Dortmund.. Viele Straßen in Dortmund sind in schlechtem Zustand. Die Stadt reagiert, jedoch anders, als sich mancher Autofahrer das wünschen würde. Statt den Etat für die Instandhaltung zu erhöhen, denkt die Verwaltung darüber nach, die Geschwindigkeit senken - teilweise auf 10 km/h.
Risse und Wellen in den Fahrbahndecken; Schlaglöcher, die notdürftig oder nur mit erheblicher Verzögerung geflickt werden: Die Stadt spart, und ihre Straßen verfallen zum Ärger der Autofahrer mehr und mehr zu Huckelpisten. Statt den Etat für Instandhaltung und Grundsanierung hochzufahren, denkt man in der Verwaltung darüber nach, die zulässige Geschwindigkeit auf einigen Straßen auf 10 km/h zu drosseln.
„Auf den Hauptstraßen mag es ja noch gehen“, findet Andreas Szymanski, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule, „aber im Großen und Ganzen ist der Zustand von Jahr zu Jahr schlechter geworden.“ Die Karl-Marx-Straße ist für den Fahrlehrer nur ein Beispiel von vielen. Sein Kollege Jörg Victor von der Fahrschule Gerlach stellt einen ähnlichen Befund aus. „Vor allem in den Neben- und Wohnstraßen sieht es katastrophal aus.“ Das mache aber nichts, schiebt Victor ironisch nach: „Dann stellt die Stadt eben Tempo 30-Schilder auf, und alles ist wieder gut.“
Ist es natürlich nicht, weiß Dieter Zillmann, Vorstand der Taxi-Genossenschaft. Selbst die Hauptstraßen seien keineswegs alle in Schuss. „Man muss nur über den Hellweg bis nach Wickede fahren.“ Er habe das Gefühl, dass noch nicht einmal alle Schäden aus dem strengen Winter 2010/2011 behoben seien. „Was machen wir erst, wenn doch noch Frost, Eis und Schnee kommen?“
Sorge vor Frost
„Dann wird’s schlimm“, prophezeit Dr. Peter Meintz vom ADAC. Es sei fast gängige Praxis geworden, nur noch notdürftig auszubessern, indem Löcher mit Kaltasphalt gefüllt würden. „Beim nächsten Frost ist der Schaden wieder da.“ Viele Straßen bedürften aber einer Instandsetzung oder müssten inzwischen von Grund auf saniert werden, sagt der ADAC-Sprecher.
Der Stadt will er keinen Vorwurf machen. „Es fehlt an Geld, die Kommunen sind massiv unterfinanziert“, sagt Meintz. Dem Tiefbauamt bescheinigt er „Mangel-Verwaltung auf hohem Niveau.“ Dabei potenzieren sich die Probleme. Jede Reparatur, die hinausgeschoben werde, werde am Ende noch teurer.. „Die Situation dazu, dass das Straßennetz langsam, aber sicher verfällt.“ Seine Forderung: Die Mittel für die Straßenunterhaltung müssten „glatt verdoppelt werden“.
Mangel an Geld
Bei den städtischen Tiefbauern läuft Meintz damit offene Türen ein. Aber selbst die doppelte Summe würde nicht reichen, das rund 1800 Kilometer lange Straßennetz in Top-Zustand zu versetzen. „Wir bräuchten rund 20 Millionen Euro pro Jahr“, rechnet Tiefbauamts-Vize Dr. Christian Falk vor. Tatsächlich stehen mit gerade 8 Mio. Euro nicht mal die Hälfte zur Verfügung - und selbst diese, ohnehin schon gekürzten Mittel, fließen nicht eins zu eins in die Straßenpflege. Auch Gehwege und öffentliche Plätze müssen mit dem wenigen Geld ausgebessert werden.
Auto im Schritttempo
Offen räumt auch Falk ein, „dass unsere Straßen stark verbesserungswürdig sind. Aber uns fehlt einfach das Geld für aufwändige Deckensanierungen und Grunderneuerungen.“ Die 20 Mitarbeiter des Tiefbauamtes können die Risse, Wellen und Schlaglöcher bei ihren drei- und einwöchigen Kontrollen auf Nebenstraßen und Hauptachsen zwar aufnehmen - ob die Schäden alle so schnell wie möglich beseitigt werden, steht in den Sternen.
Zwar konnte die Stadt mit den 13 Mio. Euro aus dem Konjunkturpaket II den ein oder anderen Abschnitt sanieren und Flüsterasphalt auftragen - aber auch das war kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Noch immer sind einige Straßen in solch erbarmungswürdigem Zustand, dass es mit Tempo 30-Schildern bald nicht mehr getan sein wird. „In absehbarer Zeit“ , so Falk, werde die Stadt die Geschwindigkeit auf einigen Neben- und Wohnstraßen auf Tempo 10 herunterfahren müssen, auf doppelte Schrittgeschwindigkeit, um Schäden an Fahrzeugen zu vermeiden. In einigen Städten sei das schon der Fall. „Und wir in Dortmund“, sagt Falk, „steuern direkt darauf zu.“