Dortmund..
Die „112“ gilt in allen Ländern der EU. Wer die Notrufnummer wählt, erhält in Dortmund, Prag oder Lissabon die nötige Hilfe. Wer allerdings in einer dieser Städte mit dem Telefon ein Taxi bestellen will, muss wesentlich mehr Ziffern im Kopf haben. Selbst in deutschen Städten sind die Taxi-Nummern unterschiedlich, mitunter existieren mehrere Alternativen in einer Ortschaft.
Mit der kostenlosen App „myTaxi“ müssen seit 15. Juli auch in Dortmund potenzielle Kunden keine Taxi-Rufnummern mehr parat haben. Mit der Software kann das nächstgelegene Taxi per Knopfdruck auf dem Smartphone zum eigenen Standort bestellt werden. Mittels GPS wird in Google-Maps die Position des Fahrgastes und der Taxen in der Umgebung angezeigt. Der Kunde sieht unter anderem den Fahrpreis für die gewünschte Route, die Zeit bis zum Eintreffen des Taxis am Abholort sowie Namen und Bild des Fahrers.
Noch funktioniert „myTaxi“ nur in einigen deutschen Ballungsgebieten, doch plant der Hersteller Intelligent Apps bereits jetzt für den Weltmarkt. „Wir starten demnächst in Holland, Spanien, Schweiz und Österreich und haben bereits einen Lizenzpartner in Australien“, sagt Friederike Mewes zu den Expansionsbestrebungen des Unternehmens. Am Firmensitz in Hamburg sei das Unternehmen bereits der zweitgrößte Vermittler von Taxifahrten. In Dortmund sei die App mit 25 Taxen gestartet. Bis Ende des Monats werden laut Mewes 40 Fahrer über „myTaxi“ in Dortmund erreichbar sein.
Mit ihrer Software sagt Intelligent Apps nicht nur bestehenden Taxi-Apps den Kampf an, sondern vor allem den Taxi-Zentralen vor Ort. Taxi-Unternehmen zahlen örtlichen Rufzentralen eine monatliche Gebühr dafür, dass diese ihnen die Fahrten vermitteln. „Der Fahrer zahlt bei ‘myTaxi’ pro durchgeführte Fahrt 79 Cent netto an uns“, sagt Mewes. Taxifahrer haben somit die Möglichkeit, ohne die Hilfe der Taxi-Zentralen Touren zu ergattern.
Murphy Pohl-Leifermann, von Taxi Dortmund, nimmt die Konkurrenz ernst. Seinen Kunden, die insgesamt mehr als 450 Taxen in Dortmund betreiben, kann der Vorstandsvorsitzende die Nutzung von „myTaxi“ nicht verbieten. Im Gegenzug werde Taxi Dortmund daher eine eigene für Fahrgäste kostenlose App auf den Markt bringen. „Die ist quasi fertig“, so Pohl-Leifermann und werde die gleichen Funktionen bieten wie „myTaxi“. An Taxi Dortmund angeschlossene Taxi-Unternehmen könnten sich in Zukunft ohne zusätzliche Kosten auch Fahrten über die hauseigene App vermitteln lassen. Im Gegensatz zu „myTaxi“ werde die App nur in Dortmund funktionieren und nicht in Bochum oder Berlin.
Abhilfe verspricht der Taxiverband Deutschland: „Wir planen eine bundesweite Taxivermittlung als App, die alle Taxi-Unternehmen nutzen können, egal ob sie die Dienste einer Taxi-Zentrale in Anspruch nehmen, oder nicht“, sagt Josef Mengeler vom Taxiverband Deutschland. Die kostenlose App werde allerdings nur in Deutschland und frühstens im kommenden Jahr erhältlich sein.