Dortmund.. Der Prozess um die ermordete Musikkritikerin Dr. Sonja Müller-Eisold wurde am 27. Juli mit einem Zeugen fortgesetzt. Es ging unter anderem um Differenzen innerhalb der Dortmunder Kulturbühne, dessen zweiter Vorsitzender der Angeklagte eine zeitlang war. Der 49- Jährige bestreitet die Tat.
40 Jahre lang lebten sie in bester Nachbarschaft zusammen, der Vorsitzende der Dortmunder Kulturbühne und die Musikkritikerin Dr. Sonja Müller-Eisold. „In ihrem Haus trafen sich immer Menschen, das war dann ein herzliches Tohuwabohu“, erzählt der 76-Jährige am dritten Prozesstag vor dem Schwurgericht. Bei aller Freundschaft hat man sich bis zuletzt respektvoll gesiezt.
Bis zuletzt. Als die 80-Jährige am Abend des 25. Oktober 2011 in ihrem Haus in Löttringhausen Opfer eines Raubmordes wurde, so sieht es die Anklage, war ihr Nachbar in Spanien. Erst einen Tag zuvor hatten die beiden noch miteinander telefoniert, sagt der 76-Jährige sichtlich mitgenommen.
Stoß mit spitzem Gegenstand
Es war nicht allein die schreckliche Nachricht über ihren Tod, die ihn erschütterte: Er kennt auch den Mann, den Staatsanwalt Dr. Heiko Artkämper für den Mörder hält: Dr. Martin B. (49), promovierter Philosoph, Unternehmensberater – und früherer 2. Vorsitzender der Dortmunder Kulturbühne. Er soll die Musikkritikerin an jenem Abend um Geld gebeten und ihr dann mit einen spitzen Gegenstand, möglicherweise dem Bolzen einer Armbrust, in den Bauch gestochen haben. Dr. Sonja Müller-Eisold starb kurz darauf an Herzversagen. Der 49-Jährige stahl ihre Scheckkarte, hob mit Hilfe der in der Handtasche gefundenen PIN-Nummer 2500 Euro von ihrem Konto ab. So jedenfalls sieht es die Anklage.
Angeklagter spricht von Verleumdung
Das alles stritt Dr. Martin B. in einer ersten kurzen Stellungnahme ab, er will sich aber später dazu im Prozess noch äußern. Gestern kamen wieder die Differenzen mit der Dortmunder Kulturbühne zur Sprache. Dessen Vorsitzender habe im Streit um ein i-Pad die „Auseinandersetzung sehr weit hinaus ins Publikum getragen“, so der Angeklagte, der auch von Verleumdung spricht.
So engagiert der Senior und Nachbar von Dr. Sonja Müller-Eisold damals war, so sehr versteht er jetzt die Welt nicht mehr. „Ich war so oft drüben, da haben wir bei schönem Wetter vor ihrem Schwimmbad gesessen und Kaffee getrunken.“ Der Prozess geht am 20. August weiter.