Dortmund/Essen/Castrop-Rauxel. Ein Vater aus Essen muss für fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis. Er hatte seinem Sohn (11) Kokain gegeben: Der Junge wurde an der A 42 missbraucht.

Das Dortmunder Landgericht hat einen Essener wegen schweren sexuellen Missbrauchs und der Abgabe von Drogen an Minderjährige zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Der 38-Jährige soll Ende März dieses Jahres mit seinem elfjährigen Sohn Kokain geraucht haben und mit dem Jungen (11) dann zu dem Parkplatz "Holthauser Bruch" an der A 42 bei Castrop-Rauxel gefahren sein - einem beliebtem Treffpunkt der Homosexuellen-Szene. Dort soll sich dann ein anderer Mann in einer Toilettenkabine an dem Kind vergangen haben.

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Anders als zunächst angeklagt soll der Vater seinen Sohn nicht zum Missbrauch angeboten haben. Die Verhandlung ergab nach Angaben eines Gerichtssprechers folgenden Sachverhalt: Die Beziehung des 38-Jährigen sei zum Tatzeitpunkt in einer Krise gewesen. Daraufhin soll der Mann, der nach eigenem Bekunden selbst seit der Jugend unterdrückte homosexuelle Neigungen gehabt haben soll, den Plan gefasst haben, sich selbst auf dem Rastplatz mit einem Gleichgesinnten zu treffen. Dort angekommen sei er dann bedingt durch den Einfluss des Kokains auf die Idee gekommen, dass es seinem Sohn ähnlich gehen könnte und er diesem Sex mit einem Mann ermöglichen müsse. Auf der Raststätte sei es dann tatsächlich zu diversen sexuellen Handlungen gekommen.

Polizei stoppt Vater und Sohn am Rastplatz "Lusebrink"

Ein Zeuge hatte damals beobachtet, wie der 38-Jährige dem anderen Mann seinen Sohn überließ und die Polizei alarmiert. Als die erschien, waren der Vater und der Elfjährige schon verschwunden. Nicht ausgeschlossen ist, dass es nach der ersten Tat noch weitere Übergriffe hätte geben können. Die Polizei entdeckte Vater und Sohn schließlich auf dem gegenüber liegenden Parkplatz "Lusebrink" auf der anderen Seite der Autobahn. Auch dort trifft sich die Schwulen-Szene.

Der 38-Jährige kam nach seiner Festnahme in Untersuchungshaft. Seit September hatte das Landgericht gegen ihn verhandelt. Das Urteil, das am Donnerstag fiel und bei dem die Kammer wegen des Kokainkonsums von einer verminderten Schuldfähigkeit des Angeklagten zum Tatzeitpunkt ausging, ist noch nicht rechtskräftig. Die Vorwürfe gegen ihn hat der 38-Jährige im Laufe der Verhandlung gestanden.

Gegen den Mann, der den Jungen missbraucht haben soll, läuft ein separates Verfahren. Die Anklage liegt bereits vor, einen Termin für die Verhandlung gibt es noch nicht. Der Mann hatte zunächst in Untersuchungshaft gesessen, ist aber mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Der Haftbefehl gegen ihn wurde unter äußerst strengen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Update 12. August 2021: Am Donnerstag ist auch der Mann verurteilt worden, der den Jungen missbraucht hat. Bayram C. aus Lünen soll für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Seit Mitte Dezember 2020 musste er sich vor dem Dortmunder Landgericht wegen der Tat verantworten. Das Urteil wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes fiel nach 19 Verhandlungstagen. Im Prozess hatte auch das Opfer aussagen müssen. Die Kammer blieb leicht unter dem Antrag der Staatsanwalschaft, die drei Jahre und neun Monate gefordert hatte. Die Verteidigung hatte in ihrem Plädoyer auf die Nennung eines möglichen Strafmaßes verzichtet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung hat Revision eingelegt. Der Verurteilte bleibt daher vorerst weiter auf freiem Fuß.