Dortmund. „Vatta, du komms zu spät nache Maloche. Vatta, ich sag dir dat zum letzten Mal. Steh auf, oder es passiert wat!” Das Ruhrgebiet hat seine eigene Sprache - und Menschen wie einst Tana Schanzara füllen sie mit Leben. Das Festival RuhrHochDeutsch feiert sie von Juli bis September.

Den „märchenhaftesten aller Dialekte” feiert zur Kulturhauptstadt das Festival „RuhrHochDeutsch” in einem historischen Spiegelzelt vor dem Dortmunder U - satte drei Monate lang. Und mit nahezu allen Kabarettisten, die der Pott hergibt.

Die Ruhris sollen stolz sein

„Das Ruhrgebiet hat eine tolle Sprache”, sagt Horst Hanke-Lindemann, der gemeinsam mit Fred Ape die künstlerische Leitung hat, „und wir wollen, dass der Ruhri ein bisschen stolz auf seinen Dialekt wird.” Zeit hat er dazu von Juli bis September 2010 nahezu täglich. Die Schönheit des Ruhrdeutsch zelebrieren sozusagen in einem Gipfeltreffen Ruhrpott-Kabarettisten wie Herbert Knebel, Ingo Appelt, Hennes Bender, Frank Goosen, Jochen Malmsheimer, Fritz Eckenga, Franziska Mense-Moritz, Dr. Stratmann und einige mehr. „Die zwei vonne Südtribüne”, bekannt aus dem Ruhrpott-Karneval „Geierabend” planen eine eigene Premiere. Und die Lokalmatadore Lioba Albus und Bruno „Günna” Knust meistern sogar wöchentlich eine Show: Unter dem Titel „Herz, Dame, sticht” will Albus mit wechselnden, „frechen, kodderigen” Partnerinnen beweisen, „dass es auch lustige Frauen gibt”. Knust hingegen plant mit Band eine verrückte „Mischung aus Lohntütenball und Hartz Vegas”.

Auf die Experten aus dem Pott treffen bei dem Festival Anhänger anderer Mundarten wie Wilfried Schmickler, Ingolf Lück, Richard Rogler, der Familie Popolski und der Anarcho-Clown der 70er Jahre, Leo Bassi.

Nicht nur lustige Facetten

„RuhrHochDeutsch” will allerdings mehr als nur die lustigen Facetten ausschöpfen: „Musik aussem Pott” mit Konzerten zum Beispiel von Stoppok und einem Special der Dortmunder Schlagerrevue „Liebesperlen” gibt es zu hören. Foto-Ausstellungen unter anderem von Jürgen Wassmuth und WR-Fotograf Bodo Goeke erinnern an das schwarz-weiße Ruhrgebiet. Das Symposium „Die Dialektik der Dialekte” beleuchtet das Thema Ruhrdeutsch wissenschaftlich. Und eine Filmreihe (im Kino Schauburg) bietet eine Retrospektive von Filmen wie Adolf Winkelmanns „Die Abfahrer” oder Peter Thorwarths „Bang Boom Bang”.

„Das ist das größte Projekt der freien Szene in Dortmund und fast das allergrößte im Ruhrgebiet”, sagt Kurt Eichler, Geschäftsführer der Dortmunder Kulturbetriebe. Das Spiegelzelt - ein Original aus von 1892 mit Platz für 380 bis 450 Zuschauer in Variete´-Atmosphäre - soll die Menschen auch zum U-Turm locken. „Wir müssen allerdings aufpassen, dass vor dem U nicht mehr passiert, als im U selbst”, so Eichler lachend.

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