Dortmund. Um Platz für Neues zu schaffen, will Vivawest in Dortmund-Huckarde 144 Wohnungen abreißen. Warum der Mieterverein dagegen ist.
Gegen die mehr als 100 Millionen Euro teure Modernisierung der Vivawest-Siedlung „Bergmannsgrün“ in Dortmund-Huckarde regt sich erster Protest. Mieterschützer kritisieren, dass der Gelsenkirchener Konzern 144 voll vermietete Wohnungen abreißen will. Unter den Bewohnerinnen und Bewohnern wachse die Verunsicherung.
„Vivawest plant hier Tabula rasa. Es braucht ein Sanierungs- und Entwicklungskonzept, das Mieter- und Klimaschutz verbindet. Dies könnte Vorbildcharakter für Zehntausende von vergleichbaren Wohnungen im Ruhrgebiet haben“, sagte Tobias Scholz vom Mieterverein Dortmund im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Unternehmen plant, große Teile der Siedlung zu modernisieren, neue Angebote zu schaffen, aber auch etliche Häuser abzureißen, um mehr Wohnungen zu schaffen.
Scholz begrüßt die immense Investition, findet aber bedenklich, dass bereits im Dezember dieses Jahres die Abrissbagger anrollen sollen und die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner bis dahin neue Bleiben suchen müssen. Mit einem ersten Schreiben hat Vivawest die Menschen bereits über die Pläne informiert. In Huckarde mache sich Zukunftsangst breit, beobachtet der Mieterschützer.
Mieterverein fordert Moratorium
„Als Mieterverein haben wir ein Moratorium für die zum Abriss vorgesehen Häuser gefordert. Damit haben wir aber bisher kein Gehör gefunden“, kritisiert Scholz. Trotz aller Unsicherheit sieht er die Bewohnerinnen und Bewohner, die weichen müssen, rechtlich auf der sicheren Seite.
„Aus unserer Sicht haben Mieterinnen und Mieter, die in ihrer Wohnung bleiben wollen, juristisch gute Karten. Vivawest müsste sogenannte Verwertungskündigungen aussprechen“, so Scholz. „Die Hürden hierfür sind sehr hoch.“ Überdies sei zu vermuten, dass manche als ehemalige oder noch aktive Eisenbahner über „noch weitergehende Mieterschutzrechte verfügen“ könnten.
Vivawest: „Niemand wird allein gelassen“
Bei Vivawest ist man sich bewusst, dass die Investitionen in „Bergmannsruh“ auch für Unruhe sorgen. „Wir nehmen alle Sorgen der betroffenen Mieterinnen und Mietern ernst und werden in den nächsten Wochen das Gespräch mit ihnen suchen. Niemand wird allein gelassen“, versichert Konzernsprecher Gregor Boldt. Vivawest sage zu, bei der Suche nach Zwischen- und Ersatzwohnungen zu helfen. „Wir versuchen, für alle betroffenen Mieter ein passendes neues Zuhause zu finden und übernehmen die Umzugskosten. Zudem ist es möglich, wieder in den Bestand zurückzuziehen“, so Boldt.
Zugleich wirbt das Unternehmen um Verständnis. „Es gibt im Quartier und in ganz Huckarde keine Freiflächen, auf denen neue, moderne und vor allem öffentlich geförderte Wohnungen gebaut werden könnten“, betont der Sprecher. Dabei sei der Bedarf an alten- und familiengerechten Wohnungen in Dortmund groß. Die vorwiegend kleinen Wohnungen aus den 50er und 60er Jahren genügten den Ansprüchen nicht mehr.