschlussverfahren gegen einen führenden Dortmunder Neonazi ein. Ein Fan, der bei einem Heimspiel der Borussia auf dem Zaun vor der Südtribüne den Hitlergruß präsentierte, erhielt ebenso Stadionverbot, wie einer, der bei einem Auswärtsspiel in Hamburg "Sieg heil" gerufen hatte. Darüber hinaus positionierte dich die Borussia mit einem Video gegen Neonazis im Fußball. Am ersten Spieltag der vergangenen Saison wandte sich Jürgen Klopp mit der eindeutigen Botschaft "Wir stellen uns gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskrimminierung jeglicher Art" an die Fans. Auch aus der Fanszene gibt es verstärkt Bemühungen, gegen Rechtsradikale im Vereinsumfeld vorzugehen, unter anderem durch den Zusammenschluss "Ballspiel.vereint". Seit mehreren Jahren unterstützt Borussia Dortmund den "Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf" in Gedenken an den von den Nazis im Zuge der Karfreitagsmorde 1945 getöteten Vereinswart des BVB.
Den ersten Platz beim Julius-Hirsch-Preis belegt die Münchener Ultra-Gruppierung "Schickeria München". Platz Drei geht an die Volkshochschule der Stadt Roth. Die Preisverleihung findet am Nachmittag des deutschen EM-Qualifikationsspiels gegen Irland am 14. Oktober in Gelsenkirchen statt.
Letztes Lebenszeichen aus Dortmund
Der Julius-Hirsch-Preis wird seit 2005 in Erinnerung an den gleichnamigen deutschen Nationalspieler jährlich durch den Deutschen Fußball-Bund verliehen. Das letzte Lebenszeichen von Hirsch ist eine Postkarte, die am 3. März 1943 in Dortmund abgestempelt wurde: „Meine Lieben. Bin gut gelandet, es geht gut. Komme nach Oberschlesien, noch in Deutschland. Herzliche Grüße und Küsse euer Juller“, lauteten Hirschs Worte. Der Deportationszug fuhr nach Auschwitz-Birkenau. Dort wurde Hirsch aber nicht als Zugang verzeichnet, was dafür spricht, dass Hirsch dort sofort vergast wurde.