Dortmund..

Eine hoch ansteckende Augenkrankheit grassiert derzeit in Dortmund. Die Entzündung geht mit heftigen Symptomen einher und befällt aktuell überdurchschnittlich häufig das Personal von Krankenhäusern.

„Es geht um Keratoconjunctivitis epidemica“, berichtet Augenarzt Dr. Ulrich Teimann aus Brackel. Er hat derzeit sechs bis sieben Patienten in Behandlung. Die Infektion trete schlagartig auf. Innerhalb einer Stunde werde die sogenannte Nickhautfalte im Augenwinkel zur Nase krebsrot.

„Sie droht förmlich aus dem Auge zu quillen“, beschreibt der Facharzt. Später laufe der Eiter auch schon die Wange hinunter. Er beobachte eine Welle seit etwa drei Wochen und nimmt die Krankheit nicht auf die leichte Schulter.

Keine einfache Bindehautentzündung

„Das ist keine einfache Bindehautentzündung wie sie in Kindergärten häufig auftritt“, so der Mediziner. Am dritten, vierten Tag könnten die Patienten wegen einer mit „Epidemica“ einher gehenden Hornhauttrübung oft nicht mehr sehen. „Die meisten Patienten können einige Monate lang nicht richtig gucken“, beschreibt Teimann. Antivirale Medikamente zeigen wenig Erfolg, weil es sich um hartnäckige Adenoviren handelt. Drei Wochen werden die Patienten mindestens krank geschrieben.

Wegen ihrer hohen Ansteckungsgefahr gibt es für die betroffenen Patienten keine Wartezeit im Wartezimmer - während der normale Patient monatelang auf einen Termin warten müsse.

Es sei richtig, dass die Dortmunder Infektionswelle verstärkt das Personal von Krankenhäusern betreffe. „Eine Übertragung in Klinik-Ambulanzen passiert natürlich eher als auf der Straße.

Meldepflichtige Ansteckungskrankheit

Türklinken seien ein klassischer Übertragungsweg. Noch schlimmer sei nur der Halte-knopf in Bus und Bahn, eine wahre Sammelstelle für Keime aller Art. Händeschütteln kommt bei Teimann aktuell nicht in Frage - das sei kein Zeichen von Unhöflichkeit.

Von einer Häufung der „Epidemica“ spricht auch Prof. Markus Kohlhaas, Chefarzt des Johanneshospitals. Er glaubt aber, dass der Höhepunkt der Krankheitswelle bereits überschritten sei.

Keratoconjunctivitis epidemica ist eine meldepflichtige Ansteckungskrankheit. „Meldepflicht besteht beim direkten Nachweis von Adenoviren im Augenabstrich oder gehäuftem Auftreten“, informiert Dr. Annette Düsterhaus , Leiterin des Gesundheitsamtes.

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