Dortmund.. Auf dem Wohnungsmarkt haben Menschen mit wenig Geld das Nachsehen. Zum einen gibt es immer weniger Sozialwohnungen. Zum anderen lassen private Finanzinvestoren günstige Wohnungen verkommen.
Auf dem Wohnungsmarkt haben Menschen mit wenig Geld das Nachsehen. Zum einen gibt es immer weniger Sozialwohnungen: In den letzten 20 Jahren hat sich der Bestand von 100.000 auf rund 28.000 reduziert. Zum anderen sind rund 50.000 Wohnungen in den Händen privater Finanzinvestoren, die vielfach ihre Häuser verkommen lassen, statt zu investieren. Zwei neue Satzungen sollen der Stadt mehr Möglichkeiten geben, einzugreifen.
Dass in den Häusern ausländischer Finanzinvestoren zu einem großen Teil Menschen leben, die Hartz IV beziehen, hat der Wissenschaftler Sebastian Müller festgestellt. Vor sechs Jahren begann seine Recherche für eine Studie, über die er heute sagt: „Es hat sich seitdem nichts grundlegend gebessert.“ Seine Beobachtung: Unter den schlechten Wohnverhältnissen leiden Menschen, die bereits am Rand der Gesellschaft stehen. Der Wissenschaftler kritisiert die Stadt: Sie habe an den Mietern vorbei „symbolische Politik“ gemacht.
Mieterverein kritisiert die Stadt Dortmund
Dieser Kritik stimmt auch der Mieterverein zu. „Wir haben den Eindruck, dass die Stadt viele Möglichkeiten durchzugreifen nicht ausreichend nutzt“, sagt Holger Gautzsch. Zum Beispiel hätte sie ihr Vorkaufsrecht beim Dortmunder Hannibal wahrnehmen können. Wohnungsdezernentin Birgit Zoerner widerspricht: „Aufkäufe können wir nur im Einzelfall leisten.“
Der Hannibal sei bei der Versteigerung für fast das Doppelte des Verkehrswertes verkauft worden – das sei für die Kommune nicht finanzierbar. So sieht es auch Klaus Graniki, Dogewo-Geschäftsführer. Er betont, dass die Wohnungsbaugesellschaft auch nur kaufen könne, was sich für sie rechne.
Finanzinvestoren zeigten bisher wenig Interesse am Dialog
Zoerner ist überzeugt: „Wir nutzen bereits alle Instrumente, die uns zur Verfügung stehen.“ Hans-Peter Neuhaus, Leiter des Wohnungsamtes, betont: „Wir sind die einzige Stadt, die sogar die Finanzinvestoren zum Gespräch bittet.“ Diese zeigten aber kein Interesse.
Eine der neuen Satzungen, die noch vom Landesbeauftragten beschlossen werden müssen, sieht vor, dass die Stadt bei längeren Leerständen die Möglichkeit bekommt, einzugreifen. Wohnraum, der zu anderem als Wohnzwecken genutzt wird, muss genehmigt werden – ansonsten drohen Bußgelder.
Mehr als 1000 Dortmunder suchen derzeit eine Sozialwohnung
Die andere Satzung ermöglicht der Stadt bei öffentlich geförderten Wohnungen, Mieter vorzuschlagen, die keine Wohnung finden. Von den rund 28.000 geförderten Wohnungen hat die Stadt bislang bei 2000 ein Besetzungsrecht. Mit der Satzung bekommt die Stadt deutlich mehr Mitspracherechte. Neuhaus geht davon aus, dass jeder zweite Haushalt in Dortmund ein Recht auf eine Sozialwohnung hat.
Mehr als 1000 Menschen suchen derzeit eine Sozialwohnung. Obwohl jährlich rund 100 neue hinzukommen, werde sich die Zahl der Wohnungen in zehn Jahren aber weiter halbieren. Die Stadt sei allerdings hierbei auf Fördermittel von Land und Bund angewiesen.