Dortmund. Es gibt viele Gründe, warum mehr Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt kommen. In Dortmund sind es mittlerweile sogar 35 Prozent aller Babys, die auf diese Weise geboren werden. Die DAK beklagt allerdings, dass die Operationen nicht immer medizinisch notwendig seien.

In Dortmund kommen 35 Prozent der Babys per Kaiserschnitt zur Welt. „Verantwortlich hierfür ist vor allem die unterschiedliche Risikobewertung der Geburtshelfer in den einzelnen Regionen“, so Hagen Rödiger von der Krankenkasse DAK-Gesundheit in Dortmund.

Im Durchschnitt kommt heute jedes dritte Baby in Deutschland per Kaiserschnitt zur Welt. In manchen Regionen ist dies sogar bei fast jeder zweiten Geburt der Fall. Die Bertelsmannstiftung hat Zahlen des Statistischen Bundesamtes und Versichertendaten aus den Jahren 2007 bis 2010 ausgewertet und dabei im Bundesvergleich große Unterschiede ausgemacht. In Dortmund erblickten 35,6 Prozent der Kinder nach einer „sectio caesarea“ das Licht der Welt.

Gewicht des Kindes führt oft zum Kaiserschnitt

Der Kaiserschnitt ist „medizinisch nicht immer notwendig“, sagt die DAK. Die Ärzte hätten einen Ermessensspielraum, den sie offensichtlich ganz unterschiedlich nutzen. „Dabei ist ein Kaiserschnitt alles andere als ein harmloser Eingriff, betont Rödiger, Chef der DAK in Dortmund. „Die Operation hat die üblichen Risiken, wie Narkoseprobleme, Infektionen und Thrombosen.“ Darüber hinaus kann ein Kaiserschnitt aber auch lang anhaltende Wund- und Narbenschmerzen, Blutungen und Fruchtbarkeitsstörungen mit sich bringen.“

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Dr. Frank Schmolling, Chefarzt der Knappschaft in Brackel, versichert, dass eine natürliche Geburt sein oberstes Ziel sei. Dennoch sei der Anteil der Kaiserschnitte in Brackel in sechs Jahren von 19 auf 25 Prozent gestiegen. Hauptgründe seien die Wünsche der Patientinnen, der so genannte „Heidi-Klum-Effekt“ aber auch das zunehmende Alter der Mütter und das Gewicht der Kinder.

Viele Mütter wünschen sich einen Kaiserschnitt

Chefarzt Dr. Georg Kunz schätzt die Zahl der Geburten mit Kaiserschnitt im Johannes-Hospital auf 34 Prozent. Er betont den Aspekt der Risikoabwägung. Auch wenn er im Zweifel für die vaginale Geburt plädiere, „steht das Gericht im Kreißsaal immer dabei.“ Heute riskiere ein Arzt schnell eine Klage, wenn im Kreißsaal etwas schief laufe. Dabei gehe es dann um siebenstellige Beträge. „Wir müssen extrem vorsichtig sein“, so Kunz. Weitere Trends seien ein zunehmend männlicheres Becken der Frauen sowie Diabetes.

Zudem lassen auch immer mehr Frauen einen Kaiserschnitt auf eigenen Wunsch vornehmen. Die Motive dafür reichen von Angst vor Schmerzen über befürchtete Auswirkungen auf den Beckenboden. Für mache Frauen ist auch die Planbarkeit einer Geburt sehr attraktiv.

Prof. Thomas Schwenzer, Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum: „Am Klinikum Dortmund ist es im letzten Jahr zu 123 Geburten gekommen, bei denen die Säuglinge unter 1500g waren. Da ist ein Kaiserschnitt angebracht.“