Dortmund.. Befremdlich kam einem das Madcon-Konzert am Sonntagabend im Dortmunder FZW vor. Kaum Zuschauer wollten das norwegische Duo mit Rasta-Locken sehen. Doch dessen Rap-Reggae-Rhythmen sorgten für ausgelassene Party-Stimmung.

Sonntagabend in Dortmund. Im Fernsehen läuft Tatort-Borowski einem coolen Hund hinterher, daneben schippert das Traumschiff durch exotische Landschaften. Und dann verbinden zwei energiegeladene Norweger dies im FZW miteinander. Madcon lieferte dort eine coole Show mit bisweilen exotischen Rap-Reggae-Rhythmen.

Dabei war die Kulisse alles andere als traumhaft. Nur knapp 300 Zuschauer wollten Madcon an diesem kühlen Abend in der großen FZW-Halle sehen. Dieses verrückte Komplott, so die Übersetzung des langen Bandnamens Mad Conspiracy, hatte zwar drei krachende Hits unter das Musikvolk gebracht, doch richtig Zugkraft übten sie damit auf Dortmund nicht aus.

Jedenfalls hatten sich die beiden Frontmänner Tshawe Baqwa und Yosef Woldemariam mitsamt ihren sieben Begleitmusikern fein ‘rausgeputzt, um ordnungsgemäß zur wilden Party aufzurufen. Mit schicken schwarzen Sakkos, ja bisweilen gänzlich im Geschäfts-Dress deutete zunächst wenig auf eine ausgelassene Wasserschlacht hin, die am Ende des einstündigen Konzerts auf der Bühne und ins Publikum herabregnen sollte. In Stimmung sind Madcon von Beginn an, heizen mit ihrem satten Sound dem überschaubaren Publikum mächtig ein, der wummernde Bass versetzt auch die FZW-Wände in Schwingung.

Aha-Erlebnis aus Norwegen

Dieser Misch aus Soul, Funk, HipHop, Reggae, Latin und afrikanischer Musik wirkt ansteckend. Was in Diskotheken funktioniert, kommt auch live gut ‘rüber, wobei die beiden norwegischen Rasta-Jungs für das besondere Aha-Erlebnis sorgen. Unentwegt feuern sie sich, ihre Band und die jungen Fans an, lassen ihrer Lebens- und Spielfreude freien Lauf. So ist für ruhige Passagen kein Platz, ihr Sprechgesang im melodiösen Grundschema zieht fast jeden in den Bann.

Für das Traumschiff wären die beiden Animateure überqualifiziert, in Norwegen haben sie sich den Status als Superstar dank vieler Erfolge ersungen. Ihr Live-Auftritt zur Nummer-1-Single „Glow“ beim Eurovision Song Contest 2010 mit europaweitem Dance-Flashmob sorgte auf dem gesamten Kontinent für Aufmerksamkeit. Bereits ihr erster Hit „Beggin“ brachte ihnen viele Preise ein, und der jüngste Charterfolg „Freaky like me“ steht sinnbildlich für das überdrehte Duo, das alles andere als skandinavisch unterkühlt daherkommt.

Dialog von der Bar zur Bühne

Bei „Glow“ etwa spaziert Yosef Woldemariam direkt auf die Bar zu, bestreitet vom Innenraum heraus den Dialog mit seinem Kumpel auf der Bühne. Tshawe Baqwa wiederum zeigt mit freiem Oberkörper, dass Feinrib-Unterhosen auch aus Nadelstreifenhosen heraus passabel aussehen können. Mit ein paar weiteren Stücken aus dem gerade erschienenen Album „Helluva Nite“ füllen sie einen intensiven Partyabend, der mit Retro-Sounds, modernem Urban Flavour und Electro-Elementen auch musikalisch anspruchsvoll ist.

So verließen die wenigen Zuschauer das FZW mit der Erkenntnis, dass Norweger mit fremdländischem Aussehen exotisch-heiße Partystimmung verbreiten können. Traumhaft cool irgendwie.