Dortmund.. Heroin ist bei den Erwachsenen in Dortmund weiter die illegale Droge Nr. 1, bei den Jugendlichen hingegen ist sie out. Bei der Drogenberatungsstelle Drobs berichten Mitarbeiter, dass der Konsum von Cannabis zunehme. Vor allem Jugendliche rauchen Haschisch und Marihuana. Crack, Crystal oder Krokodil tauchen kaum auf.
„Heroin ist out“, sagt Anna von Wensiersky. Allerdings nur bei Jugendlichen. Die Sozialarbeiterin bei der Drogenberatungsstelle Drobs sieht Heroin immer noch als illegale Droge Nr. 1 in Dortmund. Aber sie verlöre etwas an Bedeutung: Rund 58 Prozent der Süchtigen, die 2011 in die Beratungsstelle kamen, konsumierten Heroin (515 Menschen). 2008 waren es noch 64 Prozent. Stattdessen spiele der Konsum von Cannabis eine größer werdende Rolle – vor allem Jugendliche rauchen Haschisch und Marihuana: 23 Prozent der Beratungen drehten sich 2011 um die Cannabisprodukte (204 Menschen), 2008 waren es 18 Prozent.
Jugendliche ab 16 Jahren werden von der Drobs beraten. Aber auch Eltern richten sich an die Beratungsstelle. „Und da geht es in den meisten Fällen um Cannabis“, sagt Wensiersky. Anfang 2000 sei der Konsum deutschlandweit angestiegen. „Etwas verzögert ist diese Entwicklung bei uns angekommen“, erklärt die Sozialhelferin, die auch in den Schulen Aufklärungsarbeit leistet. Dort beobachtet sie: Cannabis wird unterschätzt. „Wir kiffen ja nur“ – ein häufiger Satz.
Die Gefahr, von Haschisch oder Marihuana süchtig zu werden, habe in den vergangenen Jahren zugenommen. „Cannabis hat viel mehr THC als noch vor zehn oder 20 Jahren“, sagt Wensiersky. „Damit ist auch die Gefahr bleibender Schäden höher.“
In Schulen kreisen Legal Highs
Bislang noch nicht als Problem in der Beratungsstelle aufgetaucht, aber in der Schule ein Thema, sind Drogen, die zuletzt auf den Markt kamen: die sogenannten Legal Highs. Kleine Tütchen, die als Kräutermischung, Duftgemisch oder Badezusatz im Internet verkauft werden und einen Rausch auslösen. „Spice“ zum Beispiel. Angeblich sind diese Drogen legal. „Doch entweder sind dort künstliches THC enthalten oder Arzneimittel, die nicht frei erhältlich sind“, meint Wensiersky.
Auch andere, zum Teil sehr gefährliche Drogen, seien in Dortmund nach Meinung der Drogenberaterin kein Thema: „Wir haben kein Crack und kein Crystal. Und auch kein Krokodil.“ Letzteres ist ein Heroinersatz, vor dem das Gesundheitsministerium NRW im Herbst 2011 gewarnt hatte, weil die Droge u.a. zu Organversagen führen kann.
Mehr Drogen auf einmal
Den Drogenberatern fallen andere Probleme ins Auge: „Zugenommen hat in den letzten Jahren, dass die Menschen mehrere Drogen auf einmal konsumieren“, sagt Wensiersky. „Multitoxisch“ ist das Fachwort. Zum Beispiel werde sich mit Kokain aufgeputscht, mit Cannabis beruhigt. Heroinsüchtige nähmen zusätzlich Medikamente. „Das ist schwer behandelbar und die gesundheitlichen Folgen sind gravierender.“
Ein weiteres Problem könnte eine solche Folge sein: Psychische Störungen und Psychiosen werden ebenfalls häufiger von den Drobs-Mitarbeitern beobachtet.