Dortmund.. Sie sollen helfen, die Roma-Szene besser zu verstehen: Zwei Polizisten aus Sofia und Plovdiv laufen zwei Wochen lang Streife mit Dortmunder Kollegen. Und trafen bereits auf viele bekannte Gesichter. Die bulgarischen Polizisten sollen die kriminelle Szene verunsichern.
Wie bedeutend dieser bulgarische Besuch ist, deuten weniger die Fernsehteams an, die die zwei Polizisten aus Sofia und Plovdiv bei der Simulation einer Streife in der Dortmunder Nordstadt begleiten. Die Fallhöhe definiert Norbert Barkoski, 71, ein Passant, der fragt, was dieser Auftrieb zu bedeuten habe – bulgarische Polizisten sollen den Kollegen helfen, die Szene der zugewanderten Roma besser zu verstehen, sollen ... „Zwei reichen doch nicht!“, ruft Barkoski. Vor drei Wochen sei seine Schwiegermutter, 86, am Nachmittag von drei Jugendlichen überfallen worden. Zwei habe die Polizei verhaftet, Roma-Jungen. „Ich geh’ im Dunkeln nicht mehr raus, weil man ja Angst hat, woll.“
Die Reaktionen ähneln sich, auch die der türkischen Anwohner: Die Roma werden als Problem empfunden. In Zahlen: 1600 bis 1700 sind gemeldet in Dortmund, erklärt Polizeipräsident Norbert Wesseler. Rund 350 seien „kriminaltechnisch unterwegs“. Die Nordstadt, speziell die Mallinckrodtstraße, ist der Schwerpunkt. Man könnte auch sagen: die Basis. Denn vor allem Diebstähle begeht die Klientel, soweit die Polizei weiß, auch anderswo. Später ist noch der Besuch von Sozialarbeitern geplant, und die Rumänen will man ebenfalls einladen. Ähnliche Projekte laufen auch in Duisburg, Frankfurt, Mannheim ...
Problemhäuser und Schwierigstraßen
Aber zunächst sind Dimitar Dimitrov und Atanas Georgiev zwei Wochen zu Besuch und sollen etwa mit Markus Wick durch Schwierigstraßen und Problemhäuser streifen. Dimitrov und Georgiev natürlich in Zivil, sie sind nur „beratend“ tätig. Wick, der Leiter des Schwerpunktdienstes Nord, erklärt das näher:
– „So bekommen wir kriminelle Personen ganz anders in den Fokus.“
– „Es ist ein ganz anderer Respekt da bei den Betroffenen.“
– „Und dann lassen wir die Kollegen auch wirken.“
Das ist auch schon der Kern. Wenn der bulgarische Besuch die Szene verunsichert, ist ein Ziel erreicht. Und natürlich ist es hilfreich, wenn man sich persönlich kennt, sollte eine „Fachfrage“ aufkommen zwischen Dortmund und Plovdiv.
Die Erfahrungen bisher: „Wir haben viele bekannte Gesichter gesehen, wurden wiedererkannt und begrüßt“, sagt Georgiev. Die einen sind erstaunt, die anderen, nun, unangenehm erstaunt. Aber nein, bei einem Großteil habe es sich nicht um Straftäter gehandelt. Man kenne sich einfach aus den Vierteln in Plovdiv, in denen er seit 15 Jahren Streife läuft. Und wie erleben diese Bulgaren Dortmund? Ihre Erwartungen waren oft unrealistisch. „Jeder Zehnte sagt, dass er wieder zurück möchte.“