Eving/Scharnhorst.. Auf dem Weg zum Familienzentrum: Die Fabido-Einrichtung in Evings Fröbelweg und das Montessori-Kinderhaus der Caritas in Scharnhorst bieten versuchen, speziell über Sprachangebote Positives für ihre Umgebung zu bewirken.
Familienzentrum - das Wort klingt gleichermaßen nach Bürokratie wie auch nach Wohlfühlatmosphäre. Und so ist es auch, wie zwei Kindertagesstätten in Eving und Scharnhorst bestätigen. Seit dem 1. August 2012 sind sowohl die Fabido-Kita am Fröbelweg als auch das Montessori-Kinderhaus der Caritas in der Severingstraße auf dem Weg zum Familienzentrum bzw. in der einjährigen Zertifizierungsphase.
Das sagt das Jugendamt
„Ein Familienzentrum unterscheidet sich nicht bei der Betreuung, Erziehung oder Förderung von anderen Kindergärten“, erklärt Norbert Enters, zuständiger Sachbearbeiter im Jugendamt Dortmund. 86 Einrichtungen sollen in der Stadt mit Landesmitteln gefördert werden, 59 sind es aktuell, sieben sollen 2013 hinzukommen.
„Zur Qualifikation als Familienzentrum hat das Ministerium einen ganzen Katalog an Kriterien aufgestellt“, so Enters. „Am wichtigsten vielleicht: Die Einrichtung soll über die eigenen vier Wände hinaus in ihr Umfeld wirken, über Kooperationen Probleme des Stadtteils aufnehmen und in diesen Sozialraum für Familien hineinwirken.“ Insbesondere dort, wo viele Migranten, Arbeitslose oder auch Alleinerziehende leben. Dafür gibt es jährlich 13 000 bis 14 000 Euro in Tranchen aus Fördertöpfen, aber kein zusätzliches Personal. „Von daher bevorzugen wir Kindergärten mit einer freigestellten Leitung, denn organisatorisch bedeutet dies schon viel mehr Aufwand“, berichtet Enters. Schließlich sollten die Erzieherinnen immer wieder mal geschult, zudem Daten des jeweiligen Sozialraums ausgewertet und Verträge mit Kooperationspartnern abgeschlossen werden. Ein- bis zweimal im Jahr biete das Ministerium bestehenden Einrichtungen Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch an und um zu klären, wo Steuerungsbedarf besteht.
Das sagt Evings Fabido-Kita
Für Evings Fabido-Kita am Fröbelweg war die Bewerbung kein großer Schritt. „Wir haben uns vorher schon als Haus für Familien verstanden“, sagt Einrichtungsleiterin Petra Orban. Der Schwerpunkt ihrer geförderten Kita liegt auf vielen Sprach-Angeboten für Familien mit Migrationshintergrund. „Wir wollen die Lust auf Sprache wecken“, denkt Orban dabei etwa an das Projekt „Mama spricht deutsch - Papa auch“, das einmal wöchentlich in Kooperation mit dem multikulturellen Forum in Lünen und mit der Aktionsraumbeauftragten Ute Kampmann läuft.
„Auch wenn dies offen für alle ist und sich nicht nur an Eltern mit Kindern unserer Einrichtung richtet, ist das aber nicht im einem VHS-Sprachkurs zu vergleichen“, so Orban. Als Erfolg betrachtet sie, dass von acht Eltern nach regelmäßigen Besuchen des Fröbelweg-Kurses fünf weitere Sprachkurse anderswo belegten. „Einige verstanden zunächst gar kein Deutsch, nun können sie sich mit ihren Nachbarn unterhalten.“
Kooperation für Kinder und Eltern
Auch mit der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) ist etwa die deutsch-türkische „Griffbereit“-Gruppe für Eltern und Kinder unter drei Jahren entstanden, hier nähern sich die Beteiligten spielerisch der Sprache. Und bei „Rucksack“ führe eine RAA-Referentin sprachlich auffällige Kinder mit ihren Eltern an Bildungsthemen heran. Nicht zu vergessen die Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle Eving, von der Julya Tekin regelmäßig zu Sprechstunden für Eltern in die Fröbelstraße kommt.
Das Montessori-Kinderhaus
Ähnlich verfährt das Montessori-Kinderhaus in Scharnhorst. Auch die Caritas-Einrichtung macht sich für Integration stark und hat viele interkulturelle Angebote geschaffen. Ein deutschpolnischer Geschichtskreis etwa locke viele Eltern an, im Januar zeigt der internationale Jahresempfang, wie das neue Jahr in anderen Ländern gefeiert wird. Zudem startet dann die sogenannte Bewegungsbaustelle: Eltern und Kinder können in einem Parcours ihre motorischen Fähigkeiten erweitern.
„Wir waren aber vorher schon viel in Richtung Integration aktiv“, berichtet Kinderhaus-Leiterin Alexandra Markefka. Da ihre Mitarbeiterinnen u.a. polnisch und russisch sprechen, sei dies umso glaubwürdiger. Durch den Antrag zum Familienzentrum hätten sich Kooperationen etwa zu einem Seniorenheim vertieft, außerdem sei ein Eltern-Chor entstanden. „Und in der Adventszeit bieten wir Eltern eine Samstags-Betreuung für ihre Kinder an, damit sie in Ruhe einkaufen gehen können.“
Bestehende Angebote
Durch Kontakte zu einer Kinderärztin rückte etwa die Gesundheitsförderung in den Fokus, mit dem Familienbüro Scharnhorst können betroffene Eltern über familiäre Anliegen sprechen und sich beraten lassen. Nicht zuletzt bietet die Caritas vieles an, worauf Montessori zurückgreifen kann, etwa Behindertenberatung oder kindliche Frühförderung. „Gott sei Dank haben wir einen Träger an unserer Seite, der uns bei den Anforderungen eines Familienzentrums unterstützt“, sagt Markefka, die ihr Team in Sachen Familienzentrum hinter sich weiß. Daher kann sie mit ihren Mitarbeiterinnen die Mehrarbeit gut auffangen: „Auch von den Eltern gibt es bisher viel positive Resonanz.“